Dulsberg-Grünzug in Hamburg

 

Weltanschauung im Garten

Bereits der erste Bebauungsplan für den Dulsberg aus dem Jahre 1903 wies in einem ansonsten eng bebaubaren Quartier zwei Grünflächen auf. Eine kleinere an der heutigen Probsteier Straße, die als Spielplatz dienen sollte und auch als solcher realisiert wurde. Und eine größere, im Schnittpunkt der geplanten Hauptstraßen gelegen: Eine von Wegen ornamental gegliederte Rasenfläche mit locker verteilten Gehölzpflanzungen und platzartigen Aufweitungen – eine davon als Kirchplatz vorgesehen. Diese Schmuckanlage im spätlandschaftlichen Stil des 19. Jahrhunderts sollte allenfalls gemessenen Schrittes durchwandelt, sicher nicht durch die Nutzer „in Besitz genommen“ werden. Die damals laut werdenden Rufe nach Benutzbarkeit und einer neuen Formensprache öffentlicher Parks schätzte Planverfasser Eduard Vermehren (1847–1918), von 1901–1907 Oberinspektor des Ingenieurwesens und ein Gestalter der alten Schule, offenbar wenig.

Angesichts dieses ersten Bebauungsplans schien es dem seit 1909 als Hamburger Baudirektor amtierenden Fritz Schumacher (1869–1947) nicht nachvollziehbar, dass ein Gebiet mit der Einwohnerzahl einer Kleinstadt nur einen einzigen Grünfleck „unbegreiflicherweise mitten im Zug einer Ausfallstraße“ haben sollte. Im Gegensatz zu Vermehren stand Schumacher progressiven Kräften in Architektur und Gartenkunst nahe, für die in öffentlichen Gärten nicht Repräsentation, als vielmehr ein unmittelbarer sozialer Nutzen im Vordergrund stehen sollte: für Sport, Kinderspiel oder auch als Versammlungs- oder Picknickplatz.

Diese Überlegungen beförderten eine neue, als „Reformgartenkunst“ bezeichnete Ästhetik, die ihre Nähe zum Hochbau nicht verbarg: Stolz nannten sich Gartenkünstler nun „Gartenarchitekten“, planten Grünanlagen wie Zimmer eines Hauses als Funktionsräume von geometrischem Zuschnitt. Umgekehrt war seitens des Hochbaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Annäherung zur Gartenkunst zu verzeichnen: Inspiriert vom Prinzip des aus England kommenden „Garden City Movement“ entwarfen in den 1910er Jahren auch deutsche Stadtplaner Siedlungen mit großzügigen zentralen Grünanlagen. Diese „Innenparks“ sollten das gestalterische und ideelle Kernstück modernen Siedlungswesens darstellen und eine physisch und psychisch gesunde Generation von Stadtbewohnern bilden helfen. Diesem Anspruch sollte nun auch der Dulsberg genügen.

Schumacher als Stratege

Hatte Schumacher bereits die Reform des Kleinwohnungsgesetzes 1918 durch Publikationen strategisch geschickt befördert und durch Bekanntmachungen flankiert (Hipp 2009), so scheint er auf dem Dulsberg mithilfe der „Patriotischen Gesellschaft von 1765“ nicht weniger geschickt agiert zu haben. Die Patriotische Gesellschaft ist ein von Hamburger Bürgern getragener gemeinnütziger Verein, der sich seit der Aufklärung für Verbesserungen im öffentlichen Sektor einsetzte: Die Einführung des Kartoffelanbaus und des Blitzableiters in Hamburg, die Gründung der ersten Sparkasse in Europa sowie die Gründung öffentlicher Bücherhallen und Museen gingen auf die bis heute bestehende Gesellschaft zurück. Mit Blick auf Dulsberg suchte der gesellschaftseigene „Ausschuss für das Siedlungswesen“ 1917 in Gesprächen mit Schumacher und der Baudeputation zu klären, wie sich „die Kleinwohnung für die minderbemittelte Bevölkerung“ durch Einzelhäuser oder maximal dreigeschossige Mietshäuser wirtschaftlich bauen ließ, ohne auf die geschmähten „Mietskasernen“ zurückgreifen zu müssen.

Der Ausschuss war mit engagierten Fachleuten wie Dr. Knauer, Rudolf. Bendixen und E. Neue sowie dem Architekten Hugo Groothoff (1851–1918) besetzt. Dennoch kritisierte Schumacher diesen Vorstoß als „uferlosen Idealismus“. Aber die Forderungen der Patriotischen Gesellschaft kamen ihm sicher nicht ungelegen, unterstützten sie doch seinen Wunsch nach vollständiger Überarbeitung des alten Bebauungsplans. Der von der Patriotischen Gesellschaft überarbeitete Bebauungsplan ähnelte Schumachers wenig später vorgelegter Lösung zudem auffallend und legt die Vermutung nahe, Schumacher habe Einfluss genommen, um möglichst große Übereinstimmungen mit seinen eigenen Vorstellungen zu erzielen.

Der 1917 verabschiedete neue Bebauungsplan ließ den zentralen Grünzug bogenförmig nach Südosten schwenken und schuf damit Raum für eine kreuzende, Spielplätzen gewidmete Grünachse. Im unmittelbaren Umfeld des Grünzugs hatte Schumacher die Bauhöhe „herabgezont“ –  überwiegend auf drei Geschosse reduziert – was einen organisch wirkenden Übergang von den Vegetationsflächen zu den weiter entfernten, maximal fünfgeschossigen Baukörpern schuf.

Der Schöpfer zeigte sich angesichts der Entwicklung der eigenen Gestaltungsprinzipien selbst überrascht: „Ich merkte mit einer Art innerem Staunen, dass ich eine neue Sprache beherrschte […].“ (Schumacher, Stufen des Lebens)

Dass es gelungen war, trotz Herabzonung noch Platz für einen weitläufigen Freiraum für Erholung und soziale Interaktion zu generieren, vermerkte Schumacher später stolz: Es möge „im ersten Augenblick wie ein Wunder“ erscheinen, belege aber, dass man städtebauliche Ziele durch Überlegung erreichen kann, wenn man nur genügend große Flächen und „wirkliche Bewegungsfreiheit“ habe.

Der Gartendirektor zieht die Register

Die Ausgestaltung des Grünzugs oblag dem seit 1914 amtierenden Hamburger Gartendirektor Otto Linne (1869–1937). Der mit Schumacher gleichaltrige und ebenfalls aus Bremen stammende Linne war bereits Gartendirektor in Erfurt und Essen gewesen, bevor er in Hamburg mit einem Arbeitsberg überhäuft worden war: Die Umgestaltung ehemals privater Parks zu öffentlichen Grünanlagen, die Modernisierung bestehender Grünanlagen und die Schaffung neuer Parks und Spielplätze lag in seinen Händen. Mit Schumacher hatte er bereits bei der kontrovers diskutierten Gestaltung des Hamburger Stadtparks hervorragend zusammengearbeitet. Seit 1919 oblag ihm zusätzlich die Leitung des Hauptfriedhofs Ohlsdorf, dessen großer östlicher Erweiterungsteil hauptsächlich auf seine Planung zurückgeht. Mit dem ersten Bauabschnitt im Südwesten Dulsbergs nahm ab 1921 nun auch der Grünzug unter seiner Leitung Gestalt an.

Der Reformgartenkünstler Linne definierte den Grünzug in Teilabschnitten unterschiedlicher Funktionen: Ein großer Spielrasen und ein weitläufiger Sandspielplatz, blumengeschmückte „Alte-Leute-Gärten“ und „Erzählersenken“ – ungefähr halbrunde, flache Rasentribünen mit formalen Heckeneinfassungen; dazu interpretierte Linne die Spielplatzachse sportlich, mit Rasensportfeldern und einer „Kampfbahn“. Unangefochtener Höhepunkt des Ensembles war ein Planschbecken, dass im Sommer von Kindern wimmelte: Ein kleiner Stadtpark im Quartier!

Indem Linne die von flachen Wiesen- und Sandflächen bestimmten Teilräume untereinander, vor allem aber gegen die umgebende Bebauung mit regelmäßigen Baumreihen und Hecken absetzte, führte er die Herabzonung der Architektur in der Vegetation fort. Und hatte Schumacher durch den bogigen Verlauf des Grünzugs dafür gesorgt, dass keine schier endlosen Raum- oder Straßenachsen entstünden, ließ nun die fast perfekte Spiegelsymmetrie der Einzelgärten den Eindruck einer Mittelachse des gesamten städtebaulichen Ensembles entstehen: Ein selten erreichtes Ineinandergreifen von Städtebau und Gartenarchitektur.

Nach Linnes Pensionierung im Jahr 1933 – vermutlich wegen politischer Differenzen mit dem NS-Regime – geriet die Fortführung des Grünzugs bis zur damaligen Landesgrenze nach Wandsbek ins Stocken. Die bis dahin geschaffene Gestalt war indessen eindrucksvoll genug und bestand bis in die Jahre des Zweiten Weltkriegs.

Alles auf Null

Sogar nach den Flächenbränden vom Juli 1943 zeigte sich der Grünzug in seinem Baumbestand erstaunlich geschlossen. Erst die kalten Nachkriegswinter ließen die Bäume als Heizmaterial in Notwohnungen und in den blechernen „Nissenhütten“ verschwinden, die auf der großen Wiese an der Vogesenstraße errichtet worden waren. Zusätzlich wurden die Binnenstrukturen des Grünzugs durch privaten Gemüseanbau der Bewohnerschaft überformt und südlich der „Kampfbahn“ eine Trümmeraufbereitungsanlage errichtet: Im Grünzug bildete sich die „Stunde Null“ der Gesellschaft ab.

Weit entfernt davon, die vernichtete Gartenarchitektur der Vorkriegszeit wiedererstehen zu lassen, entwickelte die nach dem Krieg eingerichtete Gartenbauabteilung des Bezirks Hamburg-Nord unter ihrem Leiter Werner Töpfer ein völlig konträres Konzept: Zusammenhängende und weitläufige Wiesenflächen, eingefasst von landschaftlichen Gehölzpflanzungen, sollten von nun an die Anlage bestimmen. Als seien sie aus alten Feldwegen hervorgegangen, querten kurze Fußwege in aufgelockerten Verlauf die Wiesenflächen, ähnlich der Idee des „aufgelockerten Städtebaus“ dieser Zeit. Eine kleine heile Welt, die mit den strengen Formen der Vorkriegszeit brechen und einen Neuanfang für eine offene Gesellschaft versuchen wollte.

Von den alten Funktionsräumen überlebte nur das Planschbecken – ergänzt mit einem rahmenden Belag aus Betonplatten und Asphalt – wie eine Insel im weiten Wiesenstreifen.

Zusätzlich aber schuf Töpfer auf dem Platz der ehemaligen Trümmeraufbereitungsanlage einen neuen und modernen Spielbereich. Mit erkennbarem Stolz erläuterte er, dass die „in Form einer eingedrückten ‚8‘ angelegt(en)“, 225 Meter langen Fahrbahnen „wie auf der Autobahn“ voneinander getrennt verliefen. Mithilfe eines Tunnels werde zudem ein kreuzungsfreier Verkehr gewährleistet. Der dabei entstandene 2,50 Meter hohe Abfahrtshügel werde von den Kindern eifrig genutzt, die „mit den Rollern schneidig heruntergefahren“ kämen und „mit Eleganz in die Kurve“ gingen. Von nah und fern kämen die Kinder „zu diesem neuartigen Spielplatz“.

Spielraum Stadt & Kulturdenkmal

Zwischen den 1960er und -90er Jahren musste die Siedlung mit einer sich wandelnden Sozialstruktur seiner Bewohner fertig werden. Es ging die Rede von Armut, Kriminalität und Verwahrlosung, die sich auch im öffentlichen Grün zeigte. In den 1990er Jahren mehrten sich zudem hamburgweit Klagen, dass Kinder und Jugendliche ihre Spielplätze sogar dann kaum annähmen, wenn diese frisch saniert waren (Baumgarten 1997). Eine neue Planergeneration begriff ihre dringendste Aufgabe daher häufig nicht mehr in der Schaffung flächendeckend durchgestylter Freiräume „am grünen Tisch“. Die Zeit spektakulärer Neuschöpfungen war abgelaufen. Auf dem Dulsberg fokussierten die Planer stattdessen auf eine Einbindung der Nutzer in Planungsprozesse, in Bewusstseinsbildung und pragmatische, oft punktuell wirksame Lösungen (Spalink Sievers 1997) sowie auf die Vernetzung öffentlicher und institutioneller Grünflächen zum „Spielraum Stadt“. Stellvertretend für diese Planungsansätze stehen die in den Jahren 1999–2000 erfolgte Umwandlung des inzwischen funktionslosen Planschbeckens in ein Streetballfeld,die Schaffung eines benachbarten Freiraum-Jugendtreffs und nicht zuletzt die Einrichtung eines Mädchenspielplatzes an der dem Grünzug benachbarten Schule Alter Teichweg .

 

Auffällig unauffällig? Bei näherer Kenntnis dürfte sich dieser Eindruck wandeln, denn zweifellos: Es war ein großer Wurf, der hier in den 1920er Jahren auch grünplanerisch gelang. Wäre die damals geschaffene Gartenarchitektur noch ansatzweise vorhanden, es genügte wohl, den immerwährenden Ruhm des Grünzugs zu begründen…

Dass es anders kam und eine nach dem verheerenden Krieg sich unversehens demokratisch verstehende Gesellschaft in den 1950ern Tabula rasa machen, dass die in den 1990er Jahren „abgespielte“ Anlage erneut einem gewandelten Selbst- und Gesellschaftsverständnis der Planer und Nutzer angepasst werden würde: Wer hätte es vorhersehen können? Gegen die ambitionierten freirauplanerischen Gesamtlösungen der 1920er und auch der 1950er Jahre wirkten gesamtgesellschaftliche Geschehen: erdrutschartig ab 1943, ab den 1960er Jahren langsam und stetig, übten sie erheblichen Veränderungsdruck aus, der auch eine besondere Anlage wie die auf dem Dulsberg langfristig zu nivellieren drohte. Doch trotz aller gestalterischer und funktionaler Ungereimtheiten im Detail macht eine Stärke der Anlage aus, dass sie sich im Großen so trotzig unbeeindruckt erhalten hat.

Eine neue Zeit produziert auch für ihre Grünanlagen neue, zeittypische Herausforderungen, die mit Geburtenrückgang, Stadtwachstum und Denkmalschutz nur angedeutet sein mögen. Gerade diese nunmehr 100-jährige Bedarf- und Reaktions-Schichtung aber macht den Dulsberg aus. Er wäre mit gewissem Recht als Abbild unserer jüngeren Gesellschaftsgeschichte zu bezeichnen. Je suis Dulsberg!

 

Literatur

Baumgarten, Heiner: Konzeption „Spielraum Stadt“ für Hamburg, in: stadt+grün, Jg. 46 (1997) H. 5, S. 299–304, S. 301
Hipp, Hermann: Wohnstadt Hamburg : Mietshäuser zwischen Inflation und Weltwirtschaftskrise. Neuausgabe mit aktuellen Beitr., Berlin 2009, S. 13
Schumacher, Fritz: Das Werden einer Wohnstadt : Bilder vom neuen Hamburg, Hamburg 1932
Schumacher, Fritz: Stufen des Lebens : Erinnerungen eines Baumeisters, 1935
Spalink-Sievers, Johanna: Spielraum Stadt : Untersuchungsgebiet Dulsberg-Nord. Unveröffentlichtes Gutachten im Auftrag der Freien und Hansestadt Hamburg, Hannover 1996
Spalink-Sievers, Johanna: Freiflächen-Entwicklungskonzept Dulsberg, in: stadt+grün, Jg. 46 (1997) H. 5, S. 305–310, S. 307f
Staatsarchiv Hamburg, Baudeputation B987, Bau einer Kleinwohnungssiedlung auf dem Dulsberggelände 1917-1926. Abschrift im Hamburger Denkmalschutzamt, Inv-Nr. 500002036

Töpfer, Werner: Aus Trümmeraufbereitungsanlage wird eine Rollerbahn, in: garten und landschaft, Jg. 64 (1954), S. 17

Alter Elbpark

Sein über die hohen Baumwipfel ragendes Erkennungszeichen – das 34 m hohe Denkmal eines schwerttragenden Bismarck – ist in mehrfacher Hinsicht sperrig. Das den Park seit 1906 dominierende Bauwerk mit seiner problematischen Symbolik ist jedoch nur ein Aspekt dieses wichtigen Hamburger Parks. Die Gestaltung des Ortes reicht zurück bis in die Zeit der Religionskriege, die Europa zwischen 1618 und 1648 verheerten.

„Hambvrgvm“ von Matthäus Merian dem Älteren. Aus: Merian, Matthäus (1653) Topographia Saxoniae Inferioris, Frankfurt am Main. Via Wikimedia Commons
„Hambvrgvm“ von Matthäus Merian dem Älteren. Aus: Merian, Matthäus (1653) Topographia Saxoniae Inferioris, Frankfurt am Main. Via Wikimedia Commons

Hamburg war auf die Gefahren des 30-jährigen Krieges nicht unvorbereitet: Man hatte den holländischen Festungsbaumeister Johan van Valckenburgh (um 1575-1625) gewonnen, nach den modernsten Erkenntnissen der Kriegsbaukunst einen halbkreisförmigen Erdwall nördlich um die gesamte Stadt zu ziehen. Ein aus der Alster gespeister Wassergraben umgab diesen Wall, aus dem 22 große Bastionen und kleinere Ravelins auskragten, um von dort Angreifer noch vor einer Erstürmung bekämpfen zu können; Spitze Holzpfähle auf der Wallkrone, eine nach außen abfallende Erdaufschüttung mit freiem Schussfeld – das Glacis – und der Bau zusätzlich vorgelagerter Verteidigungsanlagen wie der „Sternschanze“ vervollständigten die Anlage. [1]

Für die Errichtung der Wallanlagen wendete Hamburg zwischen 1614 und 1624 ein Viertel seiner Einnahmen auf. Van Valckenburgh fiel bereits ein Jahr nach Fertigstellung der Anlagen bei Den Haag im Kampf gegen das spanische Heer. Für Hamburg aber zahlte sich der Einsatz aus: Während des 30-jährigen Krieges wurde kein einziger Angriff auf die so schwer gesicherte Stadt unternommen. Im Gegenteil zog Hamburg zahlreiche Flüchtlinge an und ging aus dem Krieg als wohlhabendste und bevölkerungsreichste deutsche Stadt hervor. [2]

Auch bei späteren Kriegshandlungen wie der Belagerung durch den Dänenkönig Christian V. im Jahre 1686 diente der Wallring erfolgreich der städtischen Verteidigung:

„Den 22ten verfügte ich mich gar frühe auff dem Walle, weilen ich wegen des unaufhörlichen Schiessens die vergangene Nacht wenig geruhet, umb zu sehen, wie weit die königlichen avancieret. Ich fand aber die Denischen noch in voller Arbeit, und hatten sie bereits von dem Strande über dem Hamburger Berge, die St. Pauli Kirche vorbey, bisß an die Seiler Bahn, eine Linie gemacht und sich eingeschnitten, weßwegen man denn diesen gantzen Morgen sonder auffhören von den Wallen feurete, um die fernere Arbeit zu verhindern. […] Dieser gantze Tag wurde mit fleissiger Arbeit auf den Wällen zugebracht, blendungen und Schantz=Körbe verfertiget, und noch mehr Stücke herbey geschaffet. Umd drei Uhr Abends ging das heftige Cannoniren von allen Seiten nach der Sternschantze an, und setzten die Königl. Solche mit Bombeneinwerffen heftig zu und kamen mit denen Aprochen sehr nahe; es stund solche Schantze die gantze Nacht gleichsam in Feuer und Flammen.“ [3]

Isaak Altmann (1777-1837)
Isaak Altmann (1777-1837)

Als der Festungsring gegen die fortgeschrittene Waffentechnik keinen Schutz mehr bieten konnte, beschloss der Senat 1804 seine Umwandlung in eine Parkanlage. Mit der Einnahme der Stadt durch das napoleonische Heer zwei Jahre später wurde die begonnene Entfestigung zwar zunächst rückgängig gemacht, doch konnte nach dem Abzug der Besatzer das Vorhaben erneut begonnen werden. [4]

Unter der Leitung des Bremer Kunstgärtners Isaak Altmann wurden zwischen 1820 und 1833 die scharf profilierten Erdbauwerke in eine weich modellierte Grünanlage „im Geschmack der Natur“ umgewandelt, [5] die mit geschwungenen Wegen, weiten Wiesenflächen, Alleen und naturnah gruppierten Gehölzen eine idealisierte Landschaft schufen. Sicher vorrangig aus ökonomischen Gründen blieb dabei die charakteristische Grundform der Fortifikationsanlage im geschlängelten Grabenverlauf und der abgerundeten Bastionsflanken erhalten. Ein Zeitgenosse berichtete 1827:

Grundriss des Hamburgischen Walles und der daran gränzenden Strassen. gez. C. A. Schwarz. Hamburg 1834 (Quelle: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg)
Grundriss des Hamburgischen Walles und der daran gränzenden Strassen. gez. C. A. Schwarz. Hamburg 1834 (Ausschnitt. Quelle: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg)

„Während neben dem Fahrwege auf der Höhe eine alte Promenade hinläuft, führen mehrere Wege am Abhange und am Fuße des Hügels den Wanderer, der eben das Gewühl des Altonaer Tors verläßt, in die ruhige Stille eines Akazienwäldchens hinter der Sternwarte und aus diesem zu einer Tannenpartie, welche ein Pulvermagazin verbirgt. Bald eröffnet sich vor ihm ein geräumiger Spielplatz, für die Jugend bestimmt, während ein buschreicher weg den freund der Einsamkeit um denselben herumführt; eine zweite Tannenpartie, mit Akazien umgeben, und Rosen mit immergrünen Bäumen verschiedener Art bieten das Bild des kräftigen Männlichen Alters und der Blüte der Anmut, aber Trauerweiden unter Mannigfach blühenden Sträuchern und Stauden deuten auf den Ernst des Lebens hin, doch auch hier umgeben blühende und duftende Gesträuche den Wanderer, und ein Sitz ladet ihn zur Ruhe ein […]. [6]

Der Hafen Vom Stintfang Gesehen / Gezeichnet und in Stahl gestochen von James Gray. - Hamburg : Berendsohn, 1857 (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg)
Der Hafen Vom Stintfang Gesehen / Gezeichnet und in Stahl gestochen von James Gray. – Hamburg : Berendsohn, 1857 (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg)
Plan des Ausstellungsparks der Internationalen Gartenbau-Ausstellung in Hamburg (Bildarchiv Museum für hamburgische geschichte. Repro aus Gustav Allinger, Das Hohelied von Gartenkunst und Gartenbau : 150 Jahre Gartenbau-Ausstellungen in Deutschland. Berlin/Hamburg 1963, S.34)
Plan des Ausstellungsparks der Internationalen Gartenbau-Ausstellung in Hamburg (Bildarchiv Museum für hamburgische geschichte. Repro aus Gustav Allinger, Das Hohelied von Gartenkunst und Gartenbau : 150 Jahre Gartenbau-Ausstellungen in Deutschland. Berlin/Hamburg 1963, S.34)
Hängebrücke auf der IGA 1869 (Foto: C. Damann, 1869)
Hängebrücke auf der IGA 1869 (Foto: C. Damann)

Mit der Ausrichtung der ersten Internationalen Gartenbauausstellung in Hamburg im September 1869 veränderte sich diese am „klassischen Landschaftsgarten“ orientierte Gestaltung in dem Abschnitt des Wallringparks zwischen Landungsbrücken und Millerntor. Die Gesamtplanung übernahmen Architekt Martin Haller (1835-1925) und der Garten-Ingenieur Friedrich Joachim Christian Jürgens (1825-1903) im Stil des Biedermeier: Den nun buchtenreichen Wallgraben überspannte eine Hängebrücke, und die Rasenhänge präsentierten sich durch Gehölzpartien und Teppichbeete ornamental geschmückt. Dauerte die Ausstellung auch nur 11 Tage, so formte sie doch eine vom Rest der Wallanlagen getrennte Anlage und damit das Areal, das heute als „Alter Elbpark“ überkommen ist. [7]

IGA 1869 (Foto: C. Damann)
IGA 1869 (Foto: C. Damann)

Diese erste Internationale Gartenbauausstellung erfuhr 1897 in den Teilen nördlich des Millerntors eine erfolgreiche Wiederbelebung, die im 20. Jahrhundert schließlich in die Tradition der Niederdeutschen Gartenschau „Planten un Blomen“ und der IGA’s  mündete. Mit dem Bau der Kerstin-Miles-Brücke (1897) sowie dem Bau der Cuxhavener Allee und der Helgoländer Allee anstelle des alten Wallgrabens wurde der Alte Elbpark um 1900 stärker in die Verkehrsströme der Stadt einbezogen.

