Practical Philosophy of Nature: Olof Eneroth and Elias Fries

Dieser Fachartikel ist im Jahr 2009 in gekürzter Fassung und in englischer Sprache im Bulletin des Schwedischen Forums für gartengeschichtliche Forschung ( Forum för Trädgårdshistorisk Forskning, Bulletin 22/2009, S. 39-41) erschienen.
Hier folgt die ungekürzte Fassung auf deutsch.

 

Praktische Naturphilosophie – Eneroth und Elias Fries

Elias Fries (1794-1878) zählte zu den größten Botanikern seiner Zeit. Sein ‚Systema mycologicum’ (3 Bände, 1821-32) bildet noch heute die Basis der Nomenclatur vieler Hauptgruppen von Pilzen. Fries forschte und publizierte zur Frage einer ‚natürlichen Pflanzensystematik. Seit 1842 brachte er auch eine Sammlung populärwissenschaftlicher Reden und Aufsätze – die ‚Botaniska Utflygter’ (Botanische Ausflüge) – heraus. [1] Im Alter von 19 Jahren hörte Eneroth an der Universität Uppsala die Fries Vorlesungen über die Wachstumsbedingungen in verschiedenen Teilen Skandinaviens. Aus dem Jahr 1844 sind Eneroths Aufzeichnungen dieser Vorlesungen erhalten. [2] Rückblickend schrieb Eneroth vom „Glück […], drei Jahre lang jede Vorlesung des Herrn Professors zu hören“. [3] 1854 verteidigte Eneroth bei Fries mit „Monographia Tricholomatum Sveciæ“ eine Doktorarbeit über die Gattung der Ritterlinge (fleischige, mykhorizza-bildende Großpilze). [4]

In dem Aufsatz „Sind die Naturwissenschaften ein Bildungsmittel“ rief Fries junge Männer dazu auf, sich der Naturwissenschaft zu widmen [5] Sicher hat Eneroth diesen bekannten Text gelesen oder die Auffassung seines verehrten Lehrers in Vorlesungen oder im persönlichen Gespräch kennen gelernt. Darin stellte Fries fest, dass die Naturforschung Opfer verlange, ja bisweilen Märtyrer der Wahrheitsfindung benötige, und dass man die Stubenluft mit der reinen Natur zu vertauschen, oder zumindest abzuwechseln habe. [6] Eben dies scheint Eneroths Beweggründe zu charakterisieren, aus denen er sein Studium abbrach, sich „in die Arme von Mutter Natur“ warf und eine Gärtnerstelle antrat. [7] Dass er keine Laufbahn als Botaniker ergriff, sich stattdessen in Naturschwärmereien und Poesie erging, scheint Fries Missfallen erregt zu haben. „Vor vielen Jahren“, schrieb Eneroth 1866 rückblickend an Fries, „habe ich einmal erfahren, dass Herr Professor glaubte, ich habe die Natur für die Dichtung aufgegeben“. [8] Nach der Studienzeit scheint der Kontakt mit Fries zum Erliegen gekommen zu sein. Erst als Eneroth sich nach ausgiebiger Tätigkeit im Bereich der Volksschulbildung und der Gartenkultur mit einem Band über Obstgehölze zu Wort meldete, nahm er die Korrespondenz mit Fries wieder auf.

Fries romantisches Biologieverständnis [9] scheint eine wesentliche Inspirationsquelle für Eneroths romantische Auffassung der Gartenkultur gewesen zu sein, wenngleich nicht die einzige. Fries selbst stand in der Tradition der Biologen Chr. G. D. Nees von Esenbeck und Lorenz Oken, [10] Namen, die in der damaligen Gartenliteratur ein Begriff waren und ebenfalls zu Vertretern der ‚romantischen Biologie’ gezählt werden. [11] Auch Eneroth wird auf dem einen oder anderen Weg Kenntnis von ihnen erlangt haben. [12] Die folgende Untersuchung konzentriert sich jedoch darauf, welch unterschiedliche Schlussfolgerungen Eneroth und Fries aus der Naturphilosophie Schellings zogen, die als eine Grundlage der ‚romantischen Biologie’ gilt. [13] Daneben soll gezeigt werden, wie prägend Fries Einschätzung der Naturwissenschaften als allgemeines Bildungsmittel für Eneroths Wirken als Gartenschriftsteller gewesen zu sein scheint und wie Eneroth seine Pomologie als Auseinandersetzung mit Fries’ pflanzensystematischem Fokus auf die Botanik begriff.

„Schönheit ist die Offenbarung der Wahrheit“ – Fries und Eneroth in der Tradition Schellings [14]

Fries war ein romantisches Naturbild eigen, welches idealistische Philosophie – er sprach bisweilen von „Wahlverwandtschaftsgesetzen“ – mit Empirie vereinigte: [15] Naturwissenschaft, so Fries, basiere zunächst auf empirischer Erfahrung; doch bleibe sie dabei stehen, verfehle sie ihr wichtigstes Ziel, denn ihr Streben sei „im Grunde religiös“.[16] Insbesondere die Biologie könne (im Gegensatz zu den ‚mathematischen’ Wissenschaften) einer einseitig rationalistischen, „mechanischen Auffassung des Weltalls“ entgegenwirken, indem sie dazu nötige, das Leben „supranaturalistisch“, d.h. „in seinen unendlich wechselnden Offenbarungen“ zu betrachten. [17] Im Zusammenwirken der drei „Erkenntnisquellen“ (kritische Vernunft, göttliche Naturoffenbarung und Gewissen) war ihm der gemeinsame Fortschritt von Naturphilosophie und empirischer Naturwissenschaft gewiss. [18]

Einen ähnlichen Gedanken formulierte Eneroth in der wechselseitigen Beförderung von Kunst, Wissenschaft und Erwerbsarbeit, die gemeinsam den kulturellen Fortschritt des Menschen ausmachten. Für Fries jedoch beschränkte sich die gegenseitige Beförderung auf den menschlichen Geist, während Eneroth auch eine positive Wechselwirkung zwischen Natur und Mensch annahm. Interessanterweise beruhten sowohl Fries als auch Eneroths Vorstellung des geistigen Fortschritts der Menschheit wesentlich auf der Naturphilosophie Schellings; sie kamen aber bezüglich des Verhältnisses von Mensch und Natur zu anderen Schlüssen.

Der Auffassung, dass empirische Forschung spekulativ erweitert und vertieft werden könne, hatte Friedrich Schelling (1775-1854) in einer Anzahl berühmter Schriften den wissenschaftstheoretischen Grund gelegt, [19] und Fries Modell eines harmonischen, ‚natürlichen’ Pflanzensystems war eine Ausprägung der als romantisch bezeichneten Biologie, die in Schweden wie in Deutschland wesentlich auf Schellings Naturphilosophie fußte. [20] Die „supranaturalistische“ Betrachtung der Pflanzen führte Fries zu der Vorstellung, die Harmonie zeige sich in der Pflanzenwelt als hierarchisch geordnetes System von Klassen, Ordnungen und Gruppen. [21] Fries ‚natürliche’ Pflanzenordnung sollte auf realen Verwandtschaftsbeziehungen beruhen und darin die lediglich nach morphologischen Ähnlichkeiten ordnende Linnésche Nomenclatur überbieten. In der Überzeugung, die Gesetze der Verwandtschaft würden „mehr durch das seelische Auge als das körperliche“ wahrgenommen, legte Fries mit seinem im Folgenden beschriebenen Radienmodell eine ästhetische Interpretation empirischer Erkenntnisse vor, die wohl auf seine Überzeugung einer göttlichen Naturharmonie zurückging: [22]

