Villa Miraflores