Blick auf Seewarte und Kerstin-Miles-Brücke aus Norden, um 1900 (Wikimedia commons)
Blick auf Seewarte und Kerstin-Miles-Brücke aus Norden, um 1900 (Wikimedia commons)

Mit der Seewarte (1881) gehörte der Alte Elbpark Teil zu einer als Bildungslandschaft verstandenen Inszenierung, die im Norden durch den Bau der Kunsthalle (1869), dem Strafjustizgebäude (1882), dem Dammtorbahnhof (1903), der Musikhalle (1908), dem Museum für Hamburgische Geschichte (1918) und vielen weiteren öffentlichen Einrichtungen in Beziehung gesetzt wurde: Auf den Höhen der ehemaligen Bastionen präsentierte die Hansestadt in einer gepflegten Parklandschaft ihre kulturellen Leistungen.

Bismarckdenkmal im Alten Elbpark (Postkarte 1914)
Bismarckdenkmal im Alten Elbpark (Postkarte 1914)

Mit der Entscheidung, im Alten Elbpark eine Statue zu Ehren des verstorbenen Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898) zu errichten, erreichte das großbürgerliche Repräsentationsbedürfnis eine neue Stufe. Die der Elbmündung zugewandte Monumentalplastik scheint vorrangig den Machtanspruch des Deutschen Reiches zu symbolisieren. Doch verbirgt sich mehr dahinter als nationalistische Überheblichkeit und Personenkult: Nach kontroversen Diskussionen wählte das Hamburger Wettbewerbkomitee unter 182 Entwürfen die Arbeit des Bildhauers Hugo Lederer (1871-1940) und des Architekten Johann Emil Schaudt (1871-1957). Diese Arbeit ging über die zeitgenössische Kunst hinaus, als sie eine überzeitliche Bedeutung des Reichkanzlers darzustellen suchte. Sie bediente sich dabei nicht nur der Rolandspose mit dem blankgezogenen Schwert, die traditionell die Stadtrechte symbolisierte: Die geometrisierende, in ihrem flache Relief mit der Architektur verschmelzende Plastik stand im Gegensatz zu zahllosen naturalistischen Persönlichkeitsdarstellungen dieser Zeit, die nicht nur Kunsthallendirektor Alfred Lichtwark (1852-1914) als „innere Belanglosigkeit“ abtat. Im Überschreiten einer bloßen Persönlichkeitsdarstellung durch Abstraktion kann daher ebenso eine Glorifizierung wie eine Distanzierung gesehen werden, die sich von der „Hofkunst“ des Deutschen Kaisers abwandte. [8]

Bismarckdenkmal in der Königstraße in Hamburg-Altona von 1898 (Foto: Hinnerk11, 2013, via wikimedia commons)
Bismarckdenkmal in der Königstraße in Hamburg-Altona von 1898 (Foto: Hinnerk11, 2013, via wikimedia commons)

Die Umgebung indessen hielt mit dem inneren „Monumentalismus“, in dem sich mehr gedankliche als physische Größe ausdrücken sollte, nicht mit: Der Park präsentierte sich weiterhin mit biedermeierlichen Schlängelwegen, Teppichbeeten und einer romantischen Knüppelholzbrücke über einen pittoresk gebuchteten Teich: Diese zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die Kritik geratene traditionelle Gartenkunst stand im krassen Gegensatz zur Modernität der Architektur.

Hatte die Bismarck-Monumentalskulptur noch im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts deutschlandweit als wegweisend gegolten, so scheint die Monumentalitätsidee in der Zeit des Nationalsozialismus weitgehend verflacht zu sein und sich im Personenkult mit Kranzniederlegungen im Fackelschein erschöpft zu haben. Höhepunkt dieser ideologischen Vereinnahmung bildeten die textlichen und bildhaften „Schmückungen“ im Sockelinnern, die um 1939-1941 vorgenommen wurden, als der hohle Sockel zu Zivilschutzräumen ausgebaut wurde. Die aus dem Zusammenhang gerissenen Bismarck-Zitate schienen den deutschen Faschismus nachträglich legitimieren zu wollen. [9]

Alter Elbpark aus Südwesten (Postkarte um 1910)
Alter Elbpark aus Südwesten (Postkarte um 1910)

Die Erfahrungen der NS-Herrschaft und die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs schließlich führten zu neuerlichen Umgestaltungen des Parks. Nachdem die nationalsozialistische Architektur mit überdimensionierten Baugrößen den Begriff der Monumentalität vollends in Misskredit gebracht hatte, erhielt die Casparus-Bastion mit dem Bismarckdenkmal 1954 einen Baumkranz von 10 Meter Höhe, um die ungeliebte Architektur optisch zu verdrängen. Die ehemals bewegte Topographie an der Helgoländer Allee wurde teilweise mit Trümmerschutt verfüllt und zu weiten Rasenflächen eingeebnet. Auch das Wegesystem wurde im Stil der Nachkriegsmoderne vereinfacht sowie Zierpflanzungen entfernt. Mit der Jugendherberge auf dem Stintfang im Jahr zuvor wurde ein neue Weltoffenheit inszeniert deren Baustil ebenso wie ihre Nutzung einen Neuanfang versprachen, der mit dem Neubau der Bahnstation Landungsbrücken 1959 seinen vorläufigen Abschluss fand.

In der Fülle einander überlagernder Zeitschichten manifestieren sich neben prägender Stadtbaugeschichte auch divergierende Vorstellungen von Kunst und Gesellschaft. An der Schnittstelle zwischen Neustadt und St. Pauli, zwischen der altehrwürdigen St. Michaelis-Kirche und „Tanzenden Türmen“ der Konsum- und Spaßgesellschaft von St. Pauli tut Hamburg gut daran, seine Geschichte kritisch zu reflektieren. Der Alte Elbpark ist dafür prädestiniert.


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburger_Wallanlagen

[2] ibid

[3] Bericht über die Belagerung Hamburgs im Jahre 1686. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 8, Hamburg 1888, S. 99f.

[4] Michael Goecke, Stadtparkanlagen im Industriezeitalter : Das Beispiel Hamburg. Hannover/Berlin 1981, S. 17

[5] ibid

[6] Ansichten der Freien Hansestadt Hamburg, Bd. II. Zitiert nach Goecke, Stadtparkanlagen, 1981, S. 20

[7] Gustav Allinger, Das Hohelied von Gartenkunst und Gartenbau : 150 Jahre Gartenbau-Ausstellungen in Deutschland. Berlin/Hamburg 1963, S.33

[8] Jörg Schilling, «Distanz halten«: Das Hamburger Bismarckdenkmal und die Monumentalität der Moderne. Göttingen 2006, S. 52f, 96

[9] Ibid, S. 355ff

Grünzüge Barmbek-Nord

Der Habichtsplatz besteht aus mehreren Straßen, die zu einer Art Platz angeordnet sind.

Die nüchterne, einem Online-Straßenverzeichnis entnommene Beschreibung, bringt auf den Punkt, dass der Habichtsplatz seinen Namen heute kaum noch verdient. Dabei markierte dieser Ort lange Zeit den Kern dessen, was Baudirektor Fritz Schumacher als „städtische Wanderwege“ gedacht und mit Hilfe fähiger Stadt- und Grünplaner mustergültig umgesetzt hatte.

Der Beginn der Geschichte liegt über 100 Jahre zurück und klingt Hamburger Ohren dennoch seltsam vertraut: Die wachsende Stadt benötigt dringend neue Wohnquartiere. Doch Flächen sind knapp, es gilt, jeden Quadratmeter auszunutzen. Gerade hat sich der neue Baudirektor Fritz Schumacher in einem zähen Prozess mit dem Hamburger Ingenieurwesen auf einen gemeinsamen Entwurf zum geplanten Stadtpark durchgerungen, da sorgt der Bebauungsplan für Barmbek-Nord für neuen Unmut. „Ein steinernes Meer“ sieht Schumacher im Konzept „dieses furchtbaren Planes“. Die vorgesehenen Grünflächen beschränken sich auf kleine Schmuckanlagen im Stil des 19. Jahrhunderts, aus Schumachers Sicht völlig ungeeignet für den neuen Stadtteil. Doch der vom Ingenieurwesen entwickelte Bebauungsplan hat um 1909 bereits Fakten geschaffen, das Sielnetz ist schon gebaut, drastische Änderungen der Flächenplanung würden zudem Entschädigungsansprüche der Investoren auslösen.

In dieser beinahe festgefahrenen Situation verfällt Schumacher auf die Idee, statt eines großen Quartiersparks grüne Korridore zu schaffen, die den Hauptstraßenzügen folgen: Otto-Speckter-Straße, Harzloh, Alte Wöhr und Langenfort sowie Heidhörn sollen so ein großes Freiraumnetz bilden: „Das Ziel war dabei“, so Schumacher rückblickend, „quer durch die Häusermassen hindurch nach verschiedenen Richtungen hin zusammenhängende Grünzüge  zu schaffen. Wenn ihnen auch nur eine bescheidene Form gegeben werden konnte, so vermögen sie doch gleichsam als großstädtische ‚Wanderwege‘ eine wichtige Funktion zu erfüllen.

Glücklicherweise verfügt Hamburg seit 1914 über einen Gartendirektor, der diese grüne Vision kongenial umzusetzen versteht: Otto Linne (1869-1937) entwirft auf den von Schumacher für die Grünversorgung geretteten Flächen eine Vielzahl unterschiedlicher Anlagen: kleinere und größere Spielanlagen, Ruhegärten und Verbindungsgrün. Dabei brilliert der Gartendirektor in Barmbek-Nord ab Ende der 20er Jahre mit Gestaltungen, die – wie man heute sagen würde – kompromisslos modern sind. Etwa beim „Grünzug Alte Wöhr“ mit einem geraden Weg, begleitet von ein paar großen Bäumen und einer Strauchpflanzung: darüber hinaus soll es eigentlich nur eine große Wiesenfläche geben. Oder beim Grünzug „Otto-Speckter-Straße“: Baumreihe – Fliederhecke – Weg – Wiese, alles parallel nebeneinander und schnurgerade.

Diese Geradlinigkeit ist so ganz anders als die Miniaturlandschaften, die die traditionellen Parkanlagen mit ihren Bogenwegen, kleinen Hügeln und Teppichbeeten darstellen. Linnes Reformgartenkunst will nicht die Landschaft imitieren, sondern Funktionen ermöglichen. Das Zauberwort der Stunde heißt „Brauchbarkeit“, und darum konzipiert der Gartendirektor die Freiräume wie unterschiedliche Zimmer eines Hauses. Die geraden Formen schaffen Übersichtlichkeit und Platz für Bewegung, sie sind funktional und insofern ungezwungen. Häufig verwendet Linne dabei den für Schumacher so typischen roten Backstein. Durch diese Formen- und Materialsprache entsteht in Barmbek-Nord eine enge Verzahnung von Architektur und Freiraum, die Zeitgenossen als mustergültig würdigen.

Bei aller Liebe zu Geradlinigkeit und einfachen, offenen Flächen geht Linne aber auch sehr differenziert zu Werke, wie etwa die Grünanlage Hartzlohplatz zeigt: Neben dem dortigen großen Kinderspielplatz ordnet er erhöht einen Alte-Leute-Garten an: Von den beschatteten Sitzbänken aus können die Senioren über ein Schmuckbeet aus gemessener Entfernung auf die spielenden Kinder blicken. Die genau austarierte Verteilung von beschnittenen und freiwachsenden Bäumen, von Hecken, Pergolen und unterschiedlichen Geländeebenen sowie die differenzierte Verwendung des Klinkers, mit dem Linne andernorts in Barmbek sowohl Flechtwände imitieren als auch kleine Pferdeskulpturen bauen lässt, weisen ihn als Meister seines Faches aus. Dabei ist dies oft nur der handwerkliche Schmuck: der inhaltliche Fokus liegt darauf, Menschen zusammen zu bringen, ihnen Bewegung und frische Luft zu verschaffen, eben wirklichen Freiraum. Soziale Grünplanung wird dies genannt, und Schumacher und Linne sind zwei ihrer anspruchsvollsten Vertreter.

Linnes Meisterwerke in diesem Stadtteil werden die aufeinander bezogenen Anlagen am Schwalbenplatz und am Habichtsplatz: Mit Rhythmusgefühl und dem Mut zu großen Flächen- Bau- und Vegetationsmassen ordnet er den Schwalbenplatz als Abfolge unterschiedlicher Bewegungsräume. Ein großes Planschbecken mit einem Dutzend Spritzdüsen begeistert die Kinder im Süden der Anlage, große Sandkisten in der Mitte bieten ausreichend Platz zum Buddeln und für die besonders Bewegungshungrigen gibt es Spring- und Klettergeräte im Norden. Eine umlaufende Baumreihe schafft trotz der Größe ein Gefühl der Intimität. Nördlich anschließend entwickelt Linne den Habichtsplatz mit ringförmigen Pflanz- und Wegestreifen. Nur hier gestaltet er in dem jungen Stadtteil eine reine Schmuckanlage. Aus den Platzecken sowie vom Schwalbenplatz führen achsial geordnete Fußwege zum Zentrum des Platzes, der selbstbewusst – dies zeigen die Luftbilder der 30er Jahre deutlich – vom hohen Anspruch der Barmbeker Grünzüge kündet: Dies ist kein Begleitgrün, sondern eine gartenarchitektonische Leistung auf Augenhöhe mit den umgebenden, modernen Bauformen.

In den folgenden Jahrzehnten wird es schwer, diese hohen Qualitäten zu bewahren oder wieder zu erlangen. Zwar  gelingt es, das grüne Netz in Barmbek trotz der furchtbaren Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs weitgehend zu erhalten, doch zwei Jahrzehnte später haben die Grünplaner ausgerechnet am Habichtsplatz einen Totalverlust zu beklagen: Die Führung des Straßenrings 2, der ab 1967 mitten durch den alten Platz verläuft, degradiert die verbleibenden Flächen bis heute zu nur „einer Art Platz“, die vom einstigen Gestaltungsanspruch wenig erahnen lässt.

In jüngerer Zeit gibt es aber vermehrt positive Entwicklungen im Barmbeker Grün wie etwa die neue Parkanlage am ehemaligen Wendebecken Langenfort. Und erst 2013 ist es gelungen, den Grünzug Langenfort zwischen Lorichstraße und Fuhlsbüttler Straße weiter zu entwickeln und in angrenzenden Anlagen dringend notwendige gartenhistorische Sanierungen durchzuführen. Trotz Zerstörung, Nutzungsdruck und noch immer wachsender Stadt wirkt die Idee der „großstädtischen Wanderwege“ bis heute fort. Eine Idee, um die Barmbek zu beneiden ist.

Tucholskys „Gripsholm“

Der Film Schloss Gripsholm basiert auf Kurt Tucholskys gleichnamigem „Roman“ aus dem Jahr 1931. Tucholsky nennt ihn „eine Sommergeschichte“. Nehmen wir das Buch zur Hand, soll uns bereits die erste Seite davon überzeugen, dass wir es mit etwas ganz und gar Belanglosem zu tun haben. Denn hier lesen wir, wie sein Verleger Ernst Rowohlt schreibt:

„Lieber Herr Tucholsky,
[…] Nun möchte ich [..] wieder einmal die »schöne Literatur« pflegen. Haben Sie gar nichts? Wie wäre es denn mit einer kleinen Liebesgeschichte? Überlegen Sie sich das mal! Das Buch soll nicht teuer werden, und ich drucke Ihnen für den Anfang zehntausend Stück. Die befreundeten Sortimenter sagen mir jedesmal auf meinen Reisen, wie gern die Leute so etwas lesen. Wie ist es damit?“[1]

Tucholski winkt mit einer typischen Künstlerphrase ab: wer liebe den heute noch? Dann wolle er schon lieber eine leichte Sommergeschichte liefern, so etwa in folgendem Stil:

»Die Gräfin raffte ihre Silber-Robe,
würdigte den Grafen keines Blickes
und fiel die Schloßtreppe hinunter«[2]

Das Thema  des Romans ist allerdings nicht ganz so seicht, wie uns die Tarnung als Urlaubsgeschichte zunächst glauben machen will. Es ist die Verflechtung von Herrschaft und Liebe, Besitz in seinen vielen Formen. So ist bereits die erste Sequenz des Romans, der Briefwechsel zwischen Rowohlt und Tucholsky, fingiert, um das Werk und die Umstände seiner Entstehung in den Herrschaftskontext einzubeziehen.

Dies gelingt Tucholsky mit einigem Witz, wie sich exemplarisch in der angeregten Korrespondenz zwischen Verleger und Autor zum Thema Geld zeigt: Ohne 15 % honorarfreie Exemplare, so Rowohlt,  könne ein Verleger überhaupt nicht existieren, würde glatt verhungern und das werde Tucholsky doch nicht wollen. Dieser aber kontert, Rowohlt solle seinem harten Verlegerherzen einen Stoß geben, nicht mal bei 14 % falle ihm etwas ein – er dichte erst ab 12 %.[3]

Doch ohne die Antwort des Verlegers abzuwarten, zieht uns der Erzähler in die Romanhandlung hinein und nimmt uns mit auf die Reise:

„Ich schreibe diesen Brief schon mit einem Fuß in der Bahn. In einer Stunde fahre ich ab – nach Schweden. Ich will in diesem Urlaub überhaupt nicht arbeiten, sondern ich möchte in die Bäume gucken und mich mal richtig ausruhn.“[4]

Tucholsky verlegt die Handlung nach Gripsholm, also irgendwo in die skandinavischen Weiten; eigentlich ganz egal wo, nur weg von Berlin und der bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Moralvorstellungen und Regeln, denen er entfliehen will. Schweden kommt ihm da gerade recht: Dort, so der Erzähler, habe  „einer, der in diesem Lande herrschen will, wenig Gelegenheit dazu. Man verstände ihn gar nicht; man lachte ihn aus und ginge seiner Wege.“ [5]

Im vorgeblich unpolitischen Schweden bringt er seine Protagonisten auch gleich noch in einem alten Schloss unter, mit seinem schweren, behaglichen Stil: damit scheinen wir gleichsam der Zeit enthoben. Und vor dieser Kulisse entfaltet Tucholsky dann seine ideale Lebens- und Liebesgemeinschaft.

TucholskyMatthiasLaeggesta.jpg
Tucholsky und Lisa Matthias im schwedischen Läggesta (1929) – Sonja Thomassen. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

Die Verhältnisse des Romans, in denen „die Sittlichkeit mit der Moral im Streite“ liegt,[6] scheinen aber auch sozialpolitisch relevant: Immer wieder werden die Helden der Geschichte von der „Gesellschaft“ und der Notwendigkeit, mit ihr oder gegen sie zu leben, eingeholt: „Wir hatten geglaubt, der Zeit entrinnen zu können“, verrät der Erzähler, aber: „ Man kann das nicht, sie kommt nach“.[7]

Es ist sicher kein Zufall, dass der räumlich-überzeitliche Hintergrund des Romans ein Garten ist, bildet doch der Garten des Paradieses den im kollektiven Gedächtnis verankerten Bewährungs- und Verfehlungsraum. Die sexuell-moralische Doppelbödigkeit dieses Sehnsuchtsortes schwingt natürlich auch bei „Schloss Gripsholm“ mit. Ganz besonders gilt dies im Medium Film, denn Herrschaftsgärten wie der von Gripsholm sind immer auch Bühnen gewesen, in denen sich die Besitzer und Gäste voreinander inszenieren, Rollen spielen oder aus ihnen herausfallen.

Tucholsky hat unter einer Reihe von Pseudonymen veröffentlicht: Peter Panter, Theobald Tiger, Ignaz Wrobel und Kaspar Hauser. Im Roman wird der Erzähler unter Namen wie Peter, Fritzchen und  Daddy angesprochen. Mit der Verfilmung von Xavier Koller im Jahr 2000 wird Tucholskys Maskenspiel nun noch ein bisschen weiter getrieben: Der Drehort ist eben nicht jenes Gripsholm 50 Kilometer westlich von Stockholm, sondern ein anderes kleines Schloss mit einem wundervollen Garten in Südschweden. Übersetzt könnte man den Ort „Zauberinsel“ nennen. War es leichter, hier zu drehen, als im wirklichen Gripsholm? Der Ort ist jedenfalls gut gewählt, denn das Schloss im Film weist in seiner Backsteinrenaissance und seinen kegelförmigen Kuppeln und einem breiten Wassergraben tatsächlich einige Ähnlichkeit mit dem realen Gripsholm auf. Es verfügt jedoch darüber hinaus über seine ganz eigene Geschichte, die dem Film eine weitere Facette hinzufügen kann:

Das Schloss unserer Zauberinsel wurde im 18. Jahrhundert für eine weitverzweigte Adelsfamilie erbaut: Die repräsentativen, geometrischen Gartenanlagen wurden von dem seinerzeit berühmten Architekten Carl Hårleman (1700-1753) gestaltet, der auch das Stockholmer Schloss erbaute.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Barockgarten auf der Zauberinsel dann umgestaltet. Inzwischen hatte nämlich die landschaftliche Gartenkunst in Schweden Einzug gehalten. Während die alten Gärten im Stil Versailles als abschreckendes Beispiel einer verkünstelten Herrschaftsarchitektur galten, assoziierte man landschaftliche Gartenkunst mit Freiheit, Natürlichkeit und bisweilen sogar mit Demokratie. Viele Herrscher formten damals ihre ererbten geometrischen Gärten landschaftlich um, um ihre aufgeklärte Einstellung zu demonstrieren.

Häufig wurden jedoch nicht alle Spuren der alten Barockgärten getilgt: man wollte die Erinnerung an die Tage der schwedischen Großmachtzeit im 17. Jahrhundert nicht ganz wegwischen. Und so blieben auch auf der Zauberinsel einige der alten geometrischen Grundstrukturen bei dieser landschaftlichen Umgestaltung erhalten. Die schwedische Gartenhistorikerin  Åsa Klintborg Ahlklo bezeichnet den Ort dieser Zeit als einen mit landschaftlichen Formen verkleideten Barockpark,[8] der dort bis ins letzte Viertel des 19. Jahrhunderts vor sich hin schlummerte.