Alle Pflanzen einer Gruppe, so Fries, gingen auf eine Grundeinheit, welche das Spezifische ihrer Gruppe am reinsten repräsentiere, zurück. [23] Die verschiedenen Arten der Gruppe zeichne daher eine nähere Verwandtschaft (slägtskap) bzw. Affinität aus, die sich im Aufbau ihrer Organe erkennen lasse. [24] Innerhalb einer Gruppe gebe es eine „Höherentwicklung“ der Arten: Morphologische Merkmale wie etwa die Ausformung der Blütenblätter zeigten eine jeweils höhere oder geringere Vollkommenheit. Diese Hierarchie beschrieb er im räumlichen Bild des Radienmodells, dessen Kern die Grund-Einheit bilde, um die sich in verschiedenen Schalen die zugehörigen Arten der Gruppe befänden. [25] Mit der Vollkommenheit vergrößere sich der Abstand von der Ureinheit, daher würden die spezifischen Gruppenmerkmale undeutlich. Dies könne so weit gehen, dass die äußeren Arten einer Gruppe große Ähnlichkeit mit den äußeren Arten einer benachbarten Gruppe aufwiesen. Diese Ähnlichkeit beruhe auf entfernterer Verwandtschaft (frändskap) bzw. Analogie und auf ähnlichen Umweltbedingungen, denen die höherentwickelten Arten oft in gleicher Weise Rechnung trügen. [26] Die harmonischen Beziehungen in und zwischen den Gruppen waren Fries so eindeutig, dass er es für möglich hielt, auf die Existenz einer Art zu schließen, noch bevor sie in der Natur aufgefunden sei. [27] Bleibende Leerstellen im Pflanzensystem rührten von ausgestorbenen Arten her, die Platz für höher entwickelte Arten hätten machen müssen. [28]

Mit Hilfe des Radienmodells schien auch der Zusammenhang von anorganischer, [29] pflanzlicher und tierischer Sphäre erklärbar. Tatsächlich seien diese Sphären streng voneinander getrennt, ein Übergang von einem ins andere habe, so Fries, niemals stattgefunden. [30] In diesem Punkt ging er auf kritische Distanz zur Idee einer „dynamische[n] Stuffenleiter“ in der Natur, für die Schelling bekannt war: [31] Nicht als konkrete historische Entwicklung, jedoch als ideelles Schöpfungsprinzip konnte Fries diese Auffassung teilen.

„Den stigande utveckling från det enklaste, hvilket man i den organska naturen tillika benämner det ofullkomligaste, till det högre och fullkomligare äfven den flygtigaste betraktelse af naturen förnimmer, har från äldsta tiden grundlagt den åsigten, att summan af alla naturalster utgör en enda sammanhängande kedja. Ifrån en mer allmän synpunkt eller blott ideelt uppfattad, kann denna föreställning till en viss grad vara riktig; men öfverflyttar man den till enskilda delar, blir den helt och hållet falsk och har derigenom också ledt till många oriktiga slutsatser.“

[Die ansteigende Entwicklung vom Einfachsten, welches man in der organischen Natur gleichsam als Unvollkommenstes bezeichnet, zum Höheren und Vollkommeneren, die man auch im flüchtigsten Anschauen der Natur bemerkt, hat von den ältesten Zeiten der Ansicht zugrundegelegen, dass die Menge aller Naturerscheinungen in einer einzigen Kette zusammenhängt. Von einem eher allgemeinen Gesichtspunkt oder bloß ideellen Auffassung kann diese Vorstellung zu einem gewissen Grad richtig sein; aber überträgt man sie bis zu den einzelnen Teilen, wird sie ganz und gar falsch und hat dadurch auch zu vielen falschen Schlüssen geführt].[32]

Eneroth bejahte die Deszendenztheorie [33] und mit ihr die Idee fließender Übergänge, deshalb war ihm eine Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur viel einleuchtender als für Fries. Eneroth rezipierte Schellings Naturphilosophie auf seine Weise und bezog sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf Schellings „Über das Verhältnis der bildenden Künste zu der Natur“ von 1807. Schelling hatte darin erklärt, wie durch Kunst aus der Nachahmung der Natur über eine historische Stufenfolge immer höherer Darstellungen schließlich eine geistige Verbindung der Natur selbst mit dem Menschen möglich werde. [34] Die Kunst war Schelling eine höhere Notwendigkeit der Natur[35] und er verwies immer wieder auf die Bedeutung des Schaffens für die Natur und ihre Aneignung durch den Menschen. [36] In der unreflektierenden Natur strebe „die rohe Materie gleichsam blind“ nach geistigen Formen. [37] Er deutete auch eine Bewusstseinssteigerung von der (unbelebten) Materie über Pflanzen und Tiere an, die „schon in einzelnen Blitzen von Erkenntniß“ leuchte, aber erst im Menschen frei hervortrete. [38] Kunst müsse daher „die gesammte Natur … im Menschen sehen“. [39]

Eneroths Kultivierungsidee erweiterte nun diesen Kunstbegriff, den Schelling in Bezug auf Bildhauerkunst und Malerei verwendet hatte, um die Gartenkultur: Auch für Eneroth war es der Mensch, der als Bewusstsein der Natur diese zum Abbild seines freien Geistes forme und veredele, der die Produkte seiner Veredlung – die kultivierte Natur, die Wissenschaft und die Kunst – benötige, um über die jeweils erreichte Stufe hinauszuwachsen. Und er tue dies durch Arbeit, als Schaffender, der in seinem Tun die der Natur eigene Dynamik weiterführe. Eneroth erweiterte den Schellingschen Kunstbegriff insoweit, als er die ganze Welt als Kunstobjekt begriff und der Arbeit mit der materiellen Natur – etwa in der Landwirtschaft – einen großen Wert beimaß. [40] Bereits durch den Titel seines Aufsatzes: „Das sittliche Verhältnis des Menschen zur Natur“, in dem Eneroth die Grundzüge seiner Kultivierungsidee darlegt, machte er diese Verwandtschaft deutlich, ohne allerdings Schelling explizit zu nennen. In mancher sprachlichen Wendung scheint sich Eneroth sogar an das Vorbild angelehnt zu haben, etwa, wenn er von „den sedliga evolutionen“, der „sittlichen Evolution“ schrieb, oder die gartenkulturelle Evolution des Mittelalters in die Worte fasste:

„Innan vetenskapen och konsten dock hunnit hemta sig ur det allmänna gäsningsarbetet och uppträda i sin genom christendomen pånyttfödda anda och form, blir dock odlingen ett blindt famlande, dess erbetare en förbisedd länk i samhällskedjan.“

In Wissenschaft und Kunst jedoch dazu gekommen, sich aus der allgemeinen Gärungsarbeit zu sammeln und in ihrem durch das Christentum wiedergeborenen Geist und ihrer Form aufgetreten, wurde die Kultivierung jedoch ein blind suchendes, ihre Arbeiter ein übersehenes Glied in der Gesellschaftskette].[41]

Schellings „rohe Materie“, die „gleichsam blind“ nach Ausdrucksformen des Geistes suche, entsprach Eneroths Idee und Ausdruck. Vielleicht noch sprechender war die Äquivalenz zwischen Schellings „Zustand […], wo […] der Naturgeist frei wird von seinen Banden und seine Verwandtschaft mit der Seele empfindet“, [42] und Eneroths Schlusssatz:

„Och samma ande, som frigjord lefver inom menniskan, samma ande är det, som bunden lefver i den natur, ur hvars sköte menniskan sjelf har framgått“

[Und derselbe Geist, der frei im Menschen lebt, derselbe Geist ist es, der gebunden in der Natur lebt, aus dessen Schoß der Mensch selbst hervorgegangen ist].[43]

Trotz dieser Ähnlichkeiten tauchte Schellings Name auch in dem frühen Aufsatz „Psyches Gebet“ (1848), in dem Eneroth sein Kunstverständnis offen legen wollte, nicht auf. [44] Dabei deuten auch hier Inhalt und sprachlicher Ausdruck auf das Vorbild Schellings. Dieser bezog sich im „Verhältnis der bildenden Künste zu der Natur“ mehrfach auf die antike Plastik der „florentinische[n] Niobe“, bei der es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die bekannte Plastik handelt, die in den Uffizien aufgestellt ist (vgl. Abb. 54). Schelling pries sie als „ein Äußerstes für die Plastik und die Darstellung der Seele“, [45] sowie mit den Worten: „Dies ist der Ausdruck der Seele, den uns der Schöpfer der Niobe im Bilde gezeigt hat“. [46] Mit ihr in Verbindung brachte Schelling noch die antike Fabel der Psyche und verglich Psyche mit der in den Himmel erhobenen Jungfrau des Malers Guido Reni, dem „eigentliche[n] Maler der Seele“. [47] Sicherlich auf diesen Schilderungen fußend, beschrieb Eneroth, wie ihm Sergels Plastik „Amor und Psyche“ (vgl. Abb. 53) eine Verklärung über das Wesen der Kunst geschenkt habe:

„Hvad fann jag då i dess Marmorformer? – Mig sjelf, mitt innersta väsendes grundton öfversatt i marmor, min egen själ, bedjande om kärlek […]“

[Was fand ich dort in diesen Marmorformen? – Mich selbst, meines innersten Wesens Grundton in Marmor übersetzt, meine eigene Seele, um Liebe betend].[48]

Ob Eneroth das Schellingsche Vorbild bewusst war, oder ob ihm angesichts der ähnlichen Komposition von Sergels Plastik – der flehenden jungen Frau, die ihre Arme im Schmerz über die bevorstehende endgültige Trennung der stehenden Figur empor streckt –  mit der antiken Statue der Niobe  (man vergleiche die Geste der stehenden Figur, deren rechter Arm auf dem Rücken der knienden ruht, und deren mit der linken Hand emporgehobenes Gewand im Flügel des Amor eine Entsprechung findet) lediglich die Assoziation zu Schelling kam, sei dahingestellt. Bemerkenswert ist es doch, dass Eneroth seine ‚Verklärung’ angesichts einer schwedischen Statue überkommt, denn Johann Tobias Sergel (1740-1840) war so etwas wie der schwedische Nationalbildhauer.

