Rosendal in Stockholm

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Ansicht des Schlosses von Rosendal (Foto: Schnitter, 2005)

Der ehemals herrschaftliche Landsitz Rosendal ist Teil des südlichen „Djurgården″ (=Tiergarten), einer 184 ha großen Insel 3 Kilometer östlich der Stockholmer Altstadt. Rosendals Gesamtfläche beträgt 90 Hektar, davon sind etwa 75 Hektar Waldfläche. Das Areal ist oft felsig und erhebt sich bis zu 44 Meter über die Strandlinie des Djurgårdesbrunnnsviken. Jahrhundertelang  war es Ackerfläche sowie Wiesen- und Weideland. Seit dem 17. Jahrhundert nutzte das schwedische Königshaus das Gelände zur Jagd.

1791 schenkte Gustav III. ein 25 ha großes Grundstück mit einer Tierwächterwohnung dem Kammerjunker Georg Johan de Besche (1754-1814), der das bis dahin öffentlich zugängliche Gelände einzäunte und einen Landschaftsgarten angelegt haben soll. 1798 ging der Besitz an Freiherr Jean Jacques de Geer (1737-1809) und dessen Gattin Aurora Taube (1753-1806), die zuvor bereits einen bedeutenden Landschaftsgarten auf Finspång im sentimentalen Stil angelegt hatten. Das Anwesen wechselte noch dreimal den Besitzer, bis es Jean Baptiste Bernadotte (1763-1844), der spätere König Karl XIV. Johann von Schweden und Norwegen, erwarb.

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Karl XIV Johann, Ölbild von Fredric Westin (http://upload.wikimedia.org/ wikipedia/commons/1/19/ Karl _XIV_Johan%2C_king_of_ Sweden _and_Norway%2C_ painted_by_Fredric_Westin. jpg)

Da kein Gartengestalter überliefert ist, erscheint es nicht ausgeschlossen, dass Karl Johan selbst an der Neugestaltung des Anwesens mitwirkte, hatte er während seiner militärischen Karriere in französischen Diensten viele bedeutende Parks kennengelernt, so auch in Altona, wo er im Sommer 1808 als Leiter der Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck in Caspar Voghts Flottbeker Landhaus Quartier bezogen hatte:

Ach, Durchlaucht″, hatte sich der Hamburger Kaufmann  während der französischen Besetzung Altonas 1814 hilfesuchend an den Karl Johan gewandt, „es sind diese Eichen, die Ihnen Schatten gespendet haben. Dieser Park, in den Sie so oft gekommen sind, um sich von Ihrer Arbeit zu erholen – es ist dieser Aufenthaltsort, den Sie zärtlich zu lieben scheinen, der von einer langsamen aber sicheren Verwüstung bedroht ist.

Auch der französische Exilant Jean Claude Rainville, Eigentümer des berühmten Gartenlokals in Ottensen, verfasste in dieser Zeit einen Bittbrief an den schwedischen König. [1]

Sicher hatte Bernadotte in seiner Altonaer Zeit an den gesellschaftlichen Ereignissen im Hause Voght und im „Neumühlener Kreis″ um die Familien Poel-Sieveking-Matthiesen teilnehmen können, wie es wiele ausländische Gäste und Diplomaten damals getan hatten. Und es ist anzunehmen, dass der von zahllosen Gästen geschätzte Freundschaftskult und Freiheitspathos dieser großbürgerlichen Gesellschaft in Verbindung mit  ihren Landhausgärten auch auf Bernadotte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten.

So läßt sich die bloß villenartige Gestaltung des Rosendaler Schlosses und des dazugehörigen Gartens als zeittypisches ‚understatement‘ interpretieren. Es ist wohl nicht zufällig, dass sich der Schwedische König Pflanzen für seinen Schlossgarten von der Flottbeker Baumschule James Booth & Söhne liefern ließ. Vielleicht war sogar die Wahl des Ortes – kurz vor den Toren der Stadt, am Steilhang einer Bucht – von der Lage der Altonaer Landhausgärten inspiriert. Besucht man heute den Rosendaler Schlossgarten, fühlt man sich vielleicht sogar ein wenig an das Landhaus im Altonaer Hirschpark erinnert…


[1] Schnitter, Joachim, Rosendal in Stockholm: Gartendenkmalpflegerische Untersuchung eines königlichen Landschaftsgartens. Diplomarbeit am Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Hannover, 1997 (unveröffentlichtes Manuskript)