Das Schloss auf der "Zauberinsel", 2005
Der Spiegelweier hinter dem Schloss auf der „Zauberinsel“, Foto: Schnitter, 2005

Vor 140 Jahren machte sich dann eine schillernde Persönlichkeit auf den Weg zur Zauberinsel, von der ich mehr erzählen möchte: Olof Eneroth. Er verstand sich selbst als Agitator der Volksbildung und der Demokratisierung seines Landes. Er war Doktor der Philosophie, Gartenautor, Obstforscher und hatte auch die gärtnerische Oberaufsicht über die gräflichen Güter inne. Auf der Zauberinsel fand er den Garten 1874 in völliger Verwahrlosung vor: Nichts zeugte von irgendeinem gärtnerischen Bemühen, das Unkraut überschwemmte die Beete. Etwas Unordentlicheres hatte er, so seine Bestandsaufnahme, nie zuvor gesehen. [9]

Olof Eneroth (1825-1881)
Olof Eneroth (1825-1881)

Eneroth nutzte seinen Aufenthalt, um mit einem neuen Gartenentwurf nicht nur mit dem Unkraut aufzuräumen. Er schlug auch eine modernere Führung der Wege vor, wollte die vorhandene Gartenmauer entfernen und den Schlossgraben sowie das Spiegelbecken zuschütten lassen. Mit diesen Maßnahmen sollte der herrschaftlich-repräsentative Charakter der Anlage gemildert werden. Der Schlossgarten sollte zukünftig mehr einem modernen Mustergut als einer alten Burg ähneln. Die Öffnung der bis dato introvertierten Anlage sollte durchaus auch eine sozialpolitische Neuausrichtung seines Besitzers verfestigen. Der Graf sollte beispielhaft bei der Kultivierung des Landes vorangehen.

Doch während Eneroth seine geplanten Umgestaltungen in Wort und Bild aufzeichnete, thematisierte er seine sozialpolitischen Hintergedanken dabei nicht. Vor engen Freunden allerdings kokettierte er mit einem Selbstbild als „Schlange im Gras“, die sowohl die Herrschaftselite seines Landes als auch das einfache Volk durch die je passende Form der Agitation bearbeitete. Nichts Geringeres war sein Ziel, als Schweden zu einem demokratischen, allseitig kultivierten und mit der Natur in Einklang lebenden Land zu machen:

„[…] sicher hast Du gemerkt, dass Gartenfragen für mich eigentlich bloß ein Deckmantel sind, ein alter schöner blumengeschmückter Deckmantel für mein Bedürfnis, an der Volkserziehung […] mitzuwirken. Ich bin, wenn ich das selbst sagen darf, eine ‚anguis in herba‘ [Schlange im Gras] in einer gewissen demokratischen Richtung. Unsere Grafen und Barone […] haben heute einen gewissen Schauder vor der ‚Halbbildung des Packs‘. Sie sind unzugänglich, wenn man ihnen in dieser Frage direkt ans Leder geht. Kommt man darauf von der Gartenseite, so geht es besser, und auf diese Weise keilt man in die kompakte Masse der gräflich hohen Dummheit in Fragen der Volkserziehung die eine und andere kleine Idee, eingebacken in Spinat und Apfelmus; und – so geht’s.“

Bei der Umgestaltung der Zauberinsel hat Eneroth einige seiner Vorstellungen durchsetzen können: Die Anfang des 19. Jahrhunderts begonnene Verlandschaftlichung wurde weiter entwickelt und alte Spuren der barocken Anlage verwischt. Dennoch wurden bei weitem nicht alle seiner Vorschläge umgesetzt. So sehen Sie im Film sowohl den Schlossgraben als auch den Spiegelweiher noch bestehen. Allerdings scheint auch Eneroths Agitation auf den Grafen nicht ohne Wirkung geblieben zu sein. Denn es zeigte sich später, dass dieser sich weniger als Herrscher, denn als Patriarch einer Idealgesellschaft verstand und die Garten- und Landwirtschaftskultur seiner Besitztümer energisch förderte.

Auch Tucholsky hat in Schloss Gripsholm die eine oder andere kleine Idee eingebacken, die nicht ganz offen liegt. Zum Schreiben gehört ein Spiel mit Masken ebenso wie zum Schauspielern und Filmemachen. Auf andere Weise ist uns nach wie vor schwer beizukommen, als kompakte Masse nunmehr bürgerlicher Ignoranz.

Tucholsky ist an dieser kompakten Masse verzweifelt, hat sich 1935 in Göteborg das Leben genommen. Er wurde auf Initiative seiner schwedischen Vertrauten Gertrude Meyer auf dem Friedhof Mariefred bei Gripsholm beigesetzt. Es findet sich viel Tucholsky im Roman und auch im Film. Vielleicht erreicht uns Manches davon.

Hat auch Tucholskys Leben in Hoffnungslosigkeit geendet, die sicher auch den dunklen Zeiten seines Heimatlandes geschuldet war, so hält er in seinem Roman doch eine Szene bereit, die einen Hoffnungsstrahl durchlässt: Auf die Frage, „wie es mit dem Leben“ sei, antwortet der Erzähler:

„Erst habe ich gemerkt, wie es ist. Und dann habe ich verstanden, warum es so ist – und dann habe ich begriffen, warum es nicht anders sein kann.
Und doch möchte ich, dass es anders wird. Es ist eine Frage der Kraft. Wenn man sich selber treu bleibt…“ [10]


[1] Kurt Tucholsky, Schloß Gripsholm : Eine Sommergeschichte von Kurt Tucholsky. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1964, S. 9

[2] Ebenda, S. 10-11

[3] Ebenda, S. 12-14

[4] Ebenda, S. 14

[5] Ebenda, S. 67

[6] Ebenda, S. 190

[7] Ebenda, S. 119

[8] Åsa Klintborg Ahlklo, Kronan  på  odlarens  verk.  Trädgårdens  betydelse  i  uppbygnaden  av  mönstergodset Trolleholm under 1800 talet, Institutionen för landskapsplanering Alnarp, Alnarp 2003

[9] Dies und die folgenden Ausführungen zur „Zauberinsel“ ausführlich bei: Joachim Schnitter, Anguis in herba : Gartenpädagogik und Weltveredlung im Lebenswerk des schwedischen Agitators Olof Eneroth, Disserta Verlag, Hamburg 2011

[10] Tucholsky, Schloß Gripsholm, S. 74

Alter Friedhof Harburg

Wandgrabmale (Foto: Schnitter, 2009)

Wechselspiel von prächtigen Grabgestaltungen, Patina und Vegetation im Alten Friedhof (Foto: Schnitter, 2009)

Bereits 1795 plante die kurhannoversche Regierung, unter der sich Harburg damals befand, den als unhygienisch empfundenen innerstädtischen Kirchhof durch einen Friedhof außerhalb der Stadtmauern zu ersetzen. Die Wirren der Befreiungskriege verhinderten zwar lange Zeit die Umsetzung dieses Vorhabens, doch mit den Mitteln sogenannter Vergütungsgelder, die 1823 aus Hannover zum Ausgleich für die Zwangseinquartierung französischer Truppen gezahlt wurden, konnte ein geeignetes Grundstück erworben werden. 1826 erhielt der Ingenieurmajor von Wedekind die Aufsicht über die Anlage des neuen Begräbnisplatzes. Im März 1828 begonnen, konnte der „Neue Kirchhof“ bereits am 20. August des Jahres eingeweiht werden. [1]

Harburg von der Südseite, 1838 (Künstler: Lenzner, Original: Helms-Museum, Harburg)
Blick vom Aussichtsplatz des „Alten Friedhofs“ auf Harburg, 1838 (Künstler: Lenzner, Archiv: Helms-Museum, Harburg)

Die Harburger Kirchenkommission betonte, dass „der neue Kirchhof auf einem erhöhten Puncte vor der Stadt“ liege“, von dem man über Harburg in das Elbtal nach Hamburg und Altona blicken könne, und dass, „dieser neue Stadtkirchhof Gelegenheit darbieten werde, um den hiesigen Bewohnern in Stunden der Erholung zum angenehmen Aufenthalte zu werden […]“: [2]

Wandgrabmal Brinckmann (Foto: Schnitter, 2008)

Wandgrabmal Brinckman

(Foto: Schnitter, 2008)

Da Harburg Mitte des 19. Jahrhunderts als Industriestadt einen enormen Bevölkerungszuwachs verzeichnete, wurden in den 1840er, 1860er und 1890er Jahren weitere Grundstücke für Erweiterungen des Friedhofs angekauft. Kirchenjurat Riechelmann erläuterte 1848, dass „an dem Kirchhofe wegen des Höhenpunctes dieses Landes noch eine besondere Verschönerung erreicht wird – vielleicht der schönste Aussichtspunkt bei Harburg wird dadurch gewonnen“. [3] Heute befindet sich an dieser Stelle ein repräsentatives Kriegerehrenmal. Die Erweiterungsflächen wurden von weiteren Terrassen gebildet, die sich südlich des alten Teils über schräg in die Böschungen gebaute Wege erschlossen, ein besonderes Merkmal dieses Friedhofs. Einige Böschungen wurden seit 1890 steiler ausgebildet, um mit repräsentativen Stützmauern versehen, Platz für zum Teil sehr aufwändige Wandgrabanlagen wohlhabender Bürgerfamilien. [4] Diese heute den Friedhof prägenden Grabstellen sorgten bei Zeitgenossen allerdings für Unmut, 1906 sprach man gar von einer „Ausschlachtung“ des Geländes. [5]

Blick auf die Johanniskirche, Pastoratshäuser und Kapelle an der Bremer Straße (Foto: Timm, 1926; Archiv Helms-Museum, Harburg)
Blick auf die Johanniskirche, Pastoratshäuser und Kapelle an der Bremer Straße (Foto: Timm, 1926; Archiv Helms-Museum, Harburg)

Da sich jedoch bereits abzeichnete, dass auch dieser Friedhof bald zu klein werden würde, wurde 1892 ein größerer, der sogenannte „Neue Friedhof“ weiter außerhalb des Stadtzentrums eröffnet. Damit setzte ein langsamer Rückbau des nunmehr „Alten Friedhofs“ ein: Der im selben Jahr erfolgte Bau der Johanniskirche reduzierte den nördlichen Haupteingangsbereich beträchtlich. Weit mehr noch als durch den Bau eines 45 m langen Röhrenbunkers im Jahre 1940 [6] erfuhr der Friedhof 1945 durch Bombetreffer schwere Schädigungen.

P1260418 bearbeitetDa auch die alte Johanniskirche den Bomben zum Opfer fiel, wurden im Bereich des Haupteinganges zum Friedhof im Frühjahr 1946 der Bau einer hölzernen Notkirche [7] und gärtnerische Umgestaltungen vorgenommen. [8] Zwar wurden noch bis in die 1960er Jahre Bestattungen vorgenommen, [9] doch sollte der Parkcharakter der Anlage – etwa durch die Schaffung eines neuen Südeinganges – schrittweise verstärkt werden. [10] Dieser Übergang jedoch gestaltete sich schwierig, klagte man doch immer wieder über die Verwahrlosung der Anlage.

Und nachdem der Friedhof 1969 für Neubelegungen gesperrt worden war, drohte in den 1980er Jahren die im Rahmen der geplanten Erweiterung des sogenannten „City-Rings“ den ältesten Friedhofsteil mit einer Verkehrstrasse zu zerschneiden. Im Vorwege dieser nie realisierten Straßenerweiterung wurden im Bereich der geplanten Trasse zahlreiche Grabstellen versetzt oder abgeräumt. Um weitere Schädigungen zu unterbinden, stellte die Hamburger Kulturbehörde den Friedhof im Dezember 1984 unter Denkmalschutz.

Grabmal Steinle (Foto: Schnitter, 2009)

Fries am Grabmal Steinle

(Foto: Schnitter, 2009)

Seitdem hat der Friedhof nur wenige gravierende Veränderungen erfahren: Die Errichtung einer Kindertagesstätte und der Bau eines Spielplatzes in den 1990er Jahren gehören dazu und haben zu größeren Flächenverlusten geführt. Die Errichtung des Kunstprojektes „Niemandes Land“ im Bereich des alten Haupteingangs führte in der Bevölkerung stellenweise zu Irritationen. In den letzten Jahrzehnten litt die Anlage unter Verbuschung und dem langsamen Verfall von Grabstätten bis hin zu partieller Vermüllung und Belastungen durch Drogenkonsumenten. Dass der „Alte Friedhof“ dennoch als wichtige Grünfläche wahrgenommen wird, belegt die Gründung des „Verein(s) Alter Friedhof“ im Jahre 2006. Als Gelenk zwischen dem Sanierungsgebiet der historischen Arbeitersiedlung „Phoenix-Viertel“, dem Harburger Rathaus und dem Stadtpark „Außenmühle“ und durch seine interessante Terrassierung verfügt der Alte Friedhof über ein großes Freiraumpotential.

Der identitätsstiftende Wert des Alten Friedhofs resultiert aus Harburgs Stadtgeschichte: Das in der industriellen Expansion begründete Bevölkerungswachstum war mit einer weitgehend ungeregelten Stadtentwicklung einher gegangen [11] und hatte Harburg seines historischen Zentrums beraubt. Die weitreichenden Zerstörungen des zweiten Weltkrieges und des Wiederaufbaus taten ein Übriges, um historische Strukturen zu beseitigen. Der „Alte Friedhof“ bewahrt mit den Grabanlagen der politischen und wirtschaftlichen Oberschicht – Harburger Bürgermeister, Fabrikbesitzer und Künstler – einen authentischen Ausschnitt des Harburg prägenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts.

 

Neugestalteter Eingangsbereich Bremer Straße, 2012 (Foto: Schnitter)
Neugestalteter Eingangsbereich Bremer Straße, 2012 (Foto: Schnitter)

 

In den Jahren 2011 und 2012 sind die Eingangsbereiche Bremer Straße/Knoopstraße und Maretstraße durch die Landschaftsarchitekten Breimann & Bruun mit repräsentativen Treppenanlagen,  Rasenterrassierungen und stahlgefassten Wegen in Sandsteinpflaster neugestaltet worden.


[1] Barbara Leisner, Die Anlage des Alten Friedhofs in Harburg, in: Helms-Museum und Heimatverein Harburg Stadt und Land e.V. (Hg.), Harburger Jahrbuch XVI, Hamburg 1986, S. 139-152, hier S. 140.

[2] StA Hbg, Harburg 4, IX A 7, 4 (22.3.1831) [Zitiert nach Leisner, Anlage des Alter Friedhofs, S. 143:

[3] Ebenda

[4] Ellen Thormann, Der Alte Friedhof und seine Grabmäler, in: Helms-Museum und Heimatverein Harburg Stadt und Land e.V. (Hg.), Harburger Jahrbuch XVI, Hamburg 1986, S. 153-180, hier S. 176.

[5] Ephoralarchiv Harburg, Rep. 154, 590 (18.06. 1906) [Zitiert nach Leisner, Anlage des Alter Friedhofes , S. 148].

[6] Lageplan  vom 20. Januar 1940 [Bauordnungsamt: Maretstr,/ Friedhofsböschung, 2×1 Rö.B. VIII/ 82/ 18, Archiv BSU, Hamburg].

[7] Schreiben des Ev.-lutherischen Kirchenverbandes Harburg an die Liegenschaftsverwaltung Hamburg vom 16.02.1946 und vom 24.03. 1947 (Archiv Bezirksamt Harburg, Abteilung Stadtgrün)

[8] Schreiben des Garten- und Friedhofsamtes an den evangelisch-lutherischen Gesamtverband vom 18.11.1955 (Archiv Bezirksamt Harburg, Abteilung Stadtgrün).

[9] Schreiben an Garten- und Friedhofsamt Harburg vom 13.04.1967 (Archiv Bezirksamt Harburg, Abteilung Stadtgrün)

[10] Harburger Anzeigen und Nachrichten vom 23.11.1956 und vom 06.11.1965.

[11] Dittmar Machule, 100 Jahre Städtebau in Harburg. Stadtplanung und Wohnungsbau zwischen 1845 und 1945. In: Jürgen Ellermeyer, Klaus Richter, Dirk Stegmann (Hg.), Harburg. Von der Burg zur Industriestadt. Beiträge zur Geschichte Harburgs 1288-1938. Hamburg 1988, S. 264-294, hier S. 281.

City Nord

Modellierte Rasenflächen und dichte Platanenreihen: Die Zentrale Zone der City Nord(Foto: Schnitter, 2006)
Modellierte Rasenflächen und dichte Platanenreihen: Die Zentrale Zone der City Nord (Foto: Schnitter, 2006)

1.1   Die Grundkonzeption der „Geschäftsstadt Nord“ durch das Hamburger Bauamt

Das Konzept der sogenannten „Geschäftsstadt Hamburg Nord“ 1958 entwickelten Baurat Dr. Christian Fahrenholtz und Gerhard Dreier auf Anordnung von Oberbaudirektor Werner Hebebrand (1899-1966). Auf etwa 120 ha sollten die bis dahin in der Innenstadt angesiedelten Großverwaltungen ein neues Areal in der Stadtperipherie zugewiesen bekommen, um den Stadtkernbereich zu entlasten. Als Standort sollte die Fläche einer Kleingartenanlage in Winterhude direkt nördlich des Hamburger Stadtparks dienen. Die Gestaltung der einzelnen Gebäude sollte im Ermessen der verschiedenen Unternehmen liegen, [1] die Auslobung von Architekturwettbewerben wurde in den Kaufverträgen jedoch verpflichtend gemacht. Der damalige Trend zum Großraumbüro begünstigte eine horizontale Orientierung der Baukörper.[2]

Als „Bürostadt im Grünen“ wurde das Projekt im August 1959 beschlossen und im selben Jahr auf dem 11. Kongress des Congrès Internationaux d’Architecture Moderne in Otterloo/ Niederlande der internationalen Fachwelt präsentiert.

Schließlich wurde das Projekt „nach zahlreichen Änderungen, Ergänzungen und Beratungen“ in Senat und Bürgerschaft sowie in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord im Durchführungsplan D100 verankert. Dieser Plan trat 1961 in Kraft. [3] In den nächsten Jahren setzte sich für das Gebiet allmählich die Bezeichnung „City Nord“ durch.[4]

1.2   Die Entwurfsphasen der 1960er Jahre unter Günther Schulze

Das Projekt wurde in drei Bauabschnitten umgesetzt: Mitte 1964 begannen die Bauarbeiten an den ersten Bürogebäuden. [5] Das Vorhaben setzte vor allem die Grünplanung vor neue Herausforderungen. So stellte Farenholtz 1964 fest.

„Zu dem ganzen Vorhaben ist zu sagen, dass eine derartige, städtebauliche Situation wie in der Geschäftsstadt Nord bisher nicht existiert. Außer der Zweckbestimmung treten hier auch völlig neue Maßstäbe auf. Da das Prinzip vertreten wird, dass jeder auf seinem Gelände tun kann, was er will, soweit es nicht gegen allgemeine Baugesetze und –Verordnungen verstößt, ist für die Gestaltung der Außenanlagen das Problem der straffen Form aufgeworfen“. [6]

Die Baubehörde beauftragte den freien Gartenarchitekten Günther Schulze (1927-1994), [7] den freien Gartenarchitekten Claus Peter Käding sowie die Gartenbauabteilung Hamburg-Nord mit jeweils voneinander unabhängigen Gutachten zu künftigen Grunflächenentwicklung. [8]

Unter Vorsitz von Oberbaudirektor Prof. Sill ließ sich die Gutachterkommission 1965 die Arbeiten vorstellen.[9] Gartenbaudirektor Rausch merkte einige Wochen später „das sehr erfreuliche Ergebnis der drei Gutachterarbeiten“ an: Das ungewöhnlich Projekt stellte den Gartenarchitekten vor sehr schwierige Probleme, besonders hinsichtlich der Maßstäbe und einer ganzen Reihe wichtiger Details:

„Es gab hier keine Möglichkeit, sich viel nach Musterbeispielen umzusehen“. [10]

Nach der ersten Beratung legte die Gutachterkommission am 26. April 1965 Schulzes Entwurf einer Neuplanung zugrunde. [11] „Platanen oder Ahorn“ sollten die „Leitpflanzen“ werden, keine Koniferen und im Allgemeinen auch keine Sträucher gepflanzt werden. Auf Einfriedungen oder Zäune sollte verzichtet werden, nur in Ausnahmefällen seien maximal 60 cm hohe Betonmauern gestattet, keinesfalls aber Jägerzäune: Hier sollte modernste Gartenarchitektur ohne störende Elemente konsequent umgesetzt werden. Die privaten Bauherren sollten daher auch dafür Sorge tragen, dass sich die mit der Gestaltung ihrer Außenflächen betrauten Gartenarchitekten zwecks Abstimmung zum Gesamtentwurf mit Schulze in Verbindung setzten. [12] Nach dem erhaltenen Planbestand übertrugen mehrere Privatfirmen Schulze die Planung ihrer Freiflächen.[13]

Ein Übersichtsplan von Günther Schulze vom Februar 1965 zeigt innerhalb einer mittig platzierten Grünzone eine große Wasserfläche, in verschiedene Abschnitte unterteilt. Markant waren auch große orthogonale Baumraster, teilweise in engem Stand, teilweise alleeartig oder als einfache, oft parallel gegeneinander verschobene Reihen in weitem Stand. Auch Schulzes Erläuterungsbericht vom 14. April 1966 betonte die „neue städtebauliche Situation“ der Geschäftsstadt, deren wesentlicher Grünzug sich von Norden nach Süden erstrecke und dem Ladenzentrum zugeordnet sei. Er erklärte dazu:

„Aus diversen Gründen wurde nicht versucht, hier eine Parklandschaft wie im Stadtpark zu erstellen, sondern der Architektur entsprechend sollen die Freiflächen einen repräsentativen Charakter erhalten. Sie sollen ein gleichwertiges Element der Architektur bilden, da sie sonst nur dekorativen Wert hätten. […] Baumpflanzungen in Reihen und Blöcken, eine großzügige und zielstrebige Wegeführung, Wasserflächen in streng gefassten Spiegelbecken, Pflaster in verschiedenen Farben und große zusammenhängende Rasen- oder Wiesenflächen sind die Gestaltungsmittel die der städtebaulichen Situation gerecht werden. Auf Strauchflächen und Einzäunungen soll bis auf bestimmte Fälle weitgehend verzichtet werden“. [14]

1.3   Das überarbeitete Gesamtkonzept der 1970er Jahre

Mehrere Faktoren führten in den 1970er Jahren zu einem Wegfall der geplanten Wasserbecken: Dass die gewählte Gestaltung die einzig sinnvolle Möglichkeit wäre, die öffentlichen und privaten Freiflächen in der Geschäftsstadt in Einklang zu bringen, wurde von einigen Abgeordneten des Bauausschusses bezweifelt. Mit Blick auf die fehlenden Mittel zur Herstellung von Grünflächen in der Nähe von Wohnsiedlungen kritisierten sie „die relativ hohen Kosten wegen der vielen vorgesehenen Kunstbauten“.[15]

Außerdem geriet die Hochbauplanung der Architekten Graf und Spengelin[16] mit der Grünplanung in Konflikt. Das geplante Wasserbecken in Nord-Süd-Richtung geriet durch eine vergrößerte Bebauung in eine Randlage und legte zudem die Fassade der Bebauung frei. [17] In verschiedenen Varianten sollte Schulze daher klären, wie das Wasserbecken von der erweiterten Bebauung abrücken könne.