Wer heute das schwedische Nationalmuseum in Stockholm besucht, wird im ersten Stock einen Guss der florentinischen Niobe finden, und nur wenige Schritte von dieser entfernt, das Sergelsche Original von Amor und Psyche. Wie lange beide Plastiken schon öffentlich in einer Sammlung zugänglich sind, konnte nicht ermittelt werden. Aus Eneroths Korrespondenz ist jedoch bekannt, dass er sich in seiner Jugend für Plastiken begeisterte.

Neben diesen unterschiedlichen Schelling-Interpretationen von Fries und vor allem Eneroth gab es jedoch auch Verbindendes. Denn Fries war sich über die Grenzen jeder systematischen Naturbeschreibung im Klaren und begriff sie als eine dem Verstand notwendige Hilfskonstruktion. [49] Sein dynamisches Schöpfungsbild und die Vorstellung einer Höherentwicklung der Arten in Abhängigkeit von den Umweltbedingungen, welche die Arten zum Teil selbst schaffen, [50] deutete bereits in die Richtung der Evolutionstheorie. [51] Er akzeptiert diese zwar niemals, [52] und beharrte darauf, dass es im Anfang mehrerer pflanzliche „Stammformen“ gegeben haben müsse, [53] doch er rief immerhin Darwin als Zeugen für eine Perfektibilität einzelner Stammformen an. [54] Die Perfektibilität der Natur war für Fries in der unaufhörlichen Schöpfung angelegt; sie vollzog sich ihm ständig im Zusammenspiel und Wechsel der Arten, [55] welche ihr ‚Erbe’ an die folgenden Generationen weitergäben. Mit Hilfe seines Radienmodells gelang es ihm, eine solche Entwicklung der Arten in festen, harmonischen Grenzen zu bejahen und dabei dem Abgrund einer planlosen Natur zu entgehen: Der geschichtliche Wechsel der Vegetationsformen war für ihn in den Anlagen der Pflanzen angelegt und nahm unter kosmisch vorausbestimmten Momenten Gestalt an. [56] Bis zu seinem Tod behielt Fries seine Vision der Natur als einer harmonischen Einheit, die nicht vom Daseinskampf, sondern von göttlicher Vernunft gesteuert werde, bei. [57] Dass „eine allgemeine Harmonie […] die ganze Natur“ durchströme, war ihm nicht nur als poetischer Ausdruck richtig, „sondern eine streng wissenschaftliche Wahrheit“,[58] und er glaubte, jede Pflanzengruppe „suche“ nach der höchsten Darstellung ihres jeweiligen Urbildes. [59] Fries Anschauung war mit Schellings Naturinterpretation als göttliches Kunstwerk verwandt, in dem alles Seiende ein Abbild des Absoluten war. [60] Und auch Eneroth, der in der Natur einen Entwicklungstrieb zu Veredlung und letztlich zu wissenschaftlich-künstlerischen Durchdringung annahm, stand diesem Denken nahe. [61] Im Gleichklang mit Schelling und Fries formulierte er daher, „Schönheit“ sei „die Offenbarung der Wahrheit“. [62]

„Gartenkultur und Verschönerung der Natur [als] Gradmesser für […] ästhetische Bildung“

In philosophischer Interpretation schien Fries die Naturwissenschaft auch geeignet, das Volk über die Ordnung der Schöpfung aufzuklären. Sein populärer Aufsatz [63] „Sind Naturwissenschaften ein Bildungsmittel?“ bejahte dies nachdrücklich. Der Aufsatz erschien 1844 auch in deutscher Übersetzung. [64] In dieser „akademischen Streitschrift“ lobte Fries die Naturgeschichte als der menschlichen Historie gleichwertiges Bildungsmittel. [65] Insbesondere die Biologie, welche zwischen bloßer Empirie und spekulativer Geisteswissenschaft vermittle, sei dazu geeignet, Herz und Verstand zu bilden. [66] Fries’ Aufsatz erschien 1842, im Jahr nach Eneroths Vorlesungsmitschrift, und Eneroths erster Aufsatz zum sittlichen Verhältnis zwischen Mensch und Natur zeigte daher sicher nicht zufällig eine große Nähe zu Fries Thesen: Bei Fries scheint Eneroth eine deutliche Prägung erfahren zu haben. Mit Fries rhetorischer Frage „hvem älskar icke naturen?“ [Wer liebt die Natur nicht?] [67] leitete Eneroth seinen Aufsatz 14 Jahre später ein. Er konnte auf die Zustimmung seines alten Lehrers rechnen. Fries begriff Naturwissenschaft als religiöse Wahrheitssuche, [68] welche den Körper gesund erhalte und den Charakter veredle:

„I likhet med allt, som af en inre ädlare naturdrift utvecklas, fordrar utbildandet af denna kärlek för naturen väl allvarlig ansträngning, men medför tillika så mycken lefnadsfriskhet, ökad kraft och andelig helsa, att egentligen endast den tid behöfver dertill användas, som eljest skulle förspillas på andra nöjen, sinnets nödvändiga hvilostunder. Hvarje lifligare yngling skall alltid, riktigt hänledd, i naturalhistorien finna den ädlaste vederqvickelse efter strängare studier“. [69]

[Gleich Allem, was von einem inneren, edleren Naturtrieb entwickelt wird, fordert die Ausbildung dieser Liebe für die Natur zwar ernstliche Anstrengung, ist aber zugleich mit so viel Lebensfrische, vermehrter Kraft und geistiger Gesundheit verbunden, daß eigentlich nur die Zeit dazu verwendet zu werden braucht, welche sonst auf andere Vergnügen und nothwendige Ruhestunden des Gemüts verwendet wird. Jeder lebhaftere Jüngling wird, richtig geleitet, in der Naturgeschichte immer die edelste Erholung {nach strengen Studien} finden]. [70]

Als religiöses Feld und als Bildungsmittel fordere die „wahre Naturforschung“ [71] auch religiöse Tugenden wie ein religiöses Bedürfnis, [72] unschuldige Freude an der Schöpfung, [73] sowie Demut und Opferbereitschaft – Fries sprach hier von naturwissenschaftlichen Märtyrern. [74] Im Gegenzug empfange der Wahrheitssuchende im „Tempel der Natur“ [75] ein veredeltes Herz: [76]

„Det är de Biologiska naturvetenskapernas högre bestämmelse, att kämpa emot och […] besegra dessa, just genom sin milda försönande, optimistiska karakter: de äro för menskligheten, hvad skolan är för lärdomen. Vår tids ensidiga rigtning kommer af deras vanvård i den allmänna bildningen”. [77]

[Es ist der biologischen Naturwissenschaften höhere Bestimmung, dagegen [innere und äußere Feinde der Bildung, JS.] zu kämpfen und […] diese gerade durch ihren milden, versöhnenden, optimistischen Charakter zu besiegen; Sie sind für die Menschheit, was die Schule für die Gelehrsamkeit ist. Die einseitige Richtung unserer Zeit liegt in dem Mangel derselben an der allgemeinen Bildung.] [78]

Die Betrachtung der Natur, so Fries, wecke und nähre eine warme Liebe, eine tiefere religiöse Ahnung, welche das Bedürfnis zeige, die Offenbarung in ihrer Ganzheit zu erfassen. Ein im „Ozean der Literatur“ umhergetriebener Geist könne im „stillen Hafen der Blumenwelt“ zur Ruhe kommen.[79] Eneroth greift diesen Gedanken auf, indem er die „Salonbildung“ verspottet und fordert, diese durch Arbeit an der Natur zu veredeln. [80]

Man müsse – fordert Fries – endlich aufhören, die Naturwissenschaft wie einen geschlossenen Orden nach außen abzuschotten, [81] sondern sie stattdessen zu den Kindern tragen, Naturwissenschaft zu einem Teil des Elementarunterrichtes machen: [82]

„Och detta, mensklighetens sanna upplysning och förädling, icke blott i fysiskt, utan äfven i moralsikt och intellektuelt afseende, är deras högsta egentliga syfte. […]. Att i allt söka högre upplysning är en religiös pligt; särskilt gäller detta om naturen, hvilken Skaparen öfverlåtit menniskan att beherrska som sitt konungadöme. Hennes första pligt är väl derföre att lära känna och vårda sitt rike, fast mången i sin fåvitsko anser detta för sig alltför ringa. Men hvad som icke varit för ringa för Gud att skapa, det kann aldrig blifva för oss ringa att lära känna“. [83]

[Und diese wahre Aufklärung und Veredlung der Menschheit, nicht bloß im Physischen, sondern auch Moralischem und Intellektuellen, ist ihr [der Naturwissenschaften, JS] eigentliches, höchstes Ziel. […] In allem die höhere Aufklärung zu suchen, ist eine religiöse Pflicht, besonders gilt dies von der Natur, welche der Schöpfer dem Menschen wie ein Königreich zu beherrschen überließ. Des Menschen erste Pflicht ist es, deshalb wohl sein Reich kennen zu lernen und zu pflegen, obgleich Viele dies in ihrer Thorheit für allzu gering für sich halten. Aber was für Gott nicht zu gering gewesen ist, erschaffen zu werden, kann niemals für uns zu gering sein, kennen gelernt zu werden.] [84]

Mit Fries Naturauffassung waren Grundzüge aus Eneroths Credo vorweggenommen: Es ging darum, wissenschaftliche Kenntnis und religiöse Empfindung der Natur unter das Volk, auch speziell in die Schulen zu bringen. Dazu dürfe der Naturforscher die „Idee“ der Schöpfung über den wissenschaftlichen Fakten nicht aus den Augen verlieren, und er müsse dem Laien diese Wahrheit eröffnen. Körperliche und sittliche Veredelung würden die Folge sein, vor allem auch für den Naturforscher selbst, sofern er sein demütiges Herz bewahre und sich ganz der Wahrheitssuche hingebe. Unabdingbare Vorraussetzung sei, dass sich die naturwissenschaftliche Fachwelt nicht in sich verschließe, sondern den Anschluss suche, interdisziplinär und auch an das Volk.

Eneroth vertrat die gleiche Position: Wissenschaft (und Kunst) sollten dem Landmann die Wahrheiten der Natur darreichen, die ihm in seiner Arbeit und seiner persönlichen Entwicklung von Vorteil sein solle. Der Landmann müsse durch die Liebe zu seiner Scholle zur Aufnahme der Wahrheit bereit sein [85] und der Wissenschaftler müsse, wolle er die Wahrheit der Natur ergründen, „ohne Egoismus“ sein. [86] Eneroth ging insoweit über Fries Anschauungen hinaus, als er nicht nur Biologie und andere Naturwissenschaften, sondern auch die gestaltende Auseinandersetzung mit der Natur zum Bildungsmittel erklärte. [87]

Fries Forderung einer „ernstlichen Anstrengung“ für die Entwicklung der Liebe zur Natur schloss sich Eneroth an, empfahl dieser doch selbst physische Arbeit, sprach gar vom „kämpfenden Arbeiter“ für die Kultivierung. [88] Und aus diesem Punkt heraus entwickelte er seine eigene Interpretation der Höherentwicklung der Natur. Denn was wäre Natur anderes als dauernde Tätigkeit? Der Mensch könne sich das Prinzip der Höherentwicklung zu eigen machen, indem er die Natur veredele und zum Beispiel durch fortschrittliche Anbaumethoden ihren Ertrag vermehre. Auch nach Fries war „die wichtigste irdische Berufung, die Natur seines Landes zu veredeln und dessen vegetative Kraft zu steigern“. [89] Und dazu gehörte auch für den Botaniker die ästhetische Gartenkultur:

„Hvarje lands materiella odling börjas med den yttre naturens förädling, varje folks högre bildning genom klarare insigt i naturvetenskaperna; när naturen i båda fallen vanvårdas, förvildas kulturen. Känslolöshet för den lefvande naturens lidande och misshandling är ett uttryck af råhet; ett folks sinne för hortikultur och naturens förskönande är en mätare på dess estetiska bildning”. [90]

[Der materielle Anbau jedes Landes wird mit der äußeren Veredlung der Natur angefangen, die intellectuelle Bildung jedes Volkes durch klarere Einsicht in die Naturwissenschaften; wenn die Natur in beiden Fällen vernachlässigt wird, verwildert die Kultur. Lieblosigkeit für die Leiden und Misshandlung der lebenden Natur ist ein Ausdruck von individueller Rohheit, der Sinn eines Volkes für Gartenkultur und Verschönerung der Natur ist ein Thermometer für dessen ästhetische Bildung.][91]

Als Pomologe dachte Eneroth dabei natürlich zuerst an die Obstkultur, einer seiner bekannteren Aussprüche lautete daher: „Ein Volk ohne edlere Früchte, ohne Bedarf danach, ohne Kenntnis darum, ist ein rohes Volk“.[92]

Indem er Natur Vorrang vor der Kunst attestierte – in der Kunst erkenne man bei genauerem Hinsehen immer mehr Mängel, in der Natur dagegen immer mehr Kunst und Weisheit – scheint Fries den Wert der Gartenkultur gegenüber der freien Natur relativiert zu haben; andererseits ließe sich aus der Tatsache, dass Fries in der Kunst nur äußeren Glanz erkannte, während in der Natur „eine lebende »Seele« wohnt“, eine Bevorzugung der Gartenkunst vor allen anderen Künsten ableiten. Leider schwieg sich Fries über diesen Punkt aus. [93] Eneroth war in der Wertung zwischen Kunst und Natur eindeutig, denn für ihn war der Mensch Teil der Natur und auch seine Kunst Ausdruck der Natur: sie konnte ihm daher gar nicht hinter den ursprünglichen Schöpfungswerken zurückstehen. [94]

„Genug mit Schematisieren, Systematisieren“: Eneroths Pomologie als praktische Botanik

In Fries Pflanzensystem war für jede Pflanzenart mit ihren spezifischen Eigenschaften ein bestimmter Platz vorgesehen. Sei ein Platz nicht besetzt, dann weil die betreffende Art bereits ausgestorben oder noch nicht entdeckt sei. Prinzipiell schien Fries auch die Entstehung weiterer Arten denkbar, ja anzunehmen, denn die Schöpfung dauere ja an. [95]

Dass die Weiterentwicklung ertragreicher und gesunder Obstsorten ein wesentlicher Gradmesser für die kulturelle Entwicklung eines Volkes sei, stand für Eneroth außer Frage. [96] Auch Fries wollte ja die ästhetische Bildung am Stand der Gartenkultur messen. Auch er nahm die Vervollkommnung der Pflanzenwelt an, in der höher entwickelte Arten die niederen verdrängten.[97] Aber zählten dazu auch Züchtungen? Die Unterscheidung in Kulturpflanzen und wilde Pflanzen barg Probleme: Zwar siedelte Fries die menschliche Kunst unter derjenigen der Natur an, doch wozu rechnete man etwa natürlich entstandene Kreuzungen und worin mochte der Unterschied zu künstlichen Kreuzungen liegen? Fries musste hoffen, dass sich alle Züchtungen tatsächlich als höher entwickelt erwiesen als ihre wilden Stammeltern, damit sie neue Gruppen bilden oder außen als Verästelungen der bekannten Radien angeknüpft werden konnten, und nicht etwa in nicht vorhandene Zwischenräume hätten eingefügt werden müssen, was das ganze System zum Einsturz hätte bringen können. Mutig oder pragmatisch: Fries ergriff für die Berücksichtigung der Kulturpflanzen Partei:

„Botanisternas lilla ensidiga intresse måste häruti underordna sig kulturens stora mål; den måste uppgifva den på fördom, ej i naturen, grundade skarpa åtskillnaden mella vilda och odlade växter.“