Angesichts der Erwartung einer fast 100%igen Kostensteigerung der Wasserbecken [18] beschloss der Senat im Sparprogramm 1974, auf ihren Bau zu verzichten. [19] Dennoch sollte „das Konzept der Freiflächengestaltung in der Geschäftsstadt Nord nicht geändert werden“, [20] und „trotz aller Sparmaßnahmen […] die besondere Funktion der Zentralen Grünzone in der City-Nord beibehalten werden“. Der Ausgleich für den Wegfall der Wasserbecken sollte „im wesentlichen in einer weiteren Aktivierung der Grünflächen“ liegen, etwa durch Möglichkeiten für die Kurzzeiterholung in den Pausen und Einrichtungen für Betriebssportgruppen. [21]

Den Neuentwurf legte Schulze Anfang Januar 1975 vor. Baulich reagierte er mit dem Vorschlag, anstelle der Wasserbecken geometrische Bodenwellen zu bauen. Der reduzierte Entwurf wies statt der ursprünglich geplanten Baukosten von 4,6 nun noch 2,9 Millionen DM aus. Zur Gestaltung führte Schulze aus:

„Der Gesamteindruck von großzügigen zusammenhängenden Rasenflächen sollte erreicht werden
Gliederung der weitläufigen Flächen durch Baumblöcke – Reihen und Alleen gemäß der Gesamtkonzeption
Unterstützung der Raumgliederung durch positive und negative Bodenformen.
[22]

Trotz Bedenken einiger Parlamentarier, dass „vom ursprünglich vorgelegten Entwurf aus dem Jahre 1965 heute […] nicht mehr viel übrig geblieben sei“, sprach sich der Kerngebietsausschuss des Bezirksamtes Hamburg-Nord 1975 einstimmig für den neuen Entwurf aus.

Am 06. Oktober 1977 ging die Mitteilung der Fertigstellung der Zentralen Grünzone an die Presse. Die von Schulze konzipierte großzügige und repräsentative Anlage habe rund 2,5 Millionen DM gekostet. Die grüne Achse diene als Durchgangszone, aber auch als Pausen- und Kommunikationsbereich für die Mitarbeiter der benachbarten Unternehmen. Das Bezirksamt riet zu einem „Kontrastbummel“ vom U-Bahnhof Sengelmannstraße durch die City Nord und den Stadtpark. [23]

1.4          Künstlerische Bedeutung

In ihrer Lage im Stadtraum und ihre frühe gestalterische Konzeption unter Werner Hebebrand stellt die City Nord eine Weiterentwicklung historischer Freiraumkonzepte wie der des Volksparks, der Gartenstadt und der autogerechten Stadt zur „Bürostadt im Grünen“ dar. Günther Schulze gelang es in den Freiräumen, eine über Jahrzehnte verfolgte Planungsidee von der Entwurfsphase bis zur Fertigstellung weiter zu entwickeln, und dies nicht nur auf öffentlichen, sondern auch auf vielen privaten Flächen, einschließlich zahlreicher Dachgärten.

Die künstlerische Leistung Schulzes bestand in einer schlüssigen Weiterentwicklung des Hebebrandschen Konzepts in einer sich gestalterisch klar von der genannten Tradition distanzierenden Formensprache, die angesichts der Heterogenität der umgebenden Bebauung die Formulierung einer zentralen Zone erforderte, die dieser Monumentalität Zusammenhalt, grünes Volumen und grüne Fläche entgegenzusetzen hatte. Schulzes Gestaltung ist umso mehr zu würdigen, als er sich damit auch vom eigenen Stil trennte: Vom 120-Grad-Winkel, der die Anlagen in „Planten un Blomen“ der IGA 1963 ausgezeichnet hatte, welche ihm zum Durchbruch als freier Landschaftsarchitekt verholfen hatten.[24] Konsequent hielt er an der hier gefundenen Formensprache fest, auch angesichts der Abkehr vom zunächst zentralen Element der Wasserachse, welche einen tiefen Einschnitt in die Konzeption bedeutet hatte. Er griff in der kräftigen Bodenmodellierung aber auch aktuelle Tendenzen der Freiraumplanung auf.

Insbesondere die fast vollständige Funktionstrennung zwischen motorisiertem und fußläufigem Verkehr, die sich in Kreuzungspunkten in einer konsequenten Verlagerung des Fußgängerverkehrs auf Brücken ausdrückte und ihr Pendant in der Ebene 1 der Geschäftszone fand, dürfte in dieser Flächengröße auch Deutschlandweit singulär sein.

1.5          Historische Bedeutung

Aufgrund ihrer Ausdehnung konnte die Geschäftsstadt Nord auch als Bedeutungsträger des Wertesystems interpretiert werden: „Nicht Kirchen wie im Mittelalter, sondern Hochhäuser der Verwaltungskonzerne manifestieren den Inhalt der Zeit, indem sie die Silhouette unserer großen Städte weithin akzentuieren“, konstatierte Erich Kühn mit Blick auf Hebebrand. [25]

Der historische Wert der City Nord besteht zunächst in den architektur- und gartenhistorischen Neuerungen bzgl. der Formensprache. Zum anderen manifestiert sich hier ideengeschichtlich das Ideal einer „Bürostadt im Grünen“, der „organischen“ Verschränkung von Anforderungen der Betriebsorganisation sowie der persönlichen Regeneration in einer modernen Massengesellschaft. Angesichts der riesigen Verwaltungsapparate, denen die ansässigen Firmen damals repräsentative Räumlichkeiten errichteten, kann die City Nord auch als Denkmal für eine Zeit des Vertrauens in die Vollbeschäftigung gelten.

Historisch bedeutsam ist aber auch der Umstand, dass in Zusammenhang mit der ökologischen Bewegung seit Ende der 1970er Jahre die City Nord in ihrer Architektur aus Ansammlungen von Großraumbüros und großzügigen Verkehrswegen ganz dem Negativimage von Anonymität und Naturferne entsprach. Vor diesem Hintergrund trat die gestalterische Qualität der Architektur in den Hintergrund, während die Qualitäten der zentralen Zone den meisten Hamburgern unbekannt blieben.


[1] Richter, Nadine, Geschichte und Entwicklung der City Nord in Hamburg. Technische Universität Wien, Institut für Landschaftsplanung und Gartenkunst, o.J., S.2.

[2] Kulturbehörde Hamburg, Denkmalschutzamt [Hg.], City Nord: Architektur und Stadtbaukunst der Moderne, [Denkmalpflege Hamburg, 19], Christians Verlag, Hamburg 2001, S. 6.

[3] Töpfer, Werner, Grüngestaltung in der Geschäftsstadt Nord, in: Der Winterhuder Bürger. Mitteilungsblatt des Winterhuder Bürgervereins von 1872 r.V., Nr. 4, Hamburg 1967, o.S.

[4] Kulturbehörde Hamburg, City Nord, S. 6.

[5] Dreier, Gerhard, Die Planung für Hamburgs Geschäftsstadt Nord, in: Institut für Raumordnung Bad Godesberg und Akadamie für Raumforschung und Landesplanung Hannover (Hg.), Sonderdruck aus Raumforschung und Raumordnung, 25. Jahrgang, 6, o. Ort 1967, S. 249-257, hier S. 256.

[6] Jantzen, T. A., Niederschrift über die Besprechung für das Gutachten „Außenanlagen im Geschäftsgebiet Nord“ vom 26.8.1964,  Hamburg, 1.9.1964, S. 2 [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, 3, Gesamt, 2. Planung].

[7] Richter, Geschichte und Entwicklung der City Nord in Hamburg, S.3.
Kulturbehörde Hamburg, City Nord, S. 7.

[8] Jantzen, Niederschrift, S. 2

[9] Ebd.

[10] Gartenbaudirektor Rausch, Brief vom 13. Mai 1965 an Töpfer, [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, 3, Gesamt, 2. Planung].

[11] Töpfer, Grüngestaltung in der Geschäftsstadt Nord, o.S.

[12] Jantzen, T. A., Protokoll über die Sitzung am 25.4.1965 im Verwaltungsgebäude des Garten- und Friedhofsamtes zur Beurteilung und Auswertung der Gutachtenarbeiten für die Außenanlagen im Geschäftsgebiet Nord, Hamburg, 27. April 1965, S. 3 [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, 3, Gesamt, 2. Planung].

[13] Vgl. Bestand Schulze im Hamburgischen Architekturarchiv

[14] Schulze, Erläuterungsbericht Außenanlagen Geschäftsstadt Nord vom 14. April 1966 [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, 3, Gesamt, 2. Planung].

[15] Bürgerschaft der FHH, Bericht des Bauausschusses über die Drucksache VII/139: Dringlicher Antrag! Schaffung von Grünanlagen in der Geschäftsstadt Nord, 23.09. 1970 [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, City Nord, BA3-1].

[16] Dreier, Vermerk zur Koordinierung Grünplanung, Besprechung am 26.06. 1970, vom 29. Juni 1970 [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, 3, Gesamt, 2. Planung].

[17] Fank, Vermerk zum Entwurf für den 2. Abschnitt der Zentralen Zone vom 25. Juni 1970 [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, 3, Gesamt, 2. Planung].

[18] Bezirksamt Hamburg-Nord, Bauamt-Tiefbauabteilung, Vermerk vom 13. Feb. 1973 [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, City Nord, BA3-1].

[19] Eggers, Vermerk betr. Zentrale Zone Geschäftsstadt Nord vom 11. April 1975 [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, City Nord, BA3-1].

[20] Bürgerschaft der FHH, 7. Wahlperiode, Drucksache VII/327 [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, City Nord, BA3-1].

[21] Ascher, Schreiben an die Finanzbehörde vom 11. März 1976 [Archiv Bauamt Hamburg Nord, Geschäftsstadt Nord, Öff. Grün BA/3, 2-3].

[22] Schulze, Günther/ Joachim Hass/ Udo Kummer, Zentrale Grünzone der Geschäftsstadt Nord, Hamburg, 5.5. 1975 [Archiv Bauamt Hamburg Nord, Geschäftsstadt Nord, Öff. Grün BA/3, 2-3].

[23] Kohnert, Pressemitteilung vom 06.10. 1977 [Archiv Bauamt Hamburg-Nord, Geschäftsstadt Nord, City Nord, BA3-1].

[24] Schulze bezeichnete die IGA 63 als „seinen Durchbruch“ [mündliches Gespräch des Verfassers mit Günther Schulze im Herbst 1993].

[25] Kühn, Erich, Bauherren der Stadt, in: Hommage a Werner Hebebrand, Hg. Ulrich Conrads, Lothar Puckel, Paulhans Peters et al, ohne Ort und Jahr [1965], S. 5-8, hier S. 6,7.

Donners Park

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Blick vom nördlichen Hauptweg auf den Standort des ehemaligen Landhauses Donner (Foto: Schnitter, 2009)

Vorgeschichte

Wohl kurz nach 1301 wurde am später Donnerschen Teich eine als „Neue Mühle bezeichnete Wassermühle errichtet. [1] Zwischen 1420 und 1778 gehörte die Mühle zum Besitz der Stadt Hamburg, wurde dann verkauft und kam 1885 in den Besitz der Donners. Oberhalb der Mühle lag der Hoppenhöfener oder Altonaer Sand, eine Sandbank, die viele Schiffe veranlasste, bei der Mühle ihre Ladung zu löschen. In der Folge entwickelten sich bei der Mühle Gastwirtschaften und Hofstellen, so dass vom siebzehnten Jahrhundert an vom Ort Neumühlen gesprochen werden kann.

1793-1820: Die Sievekingsche Besitzung

1793 erwarben die Freunde Georg Heinrich Sieveking(1751-1799), Conrad Johann Matthiessen und Piter Poel [2] (1760-1837) das Anwesen. Jeder von Ihnen hatte eine eigene Stadtwohnung in Hamburg oder Altona, den Landsitz in Neumühlen aber bewohnten und bewirtschafteten sie gemeinsam. Matthiessen verblieb nur bis zu seiner Heirat, die drei Jahre später erfolgte, in diesem Gemeinschaftsbund, Sieveking verstarb wiederum drei Jahre später.

Es scheint, man hat sich unverzüglich an die Umgestaltung des Anwesens gemacht. Im Mai 1795 wird berichtet, „Sievekings Garten [sei] … durch einige Veränderungen viel schöner geworden“. [3] Emilie von Berlepsch berichtete:

„Jetzt besah ich mit Poel den Garten und besonders das schöne Bergboskett nach der Elbe hin. Schon aus einer Strohhütte, in der sich die Gesellschaft ohne Verabredung auf verschiedenen Wegen zusammengefunden hatte, ist eine treffliche Aussicht auf die Elbe und ihre Inseln; aber jetzt ist noch ein Berg geebnet worden, der ganz schroff nach der Elbe hinunterging. Oben wird eine Anlage von Tannen gemacht, und hier hat man einen Blick auf die Elbe, der fast einzig in seiner Art ist…“ [4]

Aus den Jahren 1795-99 sind zahlreiche Beschreibungen des geselligen Lebens in diesem Anwesen überliefert. Das Landhaus Sieveking hat wohl bereits vor 1750 bestanden, und wurde – vermutlich von Sieveking – um einen säulengetragene Aussichtsplattform nach Süden erweitert. [5] Zwischen Haus und Plattform, die auf gleicher Höhe mit dem vor dem Haus verlaufenden Weg angelegt war, standen 5 Laubbäume, eine Komposition, die dem Anwesen ihr unverwechselbares Gepräge verlieh. Die Gartengestaltung wurde dem noch wenig bekannten französischen Architekten Joseph Ramée übertragen, der 1839 einen Idealplan des Gartens veröffentlichte.

Ramées Planungen sahen bereits die für ihn typischen Stilmittel vor: Weite Rasenflächen, wegebegleitende Baumsolitäre und Baumgruppen, halb versteckte Aussichtsplätze, zu den Parkrändern verdichtete Gehölzpflanzungen, großzügig geschwungene Hauptwege in der Parkmitte, kleinteiliger und oft die Böschungskanten mäandrierend durchziehende Randwege, die als „beltwalk“ eine Rundweg durch den Garten ermöglichen, größere Teichflächen und eine geringe Anzahl von Parkarchitekturen wie Pavillon und Grotte. Die Baumsignaturen unterscheiden Nadelbäume von Laubbäumen mit herzförmig-rundlichen Kronen oder säulenförmigen Kronen. In Letzteren könnte es sich um Pyramidenpappeln gehandelt haben, die als vegetative „Ausrufezeichen“  an die Bedeutung der französischen Revolution erinnern sollten. [6]

Ein Vergleich mit dem Situationsplan von Mirbeck um 1802 zeigt einen davon sehr verschiedenen Grundstückszuschnitt, andere Wegeführungen, Teichformen und Gebäudestrukturen. Die Existenz der bei Ramée genannten Grotte ist durch zeitgenössische Schilderungen belegt. [7] Ein halbrunder Platz vor dem Wohnhaus in Ramées Plan könnte die Anlage des säulengetragenen, halbrunden Aussichtsbalkons inspiriert haben.

Nach Fuchs Elbuferkarte war der alte Mühlenweiher noch um 1850 von annähernd  polygonalem Grundriss, nördlich hinter dem Hauptgebäude existierten weitere Gebäude und der s-förmig Hauptweg aus Ramées Planung war tatsächlich weniger spektakulär geschwungen. Ein um 1802 oberhalb des Mühlenteiches vorhandener zweiter Teich wird bei Fuchs als schmaler Wasserlauf wiedergeben, der sich in den Mühlenteich ergießt. Das optische Zentrum des Parks bildete eine markante Geländeerhebung mit integriertem Aussichtsplatz.

Der Sievekingsche Garten verblieb bis 1811 in Familienbesitz, bevor er nach der Zahlungseinstellung des Handelshauses Sieveking versteigert wurde. [8]

Die Sievekingsche Besitzung war eines der wichtigsten geistig-künstlerischen Zentren im Hamburger Raum. Der „Neumühlener Kreis“, der neben Klopstock auch anderen Dichtern und Philosophen huldigte, ist ein fester Begriff der Hamburger Geistesgeschichte. Eine Vielzahl von zunehmend auch im Internet verfügbaren Primärquellen (Korrespondenzen und Memoiren) lässt die Geistesgeschichte dieses Kreises detailreich nachvollziehen.

Die wöchentliche Ausrichtung von Festlichkeiten für bis zu 80 Personen in Neumühlen war in dieser Zeit eine feste Größe des öffentlich-kulturellen Lebens. So begrüßte man ausländische Diplomaten, Adelige, Bankiers, Emigranten und die Hamburger Gesellschaft, unter anderem die Familien Reimarus, Büsch und Reichardt , Hennings aber auch Wilhelm von Humboldt u.v.a. . [9] Das der Aufklärung und dem großbürglichen Selbstverständnis der Hamburger Oberschicht verpflichtete Wohnprojekt der Familien Sieveking-Poel-Matthiesen lässt sich dem sozial-ökonomischen Wirken Caspar Voghts auf Flottbek zur Seite stellen, der nicht zufällig zu den engsten Vertrauten des Neumühlener Kreises zählte.

Der landschaftliche Garten – den örtlichen Industriebetrieben und Fischerhäusern nah und durch den Blick auf die Elbe dennoch exquisit gelegen – bildete den passenden Rahmen für das Changieren zwischen bürgerlicher Repräsentation und gemischter Geselligkeit. [10] Auch in Bezug auf die künstlerische Ausgestaltung des Gebietes war die Ramée’sche Konzeption in der Verteilung der Gehölzmassen und Wiesenflächen, der Wegeführung und Parkarchitekturen von hoher  Qualität. Sie modellierte das bis heute beeindruckende Relief des Anwesens.

1820-1912: Die Donnersche Besitzung

Von Johann Peter Stoppel erwarb der Bankier und spätere Konferenzrat Conrad Hinrich Donner (1774-1854) den Besitz 1820 für 50.000 Mark. [11] Donner hatte seine kaufmännische Ausbildung bei Johann Daniel Lawaetz erhalten. [12] Donner ließ das alte Landhaus renovieren und vergrößerte den Landbesitz durch Ankäufe. [13] 1834 ließ er einen Museumspavillon von Gottfried Semper errichten, der ursprünglich Skulpturen von Thorvaldsen und Bissen enthielt. Dies Gebäude wurde später auch als Gärtnerwohnung und Pflanzenhaus genutzt.  [14]

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Landhaus Donner, Fotografie von Wilhelm Dreesen um 1904 (aus: Wilhelm Dreesen, In und um Altona, Altona 1904)

Das sogenannte „Donnerschloß“ wurde von 1856-1858 unter dem Berliner Architekten Johann Heinrich Strack (1805-1880) erbaut. [15] Der neogotische Bau dokumentierte durch Baustil und eine Innendekoration mit großformatigen Gemälden im Streit zwischen Preußen und Dänemark den Wunsch nach einer politischen Abkehr der ehemals dänischen Großstadt Altona von Dänemark. Vermutlich wurde nach Fertigstellung das Sievekingsche Landhaus abgerissen. Wer die Gestaltung der Gartenanlagen überarbeitete, ist nicht bekannt, vielleicht war es Theodor Reimers, der 1857 als Obergärtner verpflichtet wurde. [16] Zahlreiche Fotografien des Schlosses belegen, wie sehr dieses und insbesondere der Schlossturm, den Garten dominierten. Der alte Mühlenteich erhielt eine landschaftliche Form mit einer kleinen Insel und diente als Spiegelweiher zur Inszenierung des Schlosses. Der Garten wurde seltener in Fotografien festgehalten, obgleich das gärtnerische Können und der Besatz mit exotischen Pflanzen von Zeitgenossen gerühmt wurden. Der „Wasserfall“ inszenierte den markanten Geländeabfall vom Teich auf das Niveau des Elbstrandes über eine schroffe künstliche Felsanlage und einer Hängebrücke, die diesen „Abgrund“ überspannte.

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Brücke über den „Wasserfall“ in Donners Park, Foto von Wilhelm Dreesen um 1904 (Wilhelm Dreesen, In und um Altona, Altona 1894)

Möglicherweise um den Landverlust an der Elbe in den Jahren 1863-65 durch Einbeziehung des Uferstreifens in die Kaianlagen Neumühlens zu kompensieren, [17] tätigte Helene Donner in den 1880er Jahren Landkäufe, darunter das Gelände der Dierckschen Kalkbrennerei und den Landsitz des Schulreformers Ernst Schlee (1834-1905) [18] und vergrößerte den Parkbesitz nach Südosten. 1885-86 hob die Stadt den alten Strandweg auf und errichtet weiter südlich eine neue Straße (heute: „Neumühlen“). Der Südteil des Neumühlener Kirchenwegs wurde in diesem Zuge nach Osten an den Garten Heine verlegt und erhielt mit Treppen, Aussichtspodesten und einer zweiläufigen Treppe als Schlusspunkt eine repräsentative Ausführung. Der Park war mit kleinen Tropfsteinhöhlen und Grotten ausgestattet. [19]

Familie Donner gehörte im 19. Jahrhundert zu den wichtigsten Familien Altonas. Conrad Hinrich Donner (1793-1804), Gründer des bis heute bestehenden Bankhauses Donner, stiftete große Summen zu wohltätigen Zwecken und förderte Kunst und Wissenschaft. Er war mit König Christian VIII. von Dänemark, Gottfried Semper und Bertel Thorvaldsen befreundet.

Helene Donner, geb.  von Schröder (1819-1909) repräsentierte einen neuen Frauentyp, der sich nicht selten in der zweiten Lebenshälfte in Wohltätigkeitsvereinen engagierte: Sie war 1869 die erste Vorsitzende des „Deutschen Frauenverein(s) zur Pflege und Hilfe für Verwundete im Kriege““, gründete 1882 ein Heim und eine Ausbildungsstätte für Krankenschwestern (heute „Helenenstift“. 1893 verlieh ihr der Kaiser den Wilhelm-Orden.

Seit 1912: Donners Park als  städtische Grünfläche

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Das Ausstellungsgelände auf dem Gelände von Donners Park 1914 (aus: Zur Erinnerung an die Eröffnung der Gartenbauausstellung, Altona 1914)

1911 beschloss das Altonaer Kollegium, den etwa 54.000 m² großen Park der verstorbenen Etatsrätin Donner für 800.000 Mark anzukaufen. Das Schloss sollte erhalten bleiben und der Park der Öffentlichkeit übergeben werden. [20] Eine große Gartenbauausstellung auf dem Gelände des Donners Park, des Rosengarten und Teilen des Plange’schen Gartens (heute Heine-Park) wurde für 1914 vorbereitet. Die Koordinierung der Arbeiten oblag dem „Königlich Preußischen Gartenbaudirektor“ Ferdinand Tutenberg (1874-1956), der die Ausstellung mit zahlreichen Restaurationseinrichtungen als Volksfest konzipierte. Einzelne Gestaltungsaufgaben übertrug er namhaften Gartengestaltern: Auf dem Gelände des ehemaligen Donners Park wirkten „Koenig & Roggenbrod“,  „Schnackenberg und Siebold“ u. a.