[Das kleinlich einseitige Interesse der Botaniker muss sich hierin dem großen Ziel der Kultur unterordnen; es muss die auf Verurteilung, nicht in der Natur gründende scharfe Unterscheidung zwischen wilden und kultivierten Gewächsen aufgeben.] [98]

Auch Eneroth forderte, Züchtungen gleich den Wildpflanzen in die wissenschaftliche Forschung und Pflanzensystematik aufzunehmen. [99] Ob ihm aufging, dass darin ein Stolperstein für Fries Pflanzensystem liegen konnte (sofern man nicht von der Möglichkeit ausginge, die Kulturpflanzen würden nach einem System geordnet sein, welches nicht dem ‚göttlich-natürlichen’ System entspräche, was doch wenig harmonisch sein würde)? In einem Brief an Fries aus dem Jahr 1865 interpretierte Eneroth diese Möglichkeit als Chance:

„Genom studiet af varietetsbildningen bör artbegreppet väl omsider kunne vinna något i klarhet; – detta är den förhoppning som, från vetenskaplig synpunkt, upprätthållet mig under de sju år jag egnat åt det arbete, hvad mödar, obanad såsom vägner vårit, Herr Professor säkerligen skäll rättvisligen erkänna.“

[Durch das Studium der Varietätsbildungen kann sicherlich andererseits der Artbegriff viel an Klarheit gewinnen; – es ist diese Hoffnung, die mich vom wissenschaftlichen Standpunkt während der sieben Jahre aufrecht gehalten hat bei der Arbeit, welches – ungebahnt wie die Wege waren, Herr Professor sicherlich wohlweißlich erkennt.][100]

Vermutlich wußte Eneroth um die Widrigkeiten, die Fries bereits ab Mitte der 1850er Jahre auszuhalten hatte: Der Fries-Schüler Nils Johan Andersson, [101] von Fries als Nachfolger und Vollender seiner Pflanzensystematik vorgesehen, neigte nach einer wissenschaftlichen Weltumseglung, die ihn auch auf die Galapagos-Inseln führte und nach einem Zusammentreffen mit dem englischen Biologen Joseph Dalton Hooker immer stärker der Auffassung eines Übergangs der Arten zu. Ab 1863 veröffentlichte Andersson– vermutlich als erster in Schweden – über die Verwandtschaftstheorien von Darwin und Hooker. [102] Fries bekämpfte in seinen ‚Botanischen Ausflügen’ (1864) diese für ihn untolerablen Theorien, die zu einer Artreduzierung führen konnten, als „für die empirische Speziesbestimmung ohne Bedeutung“,[103] kämpfte jedoch einsam und unverstanden. Trotz seiner Popularität war es ihm nicht gelungen, Schüler für sich zu gewinnen, die sein – nun rückständiges – Werk fortschrieben. [104]

Aus dem Studium der Varietätsbildung Klarheit über den Artbegriff zu gewinnen, wie Eneroth in dieser Situation vorschlug, war nicht abwegig, konnte doch eine genauere Kenntnis des Vererbungsprozesses klären, ob es innerhalb einer Art mögliche Grenzen der Mutation gibt. Andererseits war Eneroths Erklärung, nur die Hoffnung auf Klärung dieser Frage habe ihn in seinen Pomologiestudien (vgl. Abb. 56) aufrechterhalten, nicht ganz aufrichtig, den eigentlich ging es Eneroth ja um die Anwendbarkeit der Botanik und ihre Verbreitung im Volk. Doch er erhielt die erhoffte Zustimmung:

„Herr Professorns här ofvan syftade bref låt mig till min innerliga glädja erfarn, att jag genom mina ringa arbeten wunnit Herr Professorns bifall till mina försök att väcka kärlek för naturen, dess wård och förädling.“

[Herrn Professors obengenannter Brief ließ mich zu meiner innigen Freude erfahren, dass ich durch meine geringen Arbeiten Herrn Professors Beifall zu meinem Versuch gewonnen habe, die Liebe zur Natur, ihrer Pflege und Veredlung zu wecken.][105]

Ein weiterer zu Fries Auffassung kritischer Punkt in Eneroths Pomologie war die Frage der allgemeinen Verwendbarkeit. Eneroth war sich der Ambivalenz des Nützlichkeitsprinzips durchaus bewusst und wusste, dass es auch als Widerspruch zum wissenschaftlich-religiösen „Streben nach Wahrheit” verstanden werden konnte. Anlässlich Fries’ Ernennung zum Ehrendoktor der Philosophie sandte Eneroth im Januar 1865 seinem alten Lehrer eine Gratulation und nutzte die Gelegenheit, auf die eigenen pomologischen Forschungen zu sprechen zu kommen. Fries Gedanken aufgreifend, begründete Eneroth aus ihnen zeitgemäße Anforderungen an das Nützlichkeitsprinzip: Das „allgemein Menschliche”, welches Fries Schriften verrieten, lasse ihn hoffen, dass er Eneroths Wirken nicht vollständig missbillige. Aufgabe der Zeit und Eneroths Lebensaufgabe sei es, „der großen Masse die Wahrheiten der Wissenschaft zugänglich zu machen” – hier wusste er sich mit Fries einig. In seiner Arbeit versuche Eneroth daher, das richtige Maß zwischen Wahrheitssuche und Nützlichkeitsforderungen zu realisieren:

”Det gäller att i den reaction mot ”sänningen för sanningars skuld”, mot ”vetenskapen för vetenskapens skuld”, som utilitarismen är på wäg, […] det gäller att i den icke förlorna sanningen ur sigt allt under det man betalar sin tribut åt nyttan. Med en sådan uppfattning af tidens ande och tidens behof egnar jag mig åt dessa pomologiska sträfvande. Måtte jag ej hafva misstagit mig i denna uppfattning!”

[Es gilt, in der Reaktion auf „Wahrheit um der Wahrheit willen” und „Wissenschaft um der Wissenschaft willen”, da der Utilitarismus auf dem Vormarsch ist […], es gilt, die Wahrheit nicht aus dem Blickfeld zu verlieren, während man seinen Tribut an den Nutzen zahlt. Mit einer solchen Auffassung des Zeitgeistes und den Anforderungen der Zeit widme ich mich den pomologischen Bestrebungen. Möge ich mich in dieser Auffassung nicht geirrt haben!] [106]

Fries hatte das reine Nützlichkeitsdenken schon 1842 in seinem Aufsatz „Sind Naturwissenschaften ein Bildungsmittel?“ verurteilt. [107] Und in der Reichstagsdebatte 1862/63, in der über einen Zuschuss für Eneroths Pomologiewerk verhandelt wurde, polemisierte ein Kritiker des Vorhabens, dass auch Professor Fries Arbeit über Pilze die Leute nicht dazu bewegt habe, mehr Pilze zu essen, und dass kein Geld vorhanden sei, ein bloßes „Kunstwerk“ zu finanzieren. [108] Im Nützlichkeitsprinzip sah Eneroth jedoch nicht nur einen Tribut an den Zeitgeist; denn als ein Jahr später seine „Svensk Pomologi” erschien, interpretierte er darin das Nützlichkeitsprinzip als demokratischen Fortschritt:

”Man vill numera icke blott sanningen för sanningens skull, konsten för konstens skull – man vill allt det äfven för människors skull, för alla människors skull. […] Man vill icke längre veta af en vetenskap för snillena och en annan för den stora massan. Vetenskapens värld har demokratiserats.”

[Man will nunmehr nicht bloß die Wahrheit um der Wahrheit willen, die Kunst für die Kunst – man will all dies auch der Menschen wegen, aller Menschen wegen. […] Man will nichts mehr wissen von einer Wissenschaft für die Genies und einer anderen für die große Masse. Die Welt der Wissenschaft ist demokratisiert worden.] [109]

Einschränkend gab er allerdings zu, dass es auch darin zu Übertreibungen gekommen sei, und immer noch gelte, was immer gegolten habe: Arbeit müsse vor allem sittlich und religiös sein, dann würden die guten Früchte schon folgen. [110] Tatsächlich beklagte Eneroth ja auch die Entartungen eines reinen Wirtschaftsdenkens, [111] und insofern war sein Versuch, zwischen den Forderungen nach Verwendbarkeit und dem Wissenschaftsanspruch zu vermitteln, ganz ehrlich. Und doch versetzte er der „alten” Botanik – und darin auch Fries – einen schweren Hieb:

„Nog med schematierande, systematiserande – för en tid åtminstone! Det är växtlifvet, vi vilja lära känna, växtens lif i förhållande till de öfriga uppenbarelserna af lifvet, till de ämnen och krafter, hvaraf den beror, samt till människans lif först och sist. Mera arbete således med egna ögon in i växtlifvets verkstad; å andra sidan mera arbete i och för utredande af odlingens inflytande på naturen samt, i sammanhang därmed, mera arbete i och för växtkunskapens tillgodogörande inom det mänskliga lifvet.

„Genug mit Schematisieren, Systematisieren – für eine Zeit wenigstens! Es ist das Pflanzenleben, dass wir kennen lernen wollen, das Leben der Pflanzen im Verhältnis zu den übrigen Offenbarungen des Lebens, den Zielen und Kräften, auf denen es beruht, und vor allem zum Leben des Menschen. Mehr Arbeit also mit eigenen Augen in der Werkstatt des Pflanzenlebens, und andererseits mehr Arbeit in und für den zunehmenden Einfluss der Kultivierung auf die Natur und, im Zusammenhang damit, mehr Arbeit in und für die Nutzung der Pflanzenkunde im menschlichen Leben]. [112]

Die alte Botanik – das waren die endlosen Streitereien über Verwandtschaft, Ketten- und Radienmodelle, was doch nur wenig praktischen Nutzen brachte. Die neue Auffassung forderte verwertbares Wissens: Was sind die Wachstumsbedingungen der einzelnen Arten, wie ist ihre Kultivierung zu verbessern? Und den letzten Schlag brachte Eneroth Fries mit einem überraschenden Nebensatz bei:

„Vi hafva vid högskolorna lärostolar för växtvetenskapen. Sådan denna vid högskolorna bedrifves – sådan blir ock des allmänna vetenskapliga behandling i alla öfriga skolor. […] Våra förhållanden tillåta icke just många sådana som Darwin att uppträda.“

[Wir haben Lehrstühle für Pflanzenkunde an den Hochschulen. So wie diese an den Hochschulen betrieben wird – so wird auch die allgemeine wissenschaftliche Behandlung in allen übrigen Schulen sein. […] Unsere Verhältnisse lassen nicht gerade zu, dass Viele wie Darwin auftreten.][113]

Eneroth hatte dazugelernt. Er nahm das neue Nützlichkeitsdenken und Darwins Theorie der „Origin of Species“ (1859) auf und blieb dabei seinen alten Träumen treu: Der Mensch müsse sich als Teil der Natur begreifen, sich unterordnen und in der Kultivierungsarbeit die Natur durchdringen.

„All vetenskapens första och sista frågor : hvad, hvarför, hvadan, hvarthän … dessa frågor göra sig nu alltmer gällande inom kulturväxternas värld . Människan blyges icke längre för sitt eget verk. De tider, då man ansåg det ogudaktig att gå vår Herre i förväg, att fuska i hans yrke […] – de tiderna äro för länge sedan gångna. […] Männsikan vill ej längre vara »naturens herre«, »naturens öga«, dess »själfmedvetande«, med mindre än att hon får underlägga sig och ansvara för allt, äfven för växtvärlden, och detta ej blott på det gamla viset i de akademiska botaniska trädgårdarna; hon vill genomtränga hela kulturvärlden med sitt vetande.“

[Die ersten und letzten Fragen der Wissenschaft sind: was, wozu, wieso, wohin … diese Fragen machen sich nun in der Welt der Kulturpflanzen immer mehr geltend. Der Mensch schämt sich nicht länger für sein eigenes Werk. Die Zeiten, in denen man es für gottesbeleidigend hielt, unserem Herrn in den Weg zu kommen, in sein Werk zu pfuschen […] – diese Zeiten sind lange vorbei. […] Der Mensch will nicht länger »Herr der Natur« sein, »das Auge der Natur«, oder ihr »Selbstbewusstsein«, es sei denn, dass er sich unterordnen und alles verantworten will, auch für die Pflanzenwelt, und dies nicht nur auf die alte Weise in den akademischen Botanischen Gärten, er will die ganze Kulturwelt mit seinem Wissen durchdringen.] [114]

Eneroths Vorwort zur Pomologie lässt auch seine neue Kontaktaufnahme mit Fries in zweierlei Licht erscheinen. Denn wie Eneroth erwähnte, hatte der letzte Reichstag in Schweden den beiden schwedischen Hochschulen großzügig Mittel für Botanische Gärten gewährt, doch noch immer besaß Schweden keinen Botanischen Garten für Kulturgewächse. In England, Deutschland, Frankreich, Russland, ja sogar im Bruderland Norwegen verfüge man schon über solche Einrichtungen. Auch an Fries als Leiter des Botanischen Gartens an der Universität Uppsala, wandte sich Eneroth mit diesem Anliegen:

”Mången af de företeelser, som jag under mina forskningar stött på i fråga om de odlade varieteternas förhållande till underart, behöfder göras till föremål för noggranna praktiska pröfvningar och forskningar i botaniska trädgårdar för tillämpad wäxtläran. För sådana äro vi här i Sverge ännu icke rustad med tillgångar.”

[Viele der Erscheinungen, auf die ich während meiner Forschungen in Frage des Verhältnisses der kultivierten Varietäten zu den Unterarten gestoßen bin, müssen zum Gegenstand sorgfältiger praktischer Überprüfungen und Forschungen in botanischen Gärten für eine anwendbare Pflanzenkunde gemacht werden. Für so etwas sind wir hier in Schweden bislang nicht zureichend ausgerüstet.] [115]

Aber es war Eneroth nicht nur um den Traum eines Pomologischen Reichsgartens zu tun, seine Ehrerbietung vor Fries war echt, selbst wenn man einigen rhetorischen Pathos abrechnet:

„Särskildt wågar jag utbedja mig Herr Professorns benägna uppmärksamhet få ett ögonblick för förordet till andra delen. Efter nio års arbete i en riktning, som af mängdar ansetts såsom en ”wurm” var det mig ett behof att uttala den åskådning och de åsigt som drifvet och upprätthållit mig under det …tet. Herr Professorn skall möjligen finnas ett och annat illa tänkt eller ille sagdt, om Herr Professorns yttranden i det sista brefvet låta mig dock hoppas att Herr Professor gillar syftningen.
[…]
Jag wågar ej trötta med vidlyfligan […] Skulle Herr Professorn anse mig i [min rin-]gen mån genom det arbete, jag unde[r] de sista 11 åren framlagt, hafva afbetal[…] af den stora skuld, hvari jag står ti[ll] samhålle och lärare […].”

[Insbesondere wage ich Herrn Professors geneigte Aufmerksamkeit für einen Augenblick auf das Vorwort des zweiten Bandes zu richten. Nach neunjähriger Arbeit in einer Richtung, die von Vielen als die eines „Wurms” angesehen wird, war es mir ein Bedürfnis, die Überzeugung und die Ansicht auszudrücken, welche mich während der Arbeit treibt und aufrechterhält. Herr Professor wird möglicherweise das Eine oder Andere schlecht gedacht oder gesagt finden, wenngleich Herrn Professors Äußerungen im letzten Brief mich hoffen lässt, dass Herr Professor meine Zielsetzung billigt.
[…]
Ich wage nicht, mit weitläufigen [Ausführungen] zu ermüden. Herr Professor sollten mich so sehen, daß ich nach Kräften durch die Arbeit, die ich in den letzten 11 Jahren meine Arbeit geleistet habe, die große Schuld zurückbezahlt habe, in der ich bei der Gesellschaft und dem Lehrer stehe […]. [116]

Eneroths Verhältnis zu Fries war das eines Schülers, der den Volksbildungsauftrag seines akademischen Lehrers mit persönlichem Aufopferungswillen weitertrug; die Lehre selbst jedoch, die veraltete romantische Biologie, ersetzte er – wohl auch unter dem Einfluss der Dezendenztheorie, vor allem aber dem neuen Nützlichkeitsdenken entsprechend – durch Pomologie als eine Form der praktischen Botanik.

 

[1] Fries, Botaniska Utflygter I, 1853; Fries, Botaniska Utflygter II, 1852; Fries, Botaniska Utflygter III, 1864.