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Anlage der Gartenarchitekten Schnackenburg & Siebold, 1914 (aus: Hugo Koch (Hg.), Gartenbauausstellung Altona 1914 (= Sonderausgabe der „Bau-Rundschau“) Hamburg 1914,

Verschiedene private Betriebe sollten Gelegenheit erhalten, die moderne Gartenkunst ihrer Zeit zu präsentieren. Die alten Parkanlagen mit ihrem bewegten Relief und den Elbblicken boten dafür ein besonders attraktives Feld, welches den Stellenwert und die Qualität der Altonaer Grünanlagen – insbesondere gegenüber dem großen Nachbarn Hamburg – betonte. Der Haupteingang lag am ehemaligen Donnerschen Gärtnerhaus, welches nun als Verwaltungsgebäude der Ausstellung diente. Donners Park erfuhr durch die Ausstellung tiefgreifende Veränderungen durch den Bau der auf Ausstellungszeit konzipierten Restaurationsgebäude, durch neue, an der Reformgartenkunst orientierte Wege- und Treppenanlagen, die Grabmalausstellung und eine üppige Blumenbepflanzung. Der alte Reitstall, das Weinhaus, der Blumen- und Gemüsegarten und der Obstgarten gingen vollständig verloren. Wesentliche Komponenten des Donnerschen Gartens aber –Schloss und Mausoleum, zwei Teiche, der Hauptweg von der Flottbeker Chaussee, das Relief inkl. der Terrassen südlich des Schlosses und große Teile des Baumbestandes auf den Hängen und Wiesen – blieben erhalten.

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Anlage der Gartenarchitekten Schnackenburg & Siebold, 1914 (aus: Hugo Koch (Hg.), Altonaer Gartenbauausstellung 1914 (=Sonderausgabe der Bau-Rundschau 1914), Hamburg 1914

In Bezug auf die künstlerische Ausgestaltung des Gebietes war die Gartenbauausstellung extrem heterogen: „Angelegt nach Grundsätzen, die vor fünfzig Jahren Geltung hatten“, meinten die Ausstellungsmacher, Konzessionen machen zu müssen, um den alten Baumbestand zu schützen, obwohl es die „eigentliche Bestimmung [der Ausstellung] sein müßte, neuzeitliche Errungenschaften in fortgeschrittenster Form vorzuführen“[21] Eine Vielzahl kleinteiliger Gestaltungen füllte den Garten mit hochwertigen Gartenanlagen (z.B. Garten „Koenig & Roggenbrod“ und „Schnackenberg und Siebold“) und auch mit weniger anspruchsvollen Arrangements (z.B. Friedhofsausstellung). Die Hamburger Gartenarchitekten Hermann Koenig (1883-1961) & Johann Roggenbrod waren Mitglied im Deutschen Werkbund und waren Vertreter einer modernen Gartenkunst, ebenso wie Rudolf Hermann Schnackenberg (geb. 1879) und Paul Friedrich Johannes Siebold (geb. 1880), die später selbständige Gartenkünstler wie Harry Maaß und Karl Plomin zu ihren Mitarbeitern zählten. [22]

Das Schloss wurde nach 1914 der städtischen Kunstgewerbeschule und dem Technischen Seminar (Gewerbliche Fachschule) zur Verfügung gestellt. Im Frühjahr 1934 wurden beide Schulen verlegt und die Reichsführerschule der Auslandsabteilung der NSDAP bezog das Schloss.[23]

Nach dem Ende der Gartenbauausstellung oblag es Ferdinand Tutenberg, die Neugestaltung des Donnerschen Parks zu planen, die wegen des Abbruchs der temporären Gebäude erforderlich wurde. Zwei undatierte Entwürfe zur Gestaltung des Haupteinganges im Stil der Reformgartenkunst und von seiner Hand sind erhalten. Sie wurden jedoch nicht umgesetzt, da das Gelände des ehemaligen Festplatzes vollständig parzelliert und zur Wohnbebauung veräußert wurde. Die tatsächlich ausgeführte Planung Tutenbergs beließ von den Gestaltungen der Gartenbauausstellung die Wegeführung des Ausstellungsgartens von „König & Roggenbrod“ unterhalb des ehemaligen „Teehauses“, die Treppenachse der ehemaligen Friedhofsausstellung, den Kinderspielplatz oberhalb des Spiegelteichs und die Terrassen und Treppenanlagen der ehemaligen Industrieausstellung. Teile dieser Treppenanlagen sind heute noch am Nordwestrand des Parks vorhanden.

Die Gartenanlagen von Schnackenberg und Siebold mit der „Tänzerin“ am Hang unterhalb des heutigen Spielplatzes bestanden noch über die Zeit der Gartenbauausstellung hinaus, wenn auch in reduzierter Form und ohne das Häuschen. Tutenberg plante jedoch die Anlage eines Steingartens mit vorgelagerten Rankrosen auf diesem Platz. 1929 war die alte Wegeführung von Schnackenberg und Siebold verschwunden. Die 1929 in Plänen und Luftbild dokumentierte Gestaltung hat in ähnlicher Form bis 1945 bestanden.

Das Schloss und das Oktogon wurden im Krieg von Bomben getroffen und zu Ruinen. Die Planungen zur Neugestaltung des Parks wurden bereits 1948 durch den Leiter der Altonaer Gartenbauabteilung Otto Schokoll vorgenommen. Ein erster Entwurf verzeichnete im Eingangsbereich von der Flottbeker Chaussee noch die bestehenden Wegeführungen aus der Zeit Tutenbergs, ein Entwurf aus dem Jahr 1949 bereinigte die Wegesituation von „König & Roggenbrod“ unterhalb des ehemaligen „Teehauses“ und sah unterhalb des alten Gärtnerhauses einen Blumen- bzw. Staudengarten vor, der von einem Weg in geschwungener Linienführung durchzogen werden sollte. Durch den Abbruch der Schlossruine um 1952 [24] und die Verfüllung des Teiches wurde die untere Ebene zu einer weiten Rasenfläche, die heute noch besteht. Zur Straße Neumühlen wurde am Hang eine breite und durchgehende Gehölzpflanzung angelegt, die den Park vom Schienenverkehr am Hafen abgrenzte.

Auf die Anlage eines Rundweges wurde erneut verzichtet. Auf der nordöstlichen Terrasse wurde ein sonniger Kinderspielplatz mit einer quadratischen, Klinkermauergefassten Sandkiste angelegt und daneben ein bis heute bestehende Betriebshof mit Betriebsgebäuden der Gartenbauabteilung eingerichtet. Die Parkgestaltung aus den 1950er Jahren besteht bis heute nahezu unverändert.


[1] Paul Th. Hoffmann, Die Elbchaussee: Ihre Landsitze, Menschen und Schicksale, 1937, S. 60.

[2] gesprochen: Puhl

[3] Doktorin Reimarus, vom 05.Mai 1795, zitiert nach Heinrich Sieveking, Georg Heinrich Sieveking: Lebensbild eines Hamburgischen Kaufmanns aus dem Zeitalter der französischen Revolution. Berlin 1913, S. 471

[4] Emilie von Berlepsch, zitiert nach: Förderkreis Ottensen, Ottensen Chronik, Hamburg 1994, S. 38.

[5] Tenschert gibt an, das Gebäude habe Sieveking von Blacker übernommen [Ruth Tenschert, Das Landhaus Donner in Altona, (Wissenschaftliche Hausarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magister Artium der Universität Hamburg, unveröffentlichtes Manusskript) Hamburg 1999, S. 11.

[6] Vgl. Ingrid A. Schubert, „…und er gestaltete überdies all die ausgedehnten Parks und Gärten in der Umgebung dieser blühenden Stadt.“ Das Œuvre des Gartenarchitekten Ramée im Hamburger Raum, in: Joseph Ramée: Gartenkunst, Architektur und Dekoration: Ein internationaler Baukünstler des Klassizismus, Hg. Bärbel Hedinger u. Julia Berger, München Berlin 2003, S. 37-59, S. 40.

[7] August von Hennings, vom Juli 1798, zitiert bei Sieveking, Sieveking, S. 474.

[8] Hoffmann, Elbchaussee, 1937, S. 67.

[9] Sieveking, Heinrich, Georg Heinrich bSieveking, Berlin 1913, S. 462ff.

[10] Vgl. Brigitte Tolkemitt, Knotenpunkte im Beziehungsnetz der Gebildeten: Die gemischte Geselligkeit in den offenen Häusern der Hamburger Familien Reimarus und Sieveking. In: Ordnung, Politik und Geselligkeit der Geschlechter im 18. Jahrhundert. Hg.: Ulrike Weckel, Claudia Opitz, Olivia Hochstrasser, Brigitte Tolkemitt, (= Das achtzehnte Jahrhundert – Supplementa, Hg.: Deutsche Gesellschaft für die Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts, Band 6), Göttingen 1998, S. 167-202.

[11] Hoffmann, Elbchaussee, S. 309.

[12] Tenschert, Landhaus Donner, S. 43.

[13] Ebda, S. 11

[14] Ebda, S. 23.

[15] Ebda, S. 5.

[16] Gartenwelt 38, 1907, S. 456.

[17] Tenschert, Landhaus Donner, S. 22.

[18] Hoffmann, Elbchaussee, 1937, S. 71.

[19] Tenschert, Landhaus Donner, S. 22

[20] Gartenwelt 1911, Heft 52, S. 720.

[21] Allgemeine Gartenbau-Ausstellung Altona 1914, in: Die Gartenkunst  1914, Heft 11, S. 172-178, hier S. 173.

[22] Gert Gröning/ Joachim Wolschke-Bulmahn, Grüne Biographien: Biographisches Handbuch zur Landschaftsarchitektur des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Berlin Hannover 1997, S. 340, 365, 193f.

[23] Hoffmann, Elbchaussee, 1937, S. 72.

[24] Tenschert, Landhaus Donner, S. 111.

Heinepark

Plangesche Villa im Heine-Park (Foto: Schnitter, 2007)
Plangesche Villa im Heine-Park (Foto: Schnitter, 2007)

„Fortuna lächelte nicht an seiner Wiege. Der einst Millionen besitzen sollte, verließ, wie er selbst gern und mit Stolz zu erzählen pflegte, in seinem siebenzehnten Jahre die Vaterstadt mit sechzehn Groschen und einem Paar Lederbeinkleider.“ [1]

Der Heinpark in Hamburg-Ottensen war einst der Landsitz des legendären Bankiers Salomon Heine, dem Onkel des Dichters Heinrich Heine. Im vergangenen Jahr haben das Bezirksamt Hamburg-Altona und die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt einen Pflege- und Entwicklungsplan erstellen lassen, der die Geschichte des Anwesens untersucht und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigt. [2] Angesichts der aktuell umfangreichen Bautätigkeiten im Park und seinem direkten Umfeld ergeben sich nunmehr Chancen für eine tief greifende Weiterentwicklung der Anlage.

Salomon Heine (aus:Joseph Mendelssohn, Salomon Heine: Blätter der Würdigung und Erinnerung für seine Freunde und Verehrer, 3. Aufl., Hamburg 1845, Frontispiz)
Salomon Heine (aus:Joseph Mendelssohn, Salomon Heine: Blätter der Würdigung und Erinnerung für seine Freunde und Verehrer, 3. Aufl., Hamburg 1845, Frontispiz)

1783 langte Salomon Heine aus seiner Geburtsstadt Hannover in Hamburg an. Arm wie eine Kirchenmaus und als Gast auf einem Leiterwagen. Doch sein merkantilischer Scharfblick sicherte ihm schon bald Erfolg: Hatte er zunächst noch Schuldscheine ausgetragen, wechselte er bald ins Bankfach, assoziierte sich dann mit einem angesehenen Wechselmakler und trat schließlich selbständig im Wechselgeschäft auf. Mit dreißig Jahren gründete er mit einem Geschäftsfreund eine eigene Bank, die bald so erlauchte Finanziers wie Oppenheimer zu ihren Teilhabern zählte. 1818 wurde Heine alleiniger Chef des Konzerns und verfügte über ein Vermögen von über 1 Million Taler. Sein Ruf soll an Geltung in der europäischen Welt dem der Rothschilds nicht nachgestanden haben. [3] Unerschütterlich war sein Selbstvertrauen, krisenfest sein Credit:

Ein großzügiger Geber

„Nu was ist denn verloren? Ist die Elbe abgebrannt?“ konnte er inmitten eines finanziellen Erdbebens erfragen und verwundert von seinem Schreibpult aufblicken, wenn wieder mal die Mitbürger vorprachen und um Hilfe flehten. [4]

Hilfe gewährte Heine oft, auch wenn es ihm Nachteile brachte. 1842 etwa, als infolge der Brandkatastrophe in Hamburg der Börsenhandel zu kollabieren drohte, weil mehrere große Bankhäuser die Zinssätze gewaltig anheben wollten. Heine machte diesem Spuk ein Ende, indem er erklärte, alle „achtbaren Papiere wie gewöhnlich discontiren zu wollen“. Und als sein Haus am Jungfernstieg gesprengt wurde, um ein weiteres Übergreifen der Flammen zu verhindern, schlug er die Versicherungssumme aus, um damit die städtische Feuerkasse zu unterstützen. Als sich die Stadt dann nach Ende des Brandes 34 Millionen Taler aufzunehmen genötigt sah, lieh Salomon Heine fast ein Viertel der Summe und machte damit wiederum riesigen Profit. [5]

Als Stifter des Israelitischen Krankenhauses und eines Ottenser Schulbaus, als unverdrossener Spender, der für den Kuss einer schönen Bittstellerin auch schon mal eine Null zu der unterzeichneten Summe hinzufügte, oder einen armen Bauern einfach so vor dem Konkurs rettete, war Salomon Heine in der einfachen Bevölkerung ungeheuer populär. [6]

1812 erwarb Heine wie viele Hamburger Geschäftsleute ein Grundstück an der Elbe. Seine Wahl war auf ein rund 14.000 m² großes Gelände in Ottensen gefallen, das direkt westlich an das berühmte Gartenetablissement Rainville anschloss und damit nicht nur unmittelbar vor der Stadt lag, sondern auch über einen phantastischen Elbblick verfügte.

Die Baugeschichte des Anwesens

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war dieses Areal noch landwirtschaftlich genutzt gewesen. Um 1770 hatte ein Oberst von Späth, der in Ottensen einen Hof besaß, das Land inne. Von diesem erwarb John Blacker, der „Courtmaster“ der „Hamburg Company“ (Oberster der Ratsversammlung der englischen Kaufleute in Hamburg) den Besitz im Jahre 1780 und besaß ihn bis zu seinem Tode im Jahre 1803. Nur drei Jahre darauf geriet sein gleichnamiger Sohn und Erbe in Konkurs und das Grundstück ging an den Kaufmann und Senatorensohn Peter Rücker, den Bevollmächtigten der englischen Feuer- und Lebensversicherungsgesellschaft „Alliance“. [7] Ob Blacker senior auf dem Gelände des heutigen Heine-Parks in den 1790er Jahren einen „Garten nach englischem Muster“ [8] und auch bereits ein „schlichtes Landhaus“ [9] angelegt hatte, ist umstritten. [10] Möglicherweise konnte Heine mit seiner Ehefrau Betty (1777-1837) und ihren sechs Kindern bereits von Anfang an ein bestehendes Haus mit Garten nutzen, historische Karten zeigen allerdings noch bis 1802 das Blackersche Grundstück unbebaut und lediglich von zwei Feldwegen durchzogen.

Ehemaliges Gärtnerhaus an der Elbchaussee (Foto: Schnitter, 2009)
Ehemaliges Gärtnerhaus an der Elbchaussee (Foto: Schnitter, 2009)

Mit einer Grundstückserweiterung um 3.500 m² nach Osten rundete Heine den Besitz ab. Mit Hilfe des Gartengestalters und Architekten Joseph Jaques Ramée (1764-1842) gab er in den 1830er Jahren seinem Besitz eine neue, moderne Form: Von der Flottbeker Chaussee, wie die Elbchaussee damals noch hieß, führte eine halbrunde Vorfahrt zur Nordseite des zentralen Wohnhauses. Wie üblich stand ein einfaches Gärtner- und Pförtnerhaus an der Zufahrt, welches bis heute überdauert hat und als „Heine-Haus“ bekannt ist.

Die baulich zurückhaltende, efeuberankte Villa öffnete sich mit ihren verspielten Gittern vor den großen Südfenstern, einer leichten Freitreppe und einfachen Parkbänken dem zentralen Gartenraum: einer einfachen Wiese am hohen Elbufer. Am östlichen Rand dieser Wiese erbaute Heine eine weitere Villa für seine jüngste Tochter Therese (1807-1880) und ihren Ehemann Christian Adolph Halle (1798-1866), den Präses des Hamburger Handelsgerichts. Beide Gebäude verfügten über einen schönen Elbblick und waren ihrerseits von weither sichtbar.

Ehemalige Villa Therese Haller geb. Heine (Foto: Schnitter, 2009)
Ehemalige Villa Therese Haller geb. Heine (Foto: Schnitter, 2009)

Wenngleich Ramées später publizierte Plandarstellung die Gartensituation idealisierte, so waren doch die wesentlichen Elemente seines Entwurfs realisiert worden, wie zwei Porzellandarstellungen des Gartens in seiner Blütezeit zeigen. Eine berankte Strohhütte bot Platz für kleine Besuchergruppen und ein hoher, berankter Torbogen an der Geestkante setzte die Aussicht auf den Fluss in Szene. Insbesondere die Randlagen des Gartens waren mit Großbäumen und Strauchgruppen abgepflanzt, doch auch die Villen waren geschickt in Gehölzpflanzungen eingebettet und ließen nur die erwünschten Blickachsen frei. Ein umlaufender Randweg, der sogenannte „belt-walk“, erlaubte kleinere Spaziergänge auf dem Grundstück, die immer neue Sichten auf den Garten und die Landschaft freigaben. In den Wiesenflächen verstreute Teppichbeete, einige pittoreske Staffagenbauten und kleine Laubsäle im innern der Boskette verliehen dem Garten trotz einer geradezu klassischen Eleganz auch eine gewisse Verspieltheit, die dem Charakter ihres Besitzers gut entsprach. Und so klein der Besitz auch war, zählte er doch zu den ersten Adressen in der Umgebung von Hamburg, auch für ausländische Gartenenthusiasten. Es ist vermutlich Ramées Vorliebe für Baumsolitäre zu verdanken, dass noch heute ausladende Blutbuchen und eine riesige Platane den Park zieren.

Salomon Heine führte ein gastfreundliches Haus und unterhielt seine Gäste mit gutem Essen und seinem eigenwilligen Humor. In seinem wunderschönen Garten soll er Fasane gehalten haben, die das Auge ebenso erfreuen konnten wie den Gaumen. Die Schauspielerin Therese Devrient berichtete in ihren Memoiren von einem Besuch bei Heines im Jahre 1830:

„Der kleine, dicke alte Mann mit den weißen Haaren begrüßte uns sehr freundlich… Er bat uns, ihm in den Garten zu folgen, wo wir eine ziemlich zahlreiche Gesellschaft fanden […]. Eine junge, hübsche Frau, seine jüngste Tochter, […] näherte sich mir freundlich und wir plauderten, während wir in den schönen Alleen auf und ab gingen, den Blick auf die herrliche breite Elbe.“

Besonders unterhaltsam konnte es werden, wenn mal wieder Salomons Neffe zu Besuch war. Beim Diner fiel er Therese Devriant gleich auf:

„In einiger Entfernung mir gegenüber saß ein Herr, der meine Aufmerksamkeit auf mich zog, weil er mich mit zugekniffenen, zwinkernden Augen maß, dann geringschätzig und gleichgültig fortsah…
>Wer ist der Herr dort drüben?< fragte ich meinen Nachbar. >Kennen Sie den nicht? – Das ist ja mein Neffe Heinrich, der Dichter<, und, die Hand vor den Mund legend, flüsterte er: >die Kanaille.<“
[11]

Heinrich Heine nach einem Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5e/Heinrich_Heine-Oppenheim.jpg)
Heinrich Heine nach einem Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5e/Heinrich_Heine-Oppenheim.jpg)

Heinrich – oder Harry, wie er damals auch genannt wurde – war bereits 1816 zu seinem Onkel gekommen, um bei ihm eine kaufmännische Ausbildung zu erhalten. Da er sich jedoch mehr um die Dichtkunst als um die Rechnungsbücher bemühte, kam er beruflich nicht recht von der Stelle. Eine eigens für ihn eingerichtete Firma musste Salomon 1819 wieder liquidieren. [12] In ihren Lebensentwürfen grundverschieden, gerieten der Dichter und der Bankier immer wieder aneinander. Dabei war der junge Dichter stets knapp mit Geld und in der unangenehmen Situation, immer wieder um weitere Zuwendungen bitten zu müssen, denn noch brachte ihm die Schriftstellerei kaum etwas ein. Der könne ihn ruinieren, meinte der unermesslich Reiche über seinen Neffen. Dennoch schätzte und unterstützte Salomon die schriftstellerischen Arbeiten seines Neffen in hohem Maße. [13]

Welch ein Herz! Welch ein Kopf!

Und wenn Heinrich sich auch gerne über die sprachlichen Kauzigkeiten seines Onkels amüsierte – auf zwei livrierte Diener deutend, die neben Salomon standen, hatte Heinrich einst erklärt: „Sehen Sie, der eine hilft ihm beim Akkusativ, der andere beim Dativ.“ –  und provokant formulierte: „Weißt Du, Onkel, das beste an Dir ist, dass Du meinen Namen trägst…“, so war das Verhältnis zwischen Heine & Heine doch innig: „Dieser Mann spielt eine große Rolle in meiner Lebensgeschichte und soll unvergesslich geschildert werden. Welch ein Herz! Welch ein Kopf!“ Das wirklich Beste an Salomon war aber vielleicht seine hübsche Tochter Therese, für die der Dichter – leider ohne Erfolg – entbrannt war. [14]

Trotz seines geschäftlichen Erfolges blieben Salomon Heine Schicksalsschläge nicht erspart, erlebte er doch, dass vier erwachsene Kinder – drei Töchter und ein Sohn – vor ihm starben, keines war über 35 Jahre geworden. Seine Ehefrau verlor er 1837. Nach kurzer und schwerer Krankheit folgte er ihr am 23. Dezember 1844 nach. [15]

Salomon Heines Erben

Seine Beerdigung geriet zu einer Volksversammlung: Hundert Equipagen, Senatoren und Diplomaten und eine kaum absehbare Volksmenge gaben ihm das letzte Geleit zum jüdischen Friedhof in Ottensen. In seinem Testament hatte Salomon Heine noch einmal Aller gedacht: Seiner Familie, den wohltätigen Einrichtungen, dem Theaterpensionsfond, seinen Angestellten. Sein Gärtner sollte, solange er arbeitsfähig war, seine Arbeit und Wohnung behalten und danach eine Jahresrente von 500 Courantmark beziehen. [16]

Nur für seinen Neffen wurde Salomons letzter Wille zu einer letzten Enttäuschung. Noch 1844 war der Dichter aus Paris nach Ottensen gekommen, um seinen Onkel zu besuchen. Im intimen, ovalen Gartensaal des heute noch bestehenden Gärtnerhauses soll es zu einer heftigen Auseinandersetzung mit dem leicht erregbaren Erbonkel gekommen sein. [17] Da Heinrich trotzdem erwartet hatte, reichlicher bedacht zu werden, jedoch keine nennenswerten Geldsummen erbte, führte dies zu Verstimmungen mit Salomons Kindern, die sich erst nach Jahren wieder legten. [18]

In Ottensen ging das Leben weiter. Nach dem Willen des Vaters führte nun sein Sohn Beer Carl Heine (1810-1865) die Geschäfte. Er erwarb eine große Weide auf der dem Landhaus gegenüberliegenden Straßenseite der Flottbeker Chaussee und erweiterte auch den Landhausgarten um ein 3.900 m² großes Grundstück nach Westen bis an den Neumühlener Kirchenweg. [19] Dort ließ er einige Nebengebäude errichten, das größte unter ihnen war dem Grundriss nach zu urteilen eine Orangerie. [20] Therese bewohnte weiterhin mit Ehemann und Kindern die schöne Villa am Elbhang, denn ihr Vater hatte „als besonderen Beweis meiner väterlichen Liebe“ den Nießbrauch eines Teils des Gartens vermacht. [21] Carl dürfte mit seiner Gattin Cécilie Furtado-Fould (ca. 1820-1897) Salomons Landhaus bezogen haben.