[2] „Inledning [Einleitung]                                                                                                             S. 1,
Allmän öfversigt af Vegetationens historia på jordklotet
[Allgemeine Übersicht der Vegetationsgeschichte auf dem Erdball]                                              S. 8,
Skandinaviska Florans gränser [Grenzen der skandinavischen Flora]                                         S. 22,
Villkoren för vegetationens utbredning i den olika ländarne
[Bedingungen der Pflanzenausbreitung in verschiedenen Ländern]                                            S. 30,
Om det olika medium, hvari växterna lefva
[Über die verschiedenen medien, in denen Pflanzen leben]                                                       S. 36,
Öfver lufttemperaturens inflytande på växtligheten
[Über den Einfluss der Lufttemperatur auf die Wüchsigkeit]                                                       S. 42,
Öfver jordens och hafvets temperatur [Über die Temperatur von Erde und Wasser]                    S. 64.
Öfver Luftens fuktighet och des inverkan på vegetationen
[Über die Luftfeuchtigkeit und ihre Einwirkung auf die Vegetation]                                              S. 71,
Öfver jordalfvens (physikaliska) beskaffenhet och inflytande på vegetationen
[Über die (physikalische) Beschaffenheit der Erd… und Ihren Einfluss auf die Vegetation]           S. 81,
Vegetationernas olikheter, beroende af vexternas egen natur.
[Die auf der Natur der Gewächse beruhenden Unterschiede der Vegetation]                              S. 88,
Schonen. De 25 vextgeografiska rikena. [Schonen. Die 25 Pflanzengeographischen Reiche]      S. 94,
Svenska vegetationens förhållande till s. Europas
[Das Verhältnis der schwedischen Vegetation zum südlichen Europa]                                      S. 146,
Framställning af Morphologien i allmänhet. [Vorstellung der Morphologie im Allgemeinen]         S. 162,
De vexter, som förekomma i Danm. på dra sidan Eidern, men ej i Sverige och Norrige
[Die Pflanzen, welche in Dänemark vorkommen, … aber nicht in Schweden und Norwegen]      S. 169,
Danmark naturförhållanden och vegetationen i allmänhet
[Dänemarks Naturverhältnisse und Vegetation im Allgemeinen]                                               S. 174,
Sveriges östliga och vestliga vegetation. [Schwedens östliche und westliche Vegetation]          S. 178,
Götha Rike. [Das Göthische Reich]                                                                                        S. 182,
Svea Rike. [Das Schwedische Reich]                                                                                     S. 187,
Norrige.[Norwegen]                                                                                                               S. 191.
Lappmarken [Das Lappgebiet]                                                                                               S. 192.
Jordtemperaturen. [Die Erdtemperatur]                                                                                  S. 194.”

[Eneroth, Professor E. Fries’ föreläsningar vårterminen 1844 (E. Fries Vorlesungen im Frühjahrstermin 1844), o.P. Manuskript MS 71-37, Hierta-Retzius-Arkivet, kungl. Vetenskapsakademien Stockholm, Übersetzung von mir].

[3] Olof Eneroth, Brief an Elias Fries vom 22.01.1865.

[4] Marklin, Catalogus disputation, 1856, S. 39.

[5] Fries, Botaniska utflygter I, 1853; S. 20. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 14f.

[6] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 22, 41. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 17, 34.

[7] Vgl. Kapitel 5.2, 5.3.

[8] „För många år sedan erfar jag en gång, att Herr Professorn trodde mig hafva öfvergifvet naturen för dikten“ [Olof Eneroth an Elias Fries, Brief vom 03.03. 1866, Übersetzung von mir].

[9] Vgl. Eriksson, Elias Fries och den romantiska Biologien, 1962.

[10] Der Direktor des botanischen Gartens Breslau, Nées von Esenbeck, zählte 1860 zu den gut 100 ausländischen Mitgliedern im Svenska Trädgårdsföreningen [Svenska Trädgårdsföreningens Årskrift 1860, S. XII], dessen Sekretär zu dieser Zeit Eneroth war. Wie Oken zählte er zu den bekannten Botanikern der Zeit [Regel, Prof. Dr. Nees von Esenbeck in Breslau, 1852, S. 257; Redaktion der Gartenflora, Denkmal für L. Oken, 1854, S. 414].

[11] Eriksson, Elias Fries och den romantiska Biologien, 1962, S. 27-37.

[12] Z.B. über den mit Fries und Eneroth bekannten Eduard Regel, der zur finanziellen Unterstützung „für unsern berühmten Nees von Esenbeck“ aufrief. [Regel, Prof. Dr. Nees von Esenbeck in Breslau, 1852].

[13] Vgl. Eriksson, Elias Fries och den romantiska Biologien, 1962, S. 41ff.

[14] Eneroth, Trädgårdsodling och naturförsköningskonst I, 1857, S. 9. Übersetzung von mir.

[15] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 15.

[16] Fries, Botaniska utflygter III, 1864, S. 6. Übersetzung von mir.

[17] „De biologiska forskningsarterna äro i bildningens vigtskål en nödvändig motvigt emot Mathematiska, som, ensidig uppfattade, kunna leda till mekanisk uppfattning af verldsalltet. Ty dessa, för att vara sin idé trogna, måste vara rent rationalisitiska, afse materien och dess krafter, de biologiska åter supranaturalistiska samt betrakta lifvet och dess i oändlighet vexlande uppenbarelser.” [Die biologischen Forschungsarten sind auf der Waage der Bildung ein notwendiges Gegengewicht gegen die mathematischen, welche, einseitig aufgefasst, zu einer mechanischen Auffassung des Weltalls führen können. Denn um ihrer Idee treu zu bleiben, müssen sie ganz rationalistisch sein, bezogen auf die Materie und ihre Kräfte; die biologischen dagegen supranaturalistisch und das Leben in seinen unendlich wechselnden Offenbarungen betrachten]. Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 15f. Hervorhebung im Original, Übersetzung von mir.

[18] „Vi antaga nemligen trenne kunskapskällor, en kritisk i menskliga förnuftet, en gudomlig uppenbarelse i naturen och en annan i hjertat och samvetet. Naturvetenskapernas filosofi, grundlagd af Aristoteles och Baco, förenar religion och förnuft och sammanfaller så nära med den empiriska naturforskningen, att bådas framsteg äro gemensamma“. [Wir nehmen nämlich drei Erkenntnisquellen an: Eine kritische in der menschlichen Vernunft, eine göttliche Offenbarung in der Natur und eine Weitere im Herzen und dem Gewissen. Die Philosophie der Naturwissenschaften, basierend auf Aristoteles und Bacon, vereint Religion und Vernunft und fällt so nahe mit der empirischen Naturwissenschaft zusammen, dass deren aller Fortschritt gemeinsam ist]. Fries, Botaniska utflygter III, 1864, S. 4. Hervorhebung im Original, Übersetzung von mir.

[19] Es handelte sich um Schelling, Ideen zu einer Philosophie der Natur als Einleitung in das Studium dieser Wisenschaft, Jena; Leipzig 1797; Schelling, Von der Weltseele, eine Hypothese der höheren Physik zur Erklärung des allgemeinen Organismus, Hamburg 1798; Schelling, Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie, Jena; Leipzig 1799 [Eriksson, Elias Fries och den romantiska Biologien, 1962, S. 6].

[20] Vgl. Polianski, Ästhetisierung der Pflanzenkunde, 2004, S. 228-241. Eriksson, Elias Fries och den romantiska Biologien, 1962, S. 5-10.

[21] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 143.

[22] Ebd., S. 146.

[23] Ebd., S. 142. Jede Grundeinheit ist durch ein spezifisches Verhältnis der Grundelemente Wasser, Luft, Licht und Hitze bestimmt [Eriksson, Elias Fries och den romantiska Biologien, 1962, S. 459].

[24] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 142f.

[25] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 144.

[26] Dies zeige z.B. der Vergleich von Wal und Fisch, oder von Schmetterling und Vogel.

[27] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 157.

[28] Ebd., S. 28.

[29] „Långt ifrån att anse lifvet som en högre stegring af den oorganiska naturens krafter, betraktar Biologien dessa som lifvets motsats […].“ [Weit entfernt davon, das Leben als eine höhere Steigerung der Kräfte der unorganischen Natur anzusehen, betrachtet die Biologie dieses als Gegensatz zum Leben …]. Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 16. Übersetzung von mir.

[30] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 27.

[31] Eriksson, Elias Fries och den romantiska Biologien, 1962, S. 7.

[32] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 143. Übersetzung von mir.

[33] Eneroth, Handbok i Svensk Pomologi, I, 1896, S. 4.,

[34] Schelling, Verhältnis der bildenden Künste zu der Natur, 1860, S. 293ff.

[35] Ebd., S. 293.

[36] Natur ist „dem begeisterten Forscher allein die heilige, ewig schaffende Urkraft“ [Schelling, Verhältnis der bildenden Künste zur Natur, 1860, S. 293], Vollkommenheit ist nichts anderes als das schaffende Leben“ [Schelling, Verhältnis der bildenden Künste zur Natur, 1860, S. 294], Kunst ist „werkthätige Wissenschaft“ [Schelling, Verhältnis der bildenden Künste zur Natur, 1860, S. 299].

[37] Ebd., S. 299f.

[38] Ebd., S. 300.

[39] Ebd., S. 305.

[40] Eneroth, Trädgårdsodling och naturförsköningskonst I, 1857, S. 4ff. Vgl. Kapitel 2.1.

[41] Ebd., S. 11. Hervorhebung und Übersetzung von mir.

[42] Schelling, Verhältnis der bildenden Künste zu der Natur, 1860, S. 311.

[43] Eneroth, Trädgårdsodling och naturförsköningskonst I, 1857, S. 17. Übersetzung von mir.

[44] Eneroth, Litteratur och Konst II, 1876, S. 1-14.

[45] Schelling, Verhältnis der bildenden Künste zu der Natur, 1860, S. 321.

[46] Ebd., S. 314.

[47] Ebd., S. 320.

[48] Eneroth, Litteratur och Konst II, 1876, S. 3. Übersetzung von mir.

[49] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 156.

[50] Ebd., S. 23.

[51] Fries verwendet den Begriff Evolution selbst [Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 55].

[52] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 27. Vgl. Eriksson, Elias Fries och den romantiska Biologien, 1962, S. 462.

[53] Fries, Botaniska utflygter III, 1864, S. 113-114. Vgl. Eriksson, Elias Fries och den romantiska Biologien, 1962, S. 446.

[54] Fries, Botaniska utflygter III, 1864, S. 114.

[55] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 24.

[56] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 55f.

[57] Eriksson, Elias Fries och den romantiska Biologien, 1962, S. 462.

[58] „Att en allmän harmoni genomströmmar hela naturen är icke något bildlikt eller blott poetiskt uttryck, utan en sträng vetenskaplig sanning […]“. [Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 141. Übersetzung von mir].

[59] Ebd., S. 156. Vgl. Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 28.

[60] Peetz, Schelling, 1991, S. 187.

[61] Vgl. Kapitel 2.6.

[62] „Och skönheten är sanningens uppenbarelse” [Eneroth, Trädgårdsodling och naturförsköningskonst I, 1857, S. 9. Übersetzung von mir].

[63] Frängsmyr, Svensk Idéhistoria II, 2000, S. 39.

[64] Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844. Zu Hornschuch vgl. Kapitel 4.2.1.
Im Folgenden zitiere ich aus dem schwedischen Original der 2. Ausgabe von 1853 und der deutschen Übersetzung von 1844. Meine Korrekturen der Übersetzung sind mit ‚[JS]’ gekennzeichnet.

[65] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 14.

[66] Ebd., S. 5-7.

[67] Ebd., S. 34. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 28.

[68] Fries, Botaniska utflygter III, 1864, S. 6.

[69] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 20. Hervorhebungen im Original.

[70] Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 14-15. Hervorhebungen im Original, Im Klammereinschub meine Übersetzung nach dem schwedischen Original, da dieser Passus in der deutschen Übertragung von 1844 weggelassen wurde. Vgl. Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 19: Naturwissenschaft als „Gymnastik für Seele und Körper“.

[71] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 22. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 17.

[72] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 2. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. V-VI.

[73] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 45. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 38.

[74] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 22. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 17.

[75] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 51. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 42.

[76] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 21. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 15.

[77] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 47f.

[78] Übersetzung von mir. Die deutsche Übertragung in Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 40 übersetzt „menskligheten” falsch als „Menschheit”.

[79] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 52. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 43.

[80] Eneroth, Trädgårdsodling och naturförsköningskonst I, 1857, S. 5. Übersetzung von mir. Vgl. Kapitel 2.1.

[81] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 42. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 35.

[82] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 10.

[83] Ebd., S. 48.

[84] Übersetzung von mir. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 40-41 gibt als deutsche Übertragung „upplysning” einmal als „Erhebung”, ein andermal als „Vollkommenheit” anstelle des korrekten „Aufklärung“ bzw. „Erleuchtung“ wider.

[85] „Det är denn odlarens djupare kärlek till sin torfva, som skulle göra hans arbete i anletets svett till en glädje och en gudstjenst […]. Och det är denna kärlek, som skulle göra honom mottaglig för de sanningar och de sanningnes afspeglingar, som vetenskapen och konsten hafva att bjuda honom till mångfaldiga fördelar för hans egen utveckling samt hans jord och hans arbete” [Eneroth, Trädgårdsodling och naturförsköningskonst I, 1857, S. 10].

[86] „Hans kärlek till och arbete för sanningen och naturen måste vara utan sjelfviskhet, om han skall lyckas tränga in i naturens hemligheter” [Eneroth, Trädgårdsodling och naturförsköningskonst I, 1857, S. 7].

[87] Vgl. Kapitel 2.6.

[88] Eneroth, Trädgårdsodlingen och naturförsköningskonst I, 1857, S. 17.

[89] „[…] sitt första jordiska kall, att förädla sitt lands natur och uppdrifva dess vegetativa kraft“ [Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 92. Übersetzung von mir].

[90] Ebd., S. 9-10.

[91] Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 4.

[92] „Ett folk utan ädlare frukter, utan behof däraf, utan kännedom därom är ett rått folk“ [Eneroth, Handbok i Svensk Pomologi II, 1866, Übersetzung von mir].

[93] „Men emellan konstens och den organiska naturens alster förblifver alltid den genomgripande skillnad, oaktad allt hvad snillet framsökt för att upphöja sina egna skapelser, att hos de förra, ju nogare och på ju närmare håll (såsom under förstoringsglas) de beskådas, desto flera bristfälligheter upptäckas; då naturens, ju längre de studeras, desto outtömligare finner man den konstrikhet och visdom, långt utöfver hvad man kann se och fatta, som i henne återspeglas, eller att öfver de förra blott hvilar en yttre glans, då i de sednare innebor en lefvande »själ«. Men hvilka otaliga grader åtskilja icke denna, ifrån plantans medvetslösa till menniskans ensamt full medvetna och derföre till ännu skönare utveckling mogna?“ [Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 38. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 31-32.

[94] Vgl. Eneroth, Handbok i Svensk Pomologie II, 1866, Vorwort.

[95] Fries, Botaniska utfygter II, 1852, S. 24.

[96] Eneroth, Handbok i Svensk Pomologie I, 1866, Vorwort.

[97] Fries, Botaniska utflygter II, 1852, S. 28.

[98] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 99.

[99] Eneroth, Handbok i Svensk Pomologie II, 1866, Vorwort.

[100] Olof Eneroth, Brief an Elias Fries vom 22.01. 1865.

[101] Vgl. Kapitel 5.5.1.

[102] Eriksson, Fries och den romantiska biologien, 1962, S. 429-448.

[103] Fries, Botaniska utflygter III, 1864, S. 114. Übersetzung von mir. Vgl. Eriksson, Fries och den romantiska biologien, 1962, S. 446. Darwin erwähnt seinerseits auch Fries [Darwin, The Origin of Species, 1967, S. 63].

[104] Eriksson, Fries och den romantiska biologien, 1962, S. 430.

[105] Eneroth an Elias Fries, Brief vom 3.3. 1866, Übersetzung von mir.

[106] Olof Eneroth, Brief an Elias Fries vom 22.01.1865, Übersetzung von mir.

[107] Fries, Botaniska utflygter I, 1853, S. 10. Vgl. Fries, Naturwissenschaften ein Bildungsmittel, 1844, S. 5.

[108] Påhlmann, Eneroths Pomologi, 1939, S. 136-137.

[109] Eneroth, Handbok i Svensk Pomologie II, 1866, Vorwort.

[110] Ebd., Vorwort.

[111] Eneroth, Trädgårdsodling och Naturförsköningskonst II, 1859, S. 56.

[112] Eneroth, Handbok i Svensk Pomologie II, 1866, Vorwort. Hervorhebung im Original.

[113] Ebd., Vorwort.

[114] Ebd., Vorwort.

[115] Olof Eneroth, Brief an Elias Fries vom 23.08.1866. Übersetzung von mir.

[116] Olof Eneroth, Brief an Elias Fries vom 23.08.1866. Übersetzung von mir.