Langsamer Verfall des Anwesens

Beide Kinder machten ihrem Vater alle Ehre. Die Gründung der Hamburger Kunsthalle geht wesentlich auch auf die Vermächtnisse von Carl und Therese Heine zurück. Der Garten an der Elbe geriet allerdings aus dem Fokus des Familienlebens, weil Therese und ihr Ehemann ab den 1860er Jahren in Dresden lebten, während Carl mit seiner Gattin Cecilie Furtado-Heine nach Frankreich gezogen war. [22] Nach seinem Tod im Jahre 1865 scheint seiner Witwe an dem Landsitz nicht mehr viel gelegen zu haben und dieser verfiel zusehends. Das alte Landhaus wurde 1880 abgerissen, die Orangerie folgte 1893. [23]

Blutbuche im Heine-Park (Foto: Schnitter, 2009)
Blutbuche im Heine-Park (Foto: Schnitter, 2009)

Ohne die Anwesenheit der Hausherren verlor sich die Geschlossenheit des Landsitzes. Die Verlegung des Neumühlener Kirchenweges direkt unterhalb von Heines Garten, die Verlängerung eines öffentlichen Fußweges durch den südlichen Elbhang unterhalb des ehemaligen Strohhäuschens eine Flächenreduzierung des Gartens durch eine Verbreiterung der Flottbeker Chaussee taten ein Übriges, um den Garten seines alten Glanzes zu berauben: Was blieb, waren das kleine Gärtnerhaus, die Raméesche Villa, und die immer größer wachsenden Parkbäume.

Erwerb durch Georg Plange

In der Nach-Heineschen Zeit – das Gelände war 1903 nach Erbstreitigkeiten zwangsversteigert worden [24] – erfolgte noch eine Belebung des Anwesens durch den Mühlenbesitzer Georg Plange und seine Familie. Er ließ 1913 für seinen Sohn Carl eine neue Villa errichten, [25] diesmal direkt am Geestrand und vis-a-vis der Raméeschen Villa. Die Zufahrt von der Elbchaussee führte wohl durch den Gehölzbestand, der einst den Westrand des Heine’schen Areals ausmachte. Um diesen zu schonen, wurde die Zufahrt leicht gekrümmt angelegt und die heute hoch aufgewachsenen Bäume bilden annähernd eine Allee, doch bei genauerem Hinsehen bemerkt man die Unregelmäßigkeit der Pflanzung.

Als Carl Plange im 1. Weltkrieg verstarb, stand das Gebäude zunächst leer, während der westliche Gartenteil der Altonaer Gartenbauausstellung für Sondergärten zur Verfügung gestellt wurde (siehe Kapitel 3). Nach dem Ende der Ausstellung zog Carls Schwester Clara Plange, verh. Korndörfer mit ihrer Familie ein, doch die gärtnerische Gestaltung des Anwesens beschränkte sich auf einige Blumenbeete und einen Tennisplatz. [26]

Als Planges Erben nach Kriegsende das Gelände der Stadt Hamburg überließen, richtete diese dort eine Fachschule für Seefahrt ein und bestückte den Garten mit zwei Barackenbauten. Der alte Zusammenhang ging soweit verloren, dass man Jahrzehntelang nicht einmal mehr wusste, dass die Raméesche Villa tatsächlich noch aus Heines Zeit stammte. Ein in den 1950er Jahren errichtetes kleines Mietshaus in der Parkmitte machte die großzügige Gartenkonzeption vergessen.

Bemühungen um den Erhalt des Anwesens

Auch das kleine Gärtnerhaus drohte zu verfallen. Mit seiner Unterschutzstellung im Jahre 1962 und dem Bemühen einiger Bürger um seine Sanierung wurde schließlich das Ende der Verfallsgeschichte eingeleitet. Die Sanierung des Gärtnerhauses und der Gründung des „Vereins Heine-Haus e. V.“ im Jahre 1975 stellte die Bedeutung des Gartens wieder heraus. 1984 wurde der „Park an der Seefahrtsschule“ in „Heine-Park“ unbenannt und durch eine Brückensanierung vom Donners Park wieder öffentlich zugänglich. Der Abriss der beiden Barackenbauten östlich der Plangeschen Villa im Jahre 2003 war ein weiterer Schritt in Richtung einer Rekonstruktion alter Parkraumstrukturen. [27] Nach dem Verkauf der Plange’schen Villa an einen Privatinvestor, der das Gebäude sanierte und in einem Randbereich Parks eine Tiefgarage errichtete, gelang es, den Rest des Parks von störender Wohnbebauung der Nachkriegszeit zu befreien und den Zusammenhang der Plangeschen villa und der Villa Therese wiederherzustellen.

Was den Park einst besonders auszeichnete, der freie Blick auf das romantische Elbufer, hat sich inzwischen verändert, denn die ehemaligen Industrieanlagen an der Neumühlener Kaikante sind zu einem begehrten Platz für hochwertige Architektur geworden. Heute besticht der Park neben den Villen aus Heine’scher und Plange’scher Zeit vor allem durch mächtige Blutbuchen, alte Eichen und eine weit ausladende Platane. Seit der 2015 abgeschlossenen Generalüberholung des Parks sind die Wegestrukturen aus der Zeit Salomon Heines wieder erlebbar. Die Stelle seines alten Wohnhauses markiert ein eibengerahmter Aufenthaltsplatz mit Blick auf den Hafen.


[1] Mendelssohn, Joseph, Salomon Heine. Blätter der Würdigung und Erinnerung für seine Freunde und Verehrer. 3. Aufl., Hamburg 1845, S. 7.

[2] Schnitter, Joachim, Heine-Park in Hamburg-Ottensen: Pflege- und Entwicklungsplan, Erste Stufe (unveröffentlichtes Manuskript im Bezirksamt Altona), Hamburg 2009.

[3] Mendelssohn, S. 7ff.

[4] Ebd., S. 9.

[5] Ebd., S 10. Wiborg, Susanne, Salomon Heine: Hamburgs Rothschild – Heinrichs Onkel, Hamburg 1994, S. 95.

[6] Mendelssohn, Heine, 1845, S. 11; Wiborg, Heine, 1994, S. 44.

[7] Hoffmann, Paul Th., Die Elbchaussee: Ihre Landsitze, Menschen und Schicksale, Hamburg 1937, S. 57.

[8] Raben, Gustav-Adolf, Heine-Park, unveröffentlichtes Manuskript im Denkmalschutzamt Hamburg, Hamburg 1994, S. 3.

[9] Raben, Gustav-Adolf, Heine-Park, 1.Ergänzung, unveröffentlichtes Manuskript im Denkmalschutzamt Hamburg, Hamburg, o. D, o. S.

[10] Berger, Julia, Salomon Heines Landhaus und Gärtnerhaus in Ottensen: Zwei bisher unbekannte Bauten Ramées?, in: Joseph Ramée: Gartenkunst, Architektur und Dekoration: Ein internationaler Baukünstler des Klassizismus, Hg. Bärbel Hedinger u. Julia Berger, München Berlin 2003, S. 75-89, hier S. 78. Nach „Gartenwelt“ 18, 1903, S. 215, ist ein Garten bereits 1780 angelegt worden. Nach Wilhelm Volckens, Neumühlen und Oevelgönne, 1885, S. 75, hat John Blacker senior Anfang der 1790er Jahre auf dem Gelände des späteren Heine-Anwesens einen Park angelegt und ein Wohnhaus errichtet.

[11] Wiborg, Heine, 1994, S. 75ff

[12] Wiborg, Heine, 1994, S. 56.

[13] Ebd., S. 66.

[14] Ebd., S. 53, 66ff.

[15] Steckmest, Sylvia, Therese Halle, geb. Heine (1807-1880): Zur Erinnerung an eine Hamburger Stifterin. In. Gaßner, Hubertus / Ute Haug/ Jenns Howoldt, Therese Halle, geb. Heine: Eine Hamburger Sammlerin und Stifterin, Hamburg 2008, S. 9-23, hier S. 19ff.

[16] Mendelssohn, Heine, 1845, S. 24.

[17] Lüth, Erich, 150 Jahre Heine-Gartenhaus: Ergänzungen zum Hamburger Heine-Bild, Hamburg 1982 (unveröffentlichtes Manuskript in der Staatsbibliothek Hamburg), S. 2.

[18] Wiborg, Heine, 1994, S. 112ff.

[19] Raben, Heine-Park, 1992, S. 4

[20] Schnitter, Heine-Park, 2009, S. 30.

[21] Wiborg, Heine, 1994, S. 109.

[22] Steckmest, Therese Halle, 2008, S. 19ff.

[23] Schnitter, Heine-Park, 2009, S. 30ff.

[24] Raben, Heine-Park, 1994, S. 2.

[25] Hoffmann, Elbchaussee, 1937, S. 59.

[26] Schnitter, Heine-Park, 2009, S. 52.

[27] Ebd., S. 53ff

Hirschpark

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Das Landhaus Godeffroy im Hirschpark (Foto: Schnitter, 2006)

Der Hirschpark in Hamburg-Dockenhuden erhielt seinen Namen durch die Anlage eines Hirschgatters im Privatgarten einer Kaufmannsfamilie in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Heute zählt der Park mit seinem Damwildbestand, einer doppelreihigen Lindenallee und einem riesigen Bergahorn zu den bekanntesten Grünanlagen der Hansestadt. Beispielhaft lassen sich in ihm verschiedene Gestaltungsphasen zwischen einem spätbarocken Bürgergarten und einer öffentlichen Parkanlage ablesen.

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Die Lindenallee im Hirschpark (Foto: Schnitter, 2006)

Seit dem 18. Jahrhundert ist die landwirtschaftliche Nutzung der sandigen Geestlandschaft auf dem Gebiet des späteren Hirschparks unter verschiedenen Eigentümern belegt. [1] Doch erst mit der Arrondierung einzelner Flurstücke zu einem zusammenhängenden Landbesitz unter dem Kaufmann Johann Berend Rodde (1720-1786) scheint eine erste Ziergartenanlage größeren Ausmaßes entstanden zu sein. Anzeichen für diesen Bürgergarten sind auf einer 1789 aufgenommenen Verkoppelungskarte von Dockenhuden in einigen linearen Gehölzstrukturen zu erkennen. Reste aus dieser Zeit finden sich wohl im Bauernhaus, in den Lindenpflanzungen und einem alten Eichenhain.

Repräsentativer Landsitz im empfindsamen landschaftlichen Stil

„Wer nicht in deinem Schoos, Natur!
Auf Weisheit sinnt, Empfindung thränt
Zu Gott sich hebt und Freunde sehnt,
Der liebt Dich nicht, er nennt Dich nur.“

(Inschrift im Hirschpark um 1792) [2]

Von Roddes Erben erwarb der Hamburger Kaufmann Jean César IV. Godeffroy (1742-1818) das Gelände und ließ darauf von dem noch wenig bekannten Architekten Christian Frederick Hansen (1756-1845) ein klassizistisches Landhaus errichten. In seiner Frühphase wurde der Garten von Besuchern wegen seiner attraktiven Aussichten auf die Elbe, das Dorf Dockenhuden und das Mühlenberger Tal sowie auf den benachbarten Landsitz des Pierre Godeffroy (1749-1822) aufgesucht. Zeitgenössische Beschreibungen des Gartens als „schweizerisch“ und romantisierende Inschriften an einer Gartenlaube [3] sowie am Herrenhaus („Der Ruhe weisem Genuss“) deuten auf einen landschaftlichen Garten im sentimentalen Stil.

Inschrift im Landhaus Godeffroy

Inschrift im Landhaus Godeffroy (Foto: Schnitter, 2015)

Ergänzungen im ‚klassischen’ landschaftlichen Stil

 

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Godeffroys Garten in einem Fremdenführer des 19. Jh. (Ausschnitt aus: Drei Tage in Hamburg. Ein practischer Führer für Fremde, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt und Umgegend auf die genussreichste Weise in drei Tagen kennen zu lernen. Hamburg 1873)

 

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Parkbrücke im Hirschpark um 1902 (aus: Kröger’s Führer durch die Elbgegend. Bearbeitet von Schiller-Tietz. Blankenese 1902, S. 66)

In der folgenden Generation ließ Johan César V. Godeffroy (1786-1845) von Alexis de Chateauneuf (1799-1853) um 1835 ein Gärtnerhaus errichten. Die früheste Ansicht des Herrenhauses und einige Lagepläne lassen einen landschaftlichen Park erkennen. Ein am Parkrand verlaufender beltwalk mit Ausblicken auf die umgebende Landschaft und offene Wiesen- und Wasserflächen in der Parkmitte erinnern an die damals populären, „klassischen“ Gestaltungen eines Lancelot Brown in England oder eines Joseph Jaques Ramée (1764-1842) in Hamburg. [4]

Ergänzungen im Stil von Biedermeier und Reformgartenkunst

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Antikengarten im Hirschpark (aus: Kröger’s Führer durch die Elbgegend. Bearbeitet von Schiller-Tietz. Blankenese 1902, S. 66)

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lassen sich sowohl biedermeierliche Partien als auch Reformgartenelemente ausmachen. 1873 wird eine „erst in neuerer Zeit entstandene Gartenanlage im französischen Styl“ mit Teppichbeeten unweit des Herrenhauses erwähnt. [5] Es handelt sich bei dieser Anlage vermutlich um den sogenannten ‚französischen Garten’ oder ‚Antikengarten’, dessen Reste sich bis heute erhalten haben. [6]

Die Anlage des Lindenplatzes mit einer Freitreppe und zwei Hirschskulpturen sind erst nach der Jahrhundertwende entstanden und heute nicht mehr vorhanden. Die heute ausgedehnten Rhododendronpflanzungen soll César VI. veranlasst haben. [7] Im Bereich nördlich des alten Gärtnerhauses bestanden eine Reihe von Gewächshäusern und ein Gemüsegarten. Wahrscheinlich datiert das architektonisch ungewöhnliche Futterhaus aus dieser Phase. Unter dem jagdbegeisterten Johan César VI. Godeffroy (1813-1885) entstand um 1860 auch ein Rehwildzwinger im Park. [8]

Nach der Zahlungseinstellung des Handelshauses Godeffroy wurde der Besitz 1889 an den Industriellen und Gartenenthusiasten Ernst August Wriedt (1842-1923) veräußert.  Zahlreiche Postkarten des ‚Französischen Gartens’ aus dem frühen 20. Jahrhundert belegen, dass dieser Gartenteil mit seinen wechselnden Blumenarrangements ebenso wie der Hirschzwinger ein beliebtes Ausflugziel gewesen ist. Nach Wriedts Ableben erstand 1921 der Rigaer Holzindustrielle Ferdinand Nather (1871-1924) das Anwesen, verbrachte dort aber nur ein Jahr bis zu seinem vorzeitigen Tod im Februar 1924. [9]

Umbau zur öffentlichen Parkanlage

1924 erwarb die Stadt Altona den Hirschpark. Gartendirektor Ferdinand Tutenberg (1874-1956) entwarf einen Umgestaltungsplan, der die südliche Parkerschließung, einen Spielplatz unterhalb des ‚französischen Gartens’, einen repräsentativen Zugangsplatz zum Hirschgatter sowie einen geometrischen Blumenschaugarten mit einer zentralen Pergola am Nordrand enthielt. Zur Finanzierung von Erwerb und Umgestaltung erfolgte die Parzellierung und Freigabe des östlichen Parkteils  zur Wohnbebauung.

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Alte Eichen zur Zeit der Rhododendronblüte im Hirschpark (Foto: Schnitter, 2015)

Das Wegesystem erweiterte Tutenberg an Kreuzungspunkten zu kleinen Rundplätzen und ließ die große Lindenallee mit kleinen Nachpflanzungen weiterführen. Zwischen 1924 und 1929 entstand mit einer achsial auf die neue Parkmitte bezogenen Treppenanlage (‚Hirschtreppe’) erstmals ein Zugang vom Elbuferweg über die Geestkante zum Park. Ziel war offenbar die Erschließung für eine größere Öffentlichkeit.

Zur Entwässerung der sogenannten „Hirschweide“ erfolgte 1929 eine Verlagerung des Damwildes  auf die südlich gelegene ‚Spielweide’. [10] Mit dieser Verlegung des Hirschgatters und der Schließung des Hirschparkwegs wurde die südliche Brücke über den Teich obsolet.

In der Nachkriegszeit fungierte das alte Landhaus als Schule für die Kinder der Alliierten und wurde erst 1958 an die Gartenbauabteilung Altona übergeben. [11] In den folgenden Jahrzehnten wurden die inzwischen maroden eisernen Antikenrepliken des „Französischen Gartens“ entfernt und durch eine Plastik der ‚Flora’ ersetzt, die heute ebenfalls nicht mehr besteht. Die einst üppige Bepflanzung dieses Gartenteils wich einfachen Sommerblumenstreifen. Die Lindenterrasse mit ihrer massiven Treppe und den beiden metallenen Hirschplastiken wurden ebenso rückgebaut wie die zentrale Treppe zum Elbuferweg. [12] In den 1980er Jahren entstand ein buchsgerahmter „Bauerngarten“ am nun gastronomisch genutzten Bauernhaus ‚Witthüs Teestuben’.

Das Zusammenspiel zwischen diesem attraktiven Naturraum mit seiner am Rande des Elbstrands steil aufragenden Geestkante und den historischen Gestaltungselementen verleiht dem Hirschpark sein besonderes Gepräge. Vom Elbuferhöhenweg bieten sich den oft zahlreichen Besuchern weite Blicke über das Elbtal und hinüber zu den gegenüberliegenden Geesthängen der Harburger Berge. Auf dem hochgelegenen Plateau wechseln dichte Buchenbestände mit weiten Wiesenflächen, kontrastieren üppige Rhododendronbestände mit der barock anmutenden Lindenallee, während ein ausladendes Rasenoval den Blick auf das repräsentative Landhaus freigibt.

Die Bedeutung der Parkanlage

In dem seit 2003 denkmalgeschützten Park, der zu den frühesten Landschaftsparks an der Elbe zählt, sind viele Elemente erhalten, in denen sich die Stilgeschichte der Gartenkunst seit dem frühen 19. Jahrhundert abbildet. Eine Überarbeitung dieser verschiedenen Elemente zu einem stilistisch einheitlichen Ganzen ist zu keiner Zeit erfolgt. Eindrucksvollstes Beispiel hierfür ist die große Lindenallee, die seit der Errichtung des Hansenschen Herrenhauses „herrlich sinnlos … in der Landschaft steht“. [13] Der Hirschpark zeugt vom Wirken seiner Besitzer, die als gartenkünstlerische Amateure den Garten über Generationen nach dem jeweiligen Zeitgeschmack ergänzt haben. Hinter einem überregional bedeutenden Gesamtkunstwerk wie der etwa zeitgleich entstandenen ‚ornamented farm’ Caspar Voghts in Flottbek besitzt der Hirschpark als Einzelobjekt nur regionale Bedeutung. Im Zusammenhang mit dem Ensemble Godeffroyscher Parkbesitzungen in unmittelbarer Nachbarschaft wie der von 1855 bis 1935 bestehenden Besitzung ‚Beausite’ von Gustav Godeffroy (1817-1883), [14] der bis heute bestehende Besitzung ‚die Bost’, die nach Joseph Ramée auch von Richard Godeffroy (1798-1864) bewohnt wurde, [15] sowie dem Park um das noch existierende ‚Weiße Haus’ von Pierre Godeffroy, [16] bildete der Hirschpark die zentrale Anlage. Rechnet man dazu die ausgedehnten Landbesitzungen Johan César VI. Godeffroy hinzu, so war der Hirschpark Zentrum eines bedeutenden Park- und Forstensembles. Als wesentlicher Teil der Parkanlagen an der Hamburger Elbchaussee besitzt der Hirschpark überregionale Bedeutung.

An der Verstaatlichung des Hirschparks zeigt der Park beispielhaft die Städtebaupolitik Altonas der 1920er Jahre. Mit Hilfe der vom Altonaer Bürgermeister Max Brauer (1887-1973) und Städtebauer Gustav Oelsner (1879-1956) betriebenen Eingemeindung der Elbvororte sollte Altona aus dem wirtschaftlichen Schatten Hamburgs heraustreten. Oelsner entwarf für Altona das Image einer Stadt im Grünen und forderte den Erhalt der großen privaten Landschaftsparks in den Elbvororten, denen die Parzellierung in Villengebiete drohte. [17] Die Teilparzellierung des Hirschparks kann als Zugeständnis an die sich gegen die Eingemeindung sträubenden Elbgemeinden gedeutet werden und war Teil des Finanzierungskonzepts.

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Zeichnung des Gärtnerhauses im Hirschpark nach Alexis de Chateauneuf (aus: Alexis de Chateauneuf, Architectura domestica, Hamburg 1839)

Mit dem Landhaus, dem Strohdachhaus und dem Futterhaus beherbergt der Hirschpark drei architekturgeschichtlich bedeutende Gebäude. Das zwischen 1789 und 1792 errichtete Landhaus (Elbchaussee 499 b) war das früheste der zweiundzwanzig Hansen-Bauten für das Bürgertum im Hamburger Raum. [18] Das Strohdachhaus (Elbchaussee 499 a) ist trotz baulicher Veränderungen als ehemalige Hofstelle ein wichtiges Zeugnis der bäuerlichen Kultur der westlichen Elbvororte. Als Futterhaus ist das Holzgebäude auf der Hirschweide in seinem rustikal und bunt verspielten Baustil ein seltenes Relikt des 19. Jahrhunderts. Im Rahmen der Forschungen für das Pflege- und Entwicklungskonzept konnte zudem belegt werden, dass das Chateauneuf’sche Gärtnerhaus nicht wie bisher angenommen abgerissen wurde, sondern sich in den Kellergewölben und den Mauern des Erdgeschosses im Haus Elbchaussee 491 erhalten hat. [19]

Die personengeschichtliche Bedeutung des Parks beruht vor allem auf der Familie Godeffroy. Ihre Geschichte wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zusammengestellt [20] und erschien 1998 in Romanform. [21] Neben den Gartengestaltern Joseph Ramée, Daniel Louis Jacob und Claude Rainville waren Godeffroys um 1800 für die Gartenkunst im Hamburger Raum wohl die wichtigsten französischen Emigranten. Wenig bekannt ist die Tatsache, dass der Schriftsteller Hans Henny Jahnn (1894-1959) in den 1950er Jahren bis zu seinem Tod das Bauernhaus im Hirschpark bewohnte. An Jahnn, der als Orgelbauer von Weltruf, erfolgreicher Hormonforscher und singuläre Erscheinung der deutschen Prosa gilt, erinnert heute ein in die Giebelwand eingelassener Gedenkstein. [22]

Nach der Neuinterpretation des Antikengartens mit einer neuen Brunnenanlage und ornamentaler Beetbepflanzung folgte 2014 die Wiederherstellung einer großzügigen Wiesenfläche südlich des Landhauses und die Anlage eines neuen Spazierwegs an der Böschungskante.


[1] Richard Ehrenberg, Aus der Vorzeit von Blankenese und den benachbarten Ortschaften Wedel, Dockenhuden, Nienstedten und Flottbek; Hamburg 1972, S. 94-96; Gustav-Adolf Raben: Der Hirschpark, seine historische Entwicklung, unveröffentlichtes Manuskript, o.O., o.J. [Hamburg, ca. 1993, im Denkmalschutzamt Hamburg].

[2] Friedrich Theodor Nevermann, Almanach aller um Hamburg liegenden Gärten, Hamburg 1792, S. 8.

[3] Ebenda

[4] Vgl. Ingrid A. Schubert, „… und er gestaltete überdies all die ausgedehnten Parks und Gärten in der Umgebung dieser blühenden Stadt.“, in: Joseph Ramée: Gartenkunst, Architektur und Dekoration. Ein internationaler Baukünstler des Klassizismus; Hg. Bärbel Hedinger u. Julia Berger, München/ Berlin 2003, S. 37-59.

[5] Drei Tage in Hamburg, Hamburg 1873, S. 69.

[6] Ebd., S. 68.

[7] Maike Holst, Die Botanik im Hirschpark: Majestätische Würde, prachtvolle Schönheit, in: Der Hirschpark (= Hamburger Klönschnack, Nr. 1), Hamburg. o.J., S. 14-25, hier S. 23.

[8] Hans Walden, Stadt – Wald: Untersuchungen zur Grüngeschichte Hamburgs, Hamburg 2002 (Beiträge zur Hamburgischen Geschichte; Bd. 1, Hg.: Burghart Schmidt/ Hans Walden) Hamburg 2002, S. 358ff.

[9] Ronald Holst, Diesmal war es nicht der Gärtner. Mord aus Eifersucht oder Die Liebe höret nimmer auf, in: Der Hirschpark (= Hamburger Klönschnack, Nr. 1), Hamburg. o.J., S. 46-49.

[10] Norddeutsche Nachrichten/ Altonaer Anzeiger, Freitag, den 22. März 1929, Nr. 69, Erste Beilage, 51 Jahrgang: Ein Besuch bei unserm Gartenbaudirektor Tutenberg.

[11] Winfried Grützner, Zwei Dörfer: Der Zusammenschluß von Blankenese und Dockenhuden am 19. März 1919, in: Der Hirschpark (= Hamburger Klönschnack, Nr. 1), Hamburg. o.J., S. 13.

[12] Vgl. Luftbilder im Staatsarchiv Hamburg: Streifen 5 No 77, Film Nr. 14, Bild Nr. 1071 vom 06. Mai 1952 sowie Film 5, Bild 209; Film 5 Bild 210; Film 5, Bild 211; vom 15. Okt. 1963.

[13] Grützner, Zwei Dörfer, S. 10.

[14] Vgl. Paul Th. Hoffmann: Die Elbchaussee: Ihre Landsitze, Menschen und Schicksale, Hamburg 1937, S. 221-227.

[15] Ebd., S. 233.

[16] Ebd., S. 249-257.

[17] Zitiert nach Christoph Timm, Gustav Oelsner und das neue Altona: Kommunale Architektur und Stadtplanung in der Weimarer Republik, Hamburg 1984, S. 116f.

[18] Judy Brose, Baumeister im Grünen: „Der Ruhe weisem Genuss“, in: Der Hirschpark (= Hamburger Klönschnack, Nr. 1), Hamburg. o.J., S. 66-73, hier S. 71.

[19] Renata Klée Gobert, Die Bau- und Kunstdenkmale der Freien und Hansestadt Hamburg, Bd. II: Altona – Elbvororte, Hamburg 1953, S. 225.

[20]Die Godeffroÿs: Familiengeschichte von Oscar Godeffroÿ“ [Hamburger Staatsarchiv, 622-1/27: Carl v. Godeffroy: XIV 11]

[21] Gabriele Hoffmann, Das Haus an der Elbchaussee: Die Godeffroys – Aufstieg und Niedergang einer Dynastie. Regensburg 1998.

[22] Vgl. Helmut Schwalbach, Suche nach dem Unbequemen: Hans Henny Jahnn: “Ich bin kein Museum“, in: Der Hirschpark (= Hamburger Klönschnack, Nr. 1), Hamburg. o.J., S. 38-41.

Rosendal in Stockholm

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Ansicht des Schlosses von Rosendal (Foto: Schnitter, 2005)

Der ehemals herrschaftliche Landsitz Rosendal ist Teil des südlichen „Djurgården″ (=Tiergarten), einer 184 ha großen Insel 3 Kilometer östlich der Stockholmer Altstadt. Rosendals Gesamtfläche beträgt 90 Hektar, davon sind etwa 75 Hektar Waldfläche. Das Areal ist oft felsig und erhebt sich bis zu 44 Meter über die Strandlinie des Djurgårdesbrunnnsviken. Jahrhundertelang  war es Ackerfläche sowie Wiesen- und Weideland. Seit dem 17. Jahrhundert nutzte das schwedische Königshaus das Gelände zur Jagd.

1791 schenkte Gustav III. ein 25 ha großes Grundstück mit einer Tierwächterwohnung dem Kammerjunker Georg Johan de Besche (1754-1814), der das bis dahin öffentlich zugängliche Gelände einzäunte und einen Landschaftsgarten angelegt haben soll. 1798 ging der Besitz an Freiherr Jean Jacques de Geer (1737-1809) und dessen Gattin Aurora Taube (1753-1806), die zuvor bereits einen bedeutenden Landschaftsgarten auf Finspång im sentimentalen Stil angelegt hatten. Das Anwesen wechselte noch dreimal den Besitzer, bis es Jean Baptiste Bernadotte (1763-1844), der spätere König Karl XIV. Johann von Schweden und Norwegen, erwarb.

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Karl XIV Johann, Ölbild von Fredric Westin (http://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/1/19/ Karl _XIV_Johan%2C_king_of_ Sweden _and_Norway%2C_ painted_by_Fredric_Westin. jpg)

Da kein Gartengestalter überliefert ist, erscheint es nicht ausgeschlossen, dass Karl Johan selbst an der Neugestaltung des Anwesens mitwirkte, hatte er während seiner militärischen Karriere in französischen Diensten viele bedeutende Parks kennengelernt, so auch in Altona, wo er im Sommer 1808 als Leiter der Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck in Caspar Voghts Flottbeker Landhaus Quartier bezogen hatte:

Ach, Durchlaucht″, hatte sich der Hamburger Kaufmann  während der französischen Besetzung Altonas 1814 hilfesuchend an den Karl Johan gewandt, „es sind diese Eichen, die Ihnen Schatten gespendet haben. Dieser Park, in den Sie so oft gekommen sind, um sich von Ihrer Arbeit zu erholen – es ist dieser Aufenthaltsort, den Sie zärtlich zu lieben scheinen, der von einer langsamen aber sicheren Verwüstung bedroht ist.

Auch der französische Exilant Jean Claude Rainville, Eigentümer des berühmten Gartenlokals in Ottensen, verfasste in dieser Zeit einen Bittbrief an den schwedischen König. [1]

Sicher hatte Bernadotte in seiner Altonaer Zeit an den gesellschaftlichen Ereignissen im Hause Voght und im „Neumühlener Kreis″ um die Familien Poel-Sieveking-Matthiesen teilnehmen können, wie es wiele ausländische Gäste und Diplomaten damals getan hatten. Und es ist anzunehmen, dass der von zahllosen Gästen geschätzte Freundschaftskult und Freiheitspathos dieser großbürgerlichen Gesellschaft in Verbindung mit  ihren Landhausgärten auch auf Bernadotte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten.

So läßt sich die bloß villenartige Gestaltung des Rosendaler Schlosses und des dazugehörigen Gartens als zeittypisches ‚understatement‘ interpretieren. Es ist wohl nicht zufällig, dass sich der Schwedische König Pflanzen für seinen Schlossgarten von der Flottbeker Baumschule James Booth & Söhne liefern ließ. Vielleicht war sogar die Wahl des Ortes – kurz vor den Toren der Stadt, am Steilhang einer Bucht – von der Lage der Altonaer Landhausgärten inspiriert. Besucht man heute den Rosendaler Schlossgarten, fühlt man sich vielleicht sogar ein wenig an das Landhaus im Altonaer Hirschpark erinnert…


[1] Schnitter, Joachim, Rosendal in Stockholm: Gartendenkmalpflegerische Untersuchung eines königlichen Landschaftsgartens. Diplomarbeit am Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Hannover, 1997 (unveröffentlichtes Manuskript)

Rosengarten in Hamburg-Neumühlen

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Der „Altonaer Stadtpark“ auf einem Foto von Wilhelm Dreesen, 1894 (aus: In und um Altona: Original-Aufnahmen von Hof-Photograph Wilhelm Dreesen in Flensburg, Altona 1894)

Vor 1793: Kleingewerbe und erste Gartenanlagen

Der heutige Rosengarten in Hamburg-Neumühlen gehörte im 16. Jahrhundert zum Besitz des Joachim Bergeest. 1665 vermieteten Bergeests Erben das Anwesen als Gasthaus. 1676 erwarb der wohlhabende Eisenhändler Bartold Jenckel den Besitz für 4000 Mark Banco und wandelte ihn in einen sommerlichen Landsitz mit Lustgarten um. Sein Besitz umfasste das Gebiet des heutigen „Donners Park“ im Osten und des heutigen „Rosengarten“ im Westen. Nach Jenckels Tod teilte und verkaufte seine Witwe das Anwesen. [1]

Christian Jürgens erbaute an dem kleinen, am unteren Plateau vorhandenen Teich (später EWU-Gelände) eine Pulvermühle, die vermutlich Schießpulver für die Grönlandfahrer lieferte. Die Mühle explodierte 1738. zwei Jahre später erwarben der Kommerzienrat Johann Biedenharn und Wilm Wilmsen das Anwesen, um darauf eine Ölmühle zu errichten. 1757 ging diese an den Hamburger Oberalten Johann Gottlieb Gerhard über, der um die Ölmühle herum die ersten dort erwähnten Gartenanlagen gestaltete. [2]

1793-1890: Die Besitzung unter Lawaetz, Woermann und Wriedt

Von Kammerrat Stuhlmann erwarb 1793 der Konferenzrat Johann Daniel Lawaetz (1750-1826) das Anwesen und errichtete längs des Neumühlener Elbstrandes Werkstätten (Wollzeug-, Leinen- u. Segeltuchfabrik, Tabakfabrik, Stärkemehlfabrik, Papiermühle und Wachsbleiche). Die Gebäude konzentrierten sich am unteren Teil des Heubergs, über den die Bauern traditionell das auf den Elbinseln geerntete Heu einfuhren. Oberhalb der Fabriken lag Lawaetz Landhaus mit dem umgebenden Garten. [3] Das Gebäude ließ er durch Christian Friedrich Hansen als lang gestreckte, weiße Villa im klassizistischen Stil errichten. Lawaetz Gärtnerhaus war 1794 westlich der Villa an der Flottbeker Chaussee erbaut worden. [4] Lawaetz hatte nicht nur die Schleswig-Holsteinische Patriotische Gesellschaft gegründet und ein Werk über staatliche Sozialfürsorge verfasst, er förderte auch Armenunterstützungsinstitute und forderte eine staatliche Einflussnahme auf den Arbeitsmarkt. Die enge räumliche Bindung von Arbeits- und Wohnstätte kann als Aspekt eines physiokratischen Ansatzes interpretiert werden: In Neumühlen setzte er in patriarchalischem Gestus sein eigenes Landhaus über die Arbeitsstätten seiner Arbeiter, verschönerte die Umgegend und entwickelte sie gleichzeitig industriell weiter, verband ganz im Geiste der Aufklärung „das Schöne mit dem Nützlichen“.

Von Lawaetz Erben pachtete der Kaufmann und Reeder Carl Woermann (1813-1880) das Gelände 1856 für dreißig Jahre und errichtete auf der Anhöhe nahe der heutigen Elbchaussee ein einfaches Landhaus. 1875 ging der gesamte Besitz von Lawaetz Erben – einschließlich des zwischenzeitlich an Woermann verpachteten Teils – an den Altonaer Kaufmann Kommerzienrat Ernst August Wriedt (1842-1923) über, der die vormals Lawaetzsche Villa mit Garten bewohnte. [5] Über Wriedts Aktivitäten in Neumühlen ist kaum etwas bekannt, doch scheint diese Phase prägend gewesen zu sein, war doch der Garten bis 1914 als „Wriedt’scher Park“ bekannt. [6]

1890-1913: Umwidmung zum Altonaer Stadtpark

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Wilhelm Holtz (aus: Die Gartenkunst, 14. Jg, Heft 9, 1912, S. 146. Repro: Bücherei des deutschen Gartenbaues e.V.)

1890, ein Jahr nachdem Wriedt den Hirschpark in Dockenhuden erworben hatte, veräußerte er seinen Besitz in Neumühlen 1,25 Millionen Mark an die Stadt Altona, [7] die daran interessiert war die Herstellung einer bequemen Zufuhrstraße nach dem Hafen von der Stadt aus zu sichern, und die Flottbeker Chaussee verbreitern zu können. [8] Außerdem bot sich die Fläche als Kompensation für den seit 1661 bestehenden, öffentlich zugänglichen Garten „Ottensener Park“ an, der 1893 bebaut worden. [9]

1904 erstellte Altonas Stadtgärtner Wilhelm Holtz (1846-1912) einen Entwurfsplan dieses Areals, der. auch das verpachtete Areal um die Lawaetzsche Villa in die Gesamtkonzeption einbezog. Zwar verzeichnete er die Grundstücksgrenze, doch lässt die Wegeführung keinen Zweifel daran, dass der Übergang zwischen beiden Arealen möglich werden sollte. Darüber hinaus bereinigte Holtz einige ungelenke Wegeführungen und setzte stattdessen  großzügig geschwungene Linien ein. Inwieweit sein Entwurf umgesetzt wurde, ist bis heute ungeklärt.

1914-2009: Altonaer Gartenbauausstellung und der Umbau zum „Rosengarten“

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Das Ausstellungsgelände auf dem Gebiet des Altonaer Stadtparks 1914 (aus: Zur Erinnerung an die Eröffnung der Gartenbauausstellung, Altona 1914)

Der Altonaer Stadtpark wurde 1914 in die Altonaer Gartenbauausstellung einbezogen. Während der westliche Teil mit seinen Höhenwegen und Aussichtsplätzen nahezu unverändert beibehalten wurde, wurde die südliche Wiese zu einem Vergnügungspark mit Gebäuden und einer großen Platzfläche. Gartenkünstlerischer Höhepunkt der Anlage war der große Rosengarten auf dem nördlichen Plateau, der über zwei geometrisch organisierte Rosenbeete den Blick auf die Elbe gestattete. Da ein Villenbesitzer von der gegenüberliegenden Straßenseite einen Preis von 10.000 Mark ausgesetzt hatte, wenn ihm der Elbblick erhalten bliebe, wurde dies Arrangement allgemein als „10.000 Marksblick“ bekannt.

Ein weiterer gestalterischer Höhepunkt war die so genannte „Schlucht“ im Stadtpark (im Unterschied zum Restaurant „Die Schlucht“ bzw. „Elbschlucht“), ein Fußpunkt zweier Hügel, auf dem sich verschiedene Hauptwege kreuzten und auf einen kleinen Platz mündeten, der von Gustav Deutschmann (ehem. Gärtner des zool. Gartens Hamburg) [10] als spiegelsymmetrische Anlage um ein Rundbeet und zwei den Eingang flankierenden Skulpturen gestaltet war.

Nach Ende der Ausstellung wurden die temporären Gebäude abgebrochen und die Gestaltung vereinfacht. Der ehemalige Vergnügungspark wurde nun teilweise mit Gehölzen bepflanzt, teilweise wurden geometrische Platz- bzw. Rasenflächen offen gehalten. Ein neuer Hauptweg durchlief nun die Fläche des ehemaligen Vergnügungsparks in Ost-West-Richtung. Die Rosenbeete wurden in ihrer Geometrie jedoch unverändert beibehalten

Erst um 1938 wurde die Umgebung der Lawaetzschen Villa, die inzwischen als Volksschule für Mädchen genutzt worden war, in den Stadtpark einbezogen. Im 2. Weltkrieg erhielten sowohl die Villa als auch der Park selbst eine Reihe von Bombentreffern. Die Ruine wurde zwischen 1949 und 1952 abgebrochen. Die derzeitige Anlage des südlich davor errichteten Aussichtsplatzes datiert ebenfalls aus dieser Zeit. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts sind kaum Veränderungen der Parkkonzeption vorgenommen worden.

Die wesentlichste Ergänzung wurde 2005 auf dem nördlichen Plateau mit der Anlage eines längsrechteckigen Heckengartens von etwa 300 m² nach dem Vorbild des „Liebermanngartens“ in Berlin vorgenommen. Begründet wurde die Maßnahme mit der gestalterischen Qualität der Anlage und der persönlichen Beziehung des Malers Max Liebermann (1847-1935) zu Altona. Liebermann hatte den Garten zusammen mit dem Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Berliner Wannsee angelegt. [11]

Heute präsentiert sich der Rosengarten als heterogener Grünraum, in dem sich noch immer qualitativ hochwertige historische Anlagenteile wie mit Ziergittern eingefasste Aussichtspunkte, Natursteintreppen und ein imposanter alter Baumbestand erhalten haben. Und trotz der in den letzten Jahren baulichen Entwicklung des Elbkais sind noch immer einige pittoreske Aussichten vom oberen Plateau auf die Elbe möglich.


[1] Paul Th.Hoffmann, Die Elbchaussee: Ihre Landsitze, Menschen und Schicksale, Hamburg 1937, S. 62f.

[2] Ebd., S. 73.

[3] Ebd., S. 72ff

[4] Gartenalmanach 1796, zitiert nach: Förderkreis Ottensen, Ottensen Chronik, Hamburg 1994, S. 37.

[5] Hoffmann, Elbchaussee, S. 75ff.

[6] Staatsarchiv Hamburg, Nachlass Tutenberg (Ferdinand), Inv.-Nr. 424-88/55.

[7] Hoffmann, Elbchaussee, S. 78f.

[8] Bericht über die Gemeindeverwaltung der Stadt Altona 1863-1900, 3. Teil, S. 583, nach Hoffmann, Elbchaussee, S. 79, 310.

[9] Förderkreis Ottensen, Chronik, S. 90, 233.

[10] Die Gartenkunst, 1905, heft 7, S. 70

[11] „Liebermann-Garten bleibt in Hamburg, Hamburger Abendblatt vom 14.Juli 2005 [/www. abendblatt.de/hamburg/article339855/Liebermann-Garten-bleibt-in-Hamburg.html

Warburg-Park

I.      Vorgeschichte

1794 hatte der Hamburger Auktionator Hinrich Jürgen Köster (1748-1805) die heidebewachsenen Erhebungen „Baven Groot Notenberg“ und „Baven Both Stieg Berg“ im heutigen Hamburg-Blankenese aus öffentlicher Hand erworben und darauf ein einfaches, strohgedecktes [1] Landhaus mit einem weitem Rundblick erbaut.[2] In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dort eine Gastwirtschaft betrieben.[3] Unter den folgenden Besitzern ist der Altonaer Kaufmann[4] Johann Carl Semper zu nennen, ein Bruder des Architekten Gottfried Semper. Unter Johann Carl Semper wurde das Gelände ab 1856 mit wertvollen Bäumen, Rhododendren und Findlingsgruppen parkartig gestaltet.[5]

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Römischer Garten 2006 (Foto: Schnitter)

II.      Die Arrondierung des Anwesens unter Moritz M. Warburg (1897-1910)

Von dem auf Familie Semper folgenden Besitzer des Kösterbergs erwarb 1897 der Bankier Moritz M. Warburg (1838-1910) dann das Anwesen und erweiterte das Gebiet wohl um 1906 um den östlich gelegenen Besitz des Kaufmanns und Mitbegründers der Holstenbrauerei Anton Julius Richter.[6] Richter hatte um 1880 das etwa 4 ½ ha große Gelände arrondiert und die dort belegenen Acker- und Heideflächen zu einem Landschaftspark gestaltet.[7]

Zunächst bewohnte Familie Warburg das alte Wohnhaus, nun „Arche Noah“ benannt, weil es wirkte, als wäre es nach der Sintflut auf dem Höhenrücken eines Berges gestrandet. Der Architekt Martin Haller errichtete aber schon 1897 einen Steinwurf von der Arche entfernt ein neues, repräsentatives Wohngebäude im Empire-Stil, das „Weiße Haus“ genannt.[8] Die Gestaltung des Geländes legte man in die Hand von Rudolf Jürgens (1850-1930), der 1897 bereits die Planung der Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung in den Hamburger Wallanlagen durchgeführt hatte.[9]

III.      Die Blütephase des Familienstammsitzes unter Max M. Warburg (1911-1938)

Aby Warburg (aus: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c4/Aby_Warburg.jpg)
Aby Warburg (aus: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c4/Aby_Warburg.jpg)

Da der älteste Sohn der Familie, Aby Warburg (1866-1929), wenig Neigung zum Bankgewerbe verspürte, versprach er im Alter von 13 Jahren, sein Erbe an seinen jüngeren Bruder Max M. (1867-1946) abzutreten, wenn ihm dieser zeitlebens alle Bücher kaufte, die er besitzen wollte. Durch diesen „sehr großen Blankokredit“ legte sich Aby nach und nach eine der besten kunsthistorischen Bibliotheken des Landes zu,[10] welche zu einem geistigen Zentrum Hamburgs und zur Keimzelle des bis heute bestehenden Warburg-Institute in London wurde, während Max das Bankhaus führte.[11]

Nach dem Tode des Vaters errichtete Max östlich der Arche das sogenannte „Rote Haus“, ein Backsteinhaus im Neorenaissance-Stil.[12] Passend zum südländischen Flair, den vor allem die arkadengeschmückte Loggia vor dem „Roten Haus“ auszeichnete, ließ er ab 1913 von seiner Obergärtnerin Elsa Hoffa (1885-1964) [13] den südlichen Bereich des Richterschen Grundstücks zu einem einmaligen Beispiel Hamburger Reformgartenkunst umformen, dem „Römischen Garten“. Dieser bestand aus der offenen „Römischen Terrasse“ mit einer eindrucksvollen Girlandenhecke und dem mit kleinteiligen Buchsornamenten gegliederten „Rosengarten“. Südlich schloss sich ein etwa kreisförmiges Freilufttheater an.[14] Der renommierte Fotograf Albert Renger-Patzsch (1897-1966) hat diesen Garten und den Landschaftspark 1928 in hochwertigen Aufnahmen festgehalten.[15]

Wie Warburgs in ihrem Privatpark, den sie auch gern mit illustren Gästen teilten, ihren guten Geschmack und ihre Großzügigkeit feierten, lässt die Beschreibung einer Nichte Max Warburgs in Ihren Lebenserinnerungen deutlich werden:

„In späteren Jahren gaben Max Warburg und seine Frau beliebte Feste auf dem Kösterberg, zu denen alles, was in Hamburg Namen, Geld oder Geist hatte, eingeladen wurde. Tante Alice, in königlicher Haltung wie eine regierende Fürstin, immer hell und sehr elegant gekleidet, empfing ihre Gäste in dem runden Salon hoheitsvoll kühl, und jeder stand voller Bewunderung, mit welch’ künstlerischem Sinn und Geschmack der Raum eingerichtet und die Blumen in riesigen Vasen zusammengestellt waren. An kleinen Tischen draußen auf der Terrasse gab es das Souper, später Tanz mit einer Musikkapelle, manchmal auch Aufführungen in dem Freilichttheater, das ganz unten am Fuße des Gartens lag, und zum Schluß zog alles mit brennenden Fackeln durch den Park“.[16]

Theater im Römischen Garten (Foto: Schnitter, 2008)
Theater im Römischen Garten (Foto: Schnitter, 2008)

Viele Fotografien und Beschreibungen des Lebens auf dem Kösterberg lassen diesen Ort im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts neben seiner repräsentativen Funktion ebenbürtig als einen Hort der Familie, Freundschaft und Entspannung erscheinen. Und auch für die Erwachsenen war in jenen Jahren der Stolz spürbar „endlich mehr oder weniger gleichberechtigt am sozialen, wirtschaftlichen und politischen Leben Deutschlands teilhaben zu dürfen“.[17]

IV.      Zugriff der Nationalsozialisten (1938-1945)

Während eines Besuches in New York, kurz vor den Pogromen des 9. Novembers 1938, entschied Max Warburg, nicht ins nationalsozialistische Deutschland zurückzukehren. Der verlassene Kösterberg wurde daraufhin von der Stadt Hamburg konfisziert und oblag wie auch andere Anwesen des Elbhanges dem Architekten für die Neugestaltung der Hansestadt Konstanty Gutschow (1902-1978). In Fragen der Landschaftsgestaltung arbeite diesem der Landschaftsarchitekt Max K. Schwarz (1895-1963) aus Worpswede zu. Seit 1941 hatte sich Schwarz mit der Aufgabe zu befassen, „einen Gesamtzusammenhang aller Blankeneser Parke zustandekommen“ zu lassen. Explizit wurden die Anwesen „von Schinkel, Warburg und Münchmeyer“ genannt. An den Begehungen nahmen neben Schwarz und Gutschow auch Bürgermeister Carl Vincent Krogmann (1889-1978) von der NSDAP teil.[18] Diese Planungen sind als Teil der Pläne Adolf Hitlers zu verstehen, Hamburg entsprechend seiner Bedeutung als größter deutscher Seehafen mit Kolossalbauten zu bestücken und das „Gesicht Hamburgs von der Alster weg zum Elbstrom zu wenden“.[19] Max K. Schwarz berichtete in einem Besprechungsprotokoll:

„Bei diesen Parks sind wesentliche Eingriffe notwendig. Vor allen Dingen ist es unerlässlich, dass die Täler alle vom Baumwuchs befreit werden und als Wiesen über die Uferwege hinweg am Elbufer ausklingen, die plastisch interessante Geländeoberfläche der hängigen Parks soll herausgearbeitet werden. Grosse Einzelbäume, Baumpaare und Baumgruppen sind freizustellen. Es ist viel daran gelegen, große Rasenpläne zu erzielen, auf denen die herausgearbeiteten, besonders schönen Bäume voll zur Wirkung gelangen. Vielfach ist es auch erforderlich, weite Durchblicke auf die Elbe zu schaffen.
[…] Durch Herrn Bürgermeister Kroogmann [!] wurde angeregt, dass ich den Park Warburg in Bezug auf seine spätere Verwendung als Umgebung des Führerhauses in einem Gestaltungsvorschlag durcharbeite“.
[20]

Man kam überein, zunächst einen Höhenschichtplan für das Gelände zu erstellen und darauf die Parkgrenzen, Wege und hervorragende Baumgruppen zu verzeichnen.[21] Kriegsbedingt zogen sich die Vorarbeiten bis in den Februar 1943,[22] und in späteren Berichten war von dem Parkprojekt keine Rede mehr. Spätestens nach den flächendeckenden Zerstörungen der „Operation Gomarrha“ im Juni 1943 war an eine Weiterbearbeitung der Blankeneser Parks nicht mehr zu denken.

V.      Anknüpfungen und Neuanfänge unter Eric und Fritz Warburg (1945-1995)

Die tatsächlichen Nutzungen auf dem Kösterberg lagen während der Kriegszeit allerdings komplett anders:[23] War auch der Kösterberg gemeinsamer Sammelpunkt der Warburgs gewesen, so war das Anwesen eigentumsrechtlich jedoch schon vor 1933 unter die Erben von Moritz Warburg in drei Teile geteilt worden. Ab 1939 wurden Teile des Anwesens als „Feindvermögen“ unter die Verwaltung der „Allgemeinen Verwaltungsgesellschaft m.b.H.“ gestellt oder unter Zwang an die Hansestadt Hamburg „verkauft. Zunächst nutzte die Wehrmacht das Gesamtareal, seit Ende 1943 wurden die Nordwestdeutsche Kieferklinik und das Reservelazarett VIII eingerichtet, ab 1945 zudem Gemüseanbau betrieben und Baracken errichtet. [24]

Wenige Tage nach der deutschen Kapitulation kehrte Eric Warburg – mittlerweile Lt. Col. der US Army – nach Hamburg zurück und suchte den Kösterberg auf. Er fand den Besitz „in einem grauenhaften Zustand“ vor:

„Die Häuser waren innen völlig ausgeleert. Auf den Wiesen standen Dutzende von Baracken, die im Kriege Verwundeten und jetzt Flüchtlingen und Bomben-Evakuierten als Unterkunft dienten. Viele der kleineren Rhododendronsträucher waren von den Wehrmachtwagen kaputtgefahren; überall Unkraut; Schlingpflanzen bis in die Baumkronen; die Römische Terrasse ein Kartoffelacker; der Rasen ungeschoren; die Hecken ausgewachsen“.[25]

Um einer Beschlagnahme des Geländes durch die britische Armee „durch eine neue und in ihrer moralischen Dignität kaum zu bezweifelnde Nutzung zuvorzukommen“, [26] plante Eric bereits im Sommer 1945, den Besitz als temporären Aufenthalt für sogenannte „D.P.’s“ [displaced persons: Zwangsvertriebe] zur verfügung zu stellen.[27] Verbindungen zum Bankhaus „Brinckmann Wirtz & Co KG“ in der Rechtsnachfolge des Bankhauses M.M. Warburg & Co nutzend, und „American Joint Distribution Committee“ (im Folgenden kurz „Joint“) nutzend, [28] konnte Eric die britische Militärregierung für sein Vorhaben gewinnen.[29]

Im Januar 1946 kamen die ersten 105 Kinder über Bergen-Belsen für vier Monate auf den Kösterberg, alle im Alter zwischen 15 und 16 Jahren, und aus verschiedenen Konzentrationslagern befreit oder aus ihren Verstecken hervorgekommen.[30] Die zweite Gruppe von etwa 60 Kindern im Alter von 13 bis 15 Jahren folgte im April/ Mai 1946 für fast ein ganzes Jahr. Die dritte Gruppe von etwa 150 Kindern kam zwischen März 1947 und März 1948 auf den Kösterberg, viele von ihnen zwischen vier und fünf Jahren alt und in Begleitung von Betreuern und Pflegepersonal. [31] Ziel des Aufenthaltes im Warburg Childrens Health Home war die Übersiedlung nach Palästina war. Dazu wurden die Kinder medizinisch und pädagogisch betreut und mit der Hebräischen Sprache und Kultur vertraut gemacht.[32] Außerdem erhielten sie militärisches Training.[33] Der Kösterberg bot für diese Kinde ein neues Zuhause:

„Die Häuser lagen neben einem wunderschönen Waldstück, in dem Ausflüge und Picknicks stattfanden, wann immer das Wetter es erlaubte. Das Schwimmbecken, das zerstört worden war […], wurde renoviert und so zum Mittelpunkt des Vergnügens für alle Kinder. Manchmal mieteten [die Erzieherinnen, J.S.] Betty und Re’uma für ein paar Zigaretten und etwas Geld ein Ausflugsschiff. Dann wanderten alle, Erwachsene und Kinder, über einen Pfad bis ans Ufer der Elbe, bestiegen das Schiff und fuhren den ganzen Tag auf dem Fluss hin und her. […] Manchmal machten sie auch Ausflüge nach Hamburg, in den Zoo oder in den Botanischen Garten. Das aber nur selten, da der Antisemitismus noch immer deutlich zu spüren war und man die Berührung mit der deutschen Bevölkerung nach Möglichkeit vermied“.[34]

Nach der Gründung des Staates Israel gab der „Joint“ das Areal 1949 an Eric und Fritz Warburg zurück. Das Weiße Haus stiftete Fritz dem Deutschen Roten Kreuz, welches dort auf seinen Wunsch 1950 das „Elsa-Brandström-Haus“, eine Bildungsstätte und ein Mutter-und-Kind-Kurheim einrichtete.[35] Er selbst ging mit seiner Frau nach Israel. Weder Fritz noch Eric Warburg scheinen eine Wiederherstellung des gesamten Anwesens von Moritz M. Warburg angestrebt zu haben. Vermutlich in enger Absprache miteinander kamen sie mit der Hansestadt Hamburg überein, die jeweils südlich gelegenen Parkbereiche der Stadt quasi kostenlos zu überlassen: Die Stadt gelangte damit in den Besitz des Römischen Gartens einschließlich des Naturtheaters und erhielt überdies die Gelegenheit, den als „Elbhöhenwanderweg“ bezeichneten öffentlichen Spazierweg fortzuführen. Im Gegenzug erhielten beide Warburgs die Genehmigung zur Parzellierung und Bebauung ihrer Grundstücke, die daraufhin eine deutliche Wertsteigerung erfuhren. Damit wurde der räumliche und funktionale Zusammenhalt dieses garten- und kulturhistorisch wertvollen Gartens aufgegeben.

VI.      Warburgs Garten heute

Blick auf die Römische Terrasse (Foto: Schnitter, 2008)
Blick auf die Römische Terrasse (Foto: Schnitter, 2008)

Eric Warburg wurde wieder im Bankwesen tätig und wohnte in den nächsten Jahren etwa zur Hälfte der Zeit in Amerika und den Rest der Zeit in der Arche. Seine Familie – eine Frau und drei Kinder – kam über die Sommerferien auf den Kösterberg. Insbesondere seine Frau hatte große Probleme bei dem Gedanken, in Deutschland zu wohnen.[36] In der Frage um die Aussöhnung zwischen Deutschen und Juden erwarb sich Eric durch seine Wiederkehr große Verdienste. Wie sein Vater und Großvater engagierte er sich in wohltätigen Projekten wie dem Israelitischen Krankenhaus, dem Institut für die Geschichte der Juden, der Hebräischen Universität [37] und engagierte sich an der Seite von Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002) bei der Verteilung von Care-Paketen aus Amerika. Wieder zählte ein Warburg zum Umfeld der politischen Elite. Für seinen Einsatz für die deutsch-amerikanische Freundschaft wurde er 1988 als erster Preisträger mit dem Erich-M.-Warburg-Preis geehrt.[38]

Es scheint, als habe Eric Warburg versucht, an die Ereignisse vor der Vertreibung anzuknüpfen: „Erich hütet die Vergangenheit und die Tradition“, erkannte seine Cousine Ingrid bei einem Besuch.[39] So stattete er einen Raum des Bankhauses in der Ferdinandstraße mit alten Stichen und Fotographien aus der Familiengeschichte aus, trug wie sein Vater eine Nelke im Knopfloch, übernahm sogar kleine Gesten von ihm.[40] Der Kösterberg war wieder temporäre Anlaufstelle für die Geschwister und Verwandten, die ihn dort immer wieder besuchten.[41] Ingrid Warburg-Spinelli resümierte:

„Wenn ich an den Kösterberg zurückdenke, an den Blick aus meinem Fenster auf den Fluß und die vorüberziehenden Schiffe, die in alle Welt, auch nach England und Amerika zu meinen Verwandten fuhren, dann kommt mir dieser Ort noch heute wie eine Insel, ein gleichbleibend sicherer Bezugspunkt in allen Wirrnissen, wie ein Stückchen Ewigkeit vor“.[42]

Blick vom Elbhöhenwanderweg auf das "Rote Haus" (Foto: Schnitter, 2008)
Blick vom Elbhöhenwanderweg auf das „Rote Haus“ (Foto: Schnitter, 2008)

Eric Warburgs Sorge um den geliebten Garten [43] konnte sich nur noch auf einen geringenTeil des alten Anwesens beziehen, denn 1968 verkaufte er das „Rote Haus“ einschließlich Grundstück dem Verein Elsa-Brandström-Haus. 1999 machte Erics Sohn Max Moritz von seinem vertraglich festgelegten Vorkaufsrecht Gebrauch.[44] Seit dieser Zeit sind wesentliche Teile des alten Parks wieder in Familienbesitz: Das „Rote Haus“, die „Arche“ und ein Teil des nun parzellierten Areals um das „Weiße Haus“, welches noch immer vom Verein „Elsa-Brandström-Haus“ genutzt wird. Nachdem die ausgedehnten Buchenbestände auf dem Kösterberg stark an Höhe zugenommen hatten, sind diese gemäß einem forstökologischen Gutachten vor wenigen Jahren auf weiten Flächen gerodet worden. An ihrer Stelle entwickelt sich nun eine Heidelandschaft, die vom öffentlichen Wanderweg aus das „Rote Haus“ wieder wie ein auf grünen Wellenbergen schwimmendes Schiff wahrnehmen und auch die alte „Arche“ bestaunen lassen. Der Zusammenhang mit dem weithin bekannten „Römischen Garten“ indessen wird wohl nur Wenigen bewusst sein.

Dass der Kösterberg nicht nur für Warburgs bis heute ein Ort der Erinnerung ist, wird an den sogenannten „Kindern von Blankenese“ deutlich – den überlebenden jüdischen Kindern, die das „Warburg Childrens Health Home“ besucht haben. Einigen dieser heute noch lebenden Kinder ist die Erinnerung an diesen Ort so wichtig, dass sie auf Einladung des „Vereins zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese“ in zwei Gruppen, 2005 und 2006, nach 60 Jahren in Blankenese zusammengekommen. Wichtiger Teil des für die Gäste organisierten Programms war jeweils auch eine Einladung Max Warburgs auf den Kösterberg.

Von der besonderen Bedeutung der Zeit auf dem Kösterberg berichten viele dieser „Kinder“ noch heute. Einige Berichte konnte ich im persönlichen Gespräch während des zweiten Treffens 2006 erfahren, viele andere sind in den kürzlich in deutscher Übersetzung erschienenen „Erinnerungen an das jüdische Kinderheim in Blankenese“ niedergeschrieben.[45] Dvora Schiffron erinnert sich beispielsweise an den wunderbaren Anblick, der sich den Kindern bei ihrer ersten Ankunft auf dem Kösterberg bot:

„Ein kleines Paradies, schöner als alles, wovon wir geträumt hatten, empfing uns. Die Baracken und die verlassenen Lager tauschten wir gegen ein wunderschönes Haus mit einem verzauberten Garten, umgeben von beeindruckenden Hügeln“.[46]

Unter dem Einfluss des schönen Hauses, in dem sie nun war und des Flusses in seiner Nähe, so Dvora Schiffron weiter, träumte sie dann vom Haus und Garten ihrer Eltern:

„Mein erstes Heim nach dem Krieg brachte mich zum Haus meiner Kindheit zurück, das es nicht mehr gibt. Mein ganzes Leben lang versuche ich, es wieder herzurichten – in meiner Familie und in meinem Haus in Israel“.[47]

Renia Kochmann beschrieb 1995, wie ihr das Kinderheim Blankenese durch Liebe und Menschlichkeit zwischen Lehrern und Kindern „einen Teil meiner verlorenen Kindheit“ wiedergegeben habe:

„Es war meine schönste Zeit. Es ist eine der Perioden in meinem Leben, an die ich mich am besten erinnere. […] In Blankenese lernte ich, die Natur zu schätzen und mich an ihr zu freuen. Ich liebte es, im Garten umherzugehen und mich an den Blumen satt zu sehen. Dort entdeckte ich die Freude und das Lachen wieder“.[48]

Für die „Kinder von Blankenese“ wurde der Kösterberg nach den erlebten Schrecken gerade wegen seiner „Insellage“, die schon Familie Warburg geschätzt hatte, zu einer Heimat, zu „jüdischem Territorium“, sie wähnten sich „fast schon in Erez Israel“.[49] Alisa Beer schreibt von einer Zeit „zwischen den Zeiten“, der Abkehr von den furchtbaren Erlebnissen und dem beginnenden Verständnis für das, was Kindheit sein kann. „Das wurde uns das erste Mal in Blankenese möglich“.[50]


[1] Privatarchiv Warburg [PAW]: Kösterbergalbum, 1937.

[2] Paul Theodor Hoffmann, Die Elbchaussee: Ihre Landsitze, Menschen, Schicksale; Hamburg 1937, S. 296.

[3] Werbedruck (1) für die Gastwirtschaft Hennigsen, Lithographie von Charles Fuchs, um 1840 (Staatsarchiv Hamburg [StAHH], 151-6; 7/1071)

[4] PAW: Kösterbergalbum, 1937.

[5] Hoffmann, Elbchaussee, 1937, S. 298f.

[6] Das Richtersche Grundstück wurde 1905 parzellenweise zum Verkauf angeboten (siehe „Parzellirungsplan der Grundgüter des Herrn Julius Richter in Blankenese“, StAHH, Plankammer, Blankenese)

[7] Oliver Breitfeld, Campagna am Elbhang. Der Römische Garten in Hamburg-Blankenese. Hamburg 2003, S. 15; Sabine Diefenbach u. H.O. Dieter Schoppe, Parkpflegewerk Römischer Garten in Hamburg-Blankenese, Hamburg 1991 (unveröffentlichtes Manuskript im Denkmalschutzamt Hamburg), S.8; Volker Detlef Heydorn, Der römische Garten in Blankenese – eine verkommene Parkruine, in: Blankenese. Monatszeitschrift des Blankeneser Bürgervereins e.V., Ausgabe C1, 35. Jg. Nr. 9, Hamburg-Blankenese, September 1982, S. 9.

[8] Oliver Breitfeld (Hg.), Albert Renger-Patzsch. Parklandschaften. 60 Fotos für die Warburgs, Hamburg, 2005, S. 88.

[9] Verwaltungsrat des Gartenbauvereins für Hamburg, Altona und Umgebung: Bericht des Verwaltungsrates über das Vereinsjahr 1929/30, in: Gartenbau-Verein für Hamburg, Altona und Umgegend (Hg.), Jahres-Bericht 1929/30, Hamburg, 1930, S. 5-15, hier S. 7.

[10] Ron Chernow, Die Warburgs. Odyssee einer Familie, Berlin 1994, S. 50.

[11] Siehe hierzu als Einstieg: Horst Bredekamp, Michael Diers und Charlotte Schoell-Glass (Hg.), Aby Warburg. Akten des internationalen Symposiums Hamburg 1990, VCH, Acta Humaniora, Weinheim 1991.

[12] Breitfeld, Parklandschaften, 2005, S. 88.

[13] Breitfeld, Campagna, S. 26, 37, 92.

[14] Ebd., S. 28.

[15] Breitfeld, Parklandschaften, 2005, S. 7.

[16] Olga Lachmann, Eine Kindheit vor 1914: Erinnerungen von Olga Lachmann geb. Warburg (1898-1965), in: Hamburgische Geschichts- und Heimatblätter, Band 9, Heft 2, S. 40. Vgl. Breitfeld, Campagna am Elbhang, 2003, S. 32f, 93.

[17] Ebd., S. 42.

[18] StAHH, 322-3 Architekt Konstanty Gutschow, A 159, Band 1, Tätigkeitsbericht und Besprechungsniederschriften des landschaftlichen und gärtnerischen Sachverständigen Max Schwarz 1941-1943. hier: Bericht vom 02.10. 1941.

[19] Ernst Christian Schütt, Chronik Hamburg, Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh/ München 1991, S. 471.

[20] StAHH, 322-3 Architekt Konstanty Gutschow, A 159, Band 1, Tätigkeitsbericht und Besprechungsniederschriften des landschaftlichen und gärtnerischen Sachverständigen Max Schwarz 1941-1943. hier: Bericht vom 02.10. 1941.

[21] Ebd., hier: Bericht vom 24.10. 1941.

[22] Ebd., hier: Bericht vom 12.02. 1943, S. 3.

[23] Ina Lorenz, Ein Heim für jüdische Waisen. AJDC Warburg Children Health Home Blankenes (1946-1948), in: Marion Kaplan und Beate Meyer (Hg.), Jüdische Welten. Juden in Deutschland vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart [Festschrift für Monica Richarz], Wallstein Verlag, Göttingen, 2005, S. 336-358.

[24] Ebd., S. 349f.

[25] Eric M. Warburg, Zeiten und Gezeiten: Erinnerungen, Privatdruck, Hamburg 1982, S. 250f.

[26] Lorenz, Heim für jüdische Waisen, 2005, S. 337.

[27] Jizchak Tadmor, Die Geschichte des Kinderheimes Blankenese von Januar 1946 bis März 1948, in: Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese (Hg.), Kirschen auf der Elbe. Erinnerungen an das jüdische Kinderheim Blankenese 1946-1948. Übersetzt aus dem Hebräischen von Alice Krück und durchgesehen von Michael K. Nathan, Klaus Schümann Verlag, Hamburg 2006, S. 26-59, hier S. 33.

[28] Chernow, Die Warburgs, 1994, S. 213.

[29] Ebd., S. 338ff

[30] Ebd., S. 36.

[31] Tadmor, Geschichte des Kinderheimes Blankenese S. 36f.

[32] Ebd., S. 39.

[33] Elijahu Ben Jehuda, Im Auftrag der Jewish Brigade, in: Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese (Hg.), Kirschen auf der Elbe. Erinnerungen an das jüdische Kinderheim Blankenese 1946-1948. Übersetzt aus dem Hebräischen von Alice Krück und durchgesehen von Michael K. Nathan, Klaus Schümann Verlag, Hamburg 2006, S. 60-63, hier S. 63.

[34] Tadmor, Geschichte des Kinderheimes Blankenese, S. 55.

[35] Ebd., S. 358.

[36] Chernow, Die Warburgs, 1994, S. 706-708.

[37] Ebd., S. 712.

[38] Ebd., S. 857f.

[39] Warburg-Spinelli, Erinnerungen, 1994, S. 283.

[40] Chernow, Die Warburgs, S. 844.

[41] Ebd., S. 847, 851, 853.

[42] Warburg-Spinelli, Erinnerungen 1991, S. 42.

[43] Ebd., S. 282.

[44] sd, Warum schloß das Brändström (!)-Haus? 16 Mitarbeiter klagen gegen den Verein, in: Hamburger Abendblatt Nr. 33 vom 9. Februar 1999, S. 15.

[45] Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese (Hg.), Kirschen auf der Elbe. Erinnerungen an das jüdische Kinderheim Blankenese 1946-1948. Übersetzt aus dem Hebräischen von Alice Krück und durchgesehen von Michael K. Nathan, Klaus Schümann Verlag, Hamburg 2006.

[46] Dvora Schifron, Das Haus in Blankenese, in: Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese (Hg.), Kirschen auf der Elbe, S. 148-150, hier S. 148.

[47] Ebd., S. 150.

[48] Renia Kochmann, Ein Brief von Renia Kochmann, in: Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese (Hg.), Kirschen auf der Elbe, S. 159-160.

[49] Jehuda Margalit, Ferne Tage, in: Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese (Hg.), Kirschen auf der Elbe, S. 168-171, hier S. 168.

[50] Alisa Beer, Das Geschenk, in: Verein zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese (Hg.), Kirschen auf der Elbe, S. 175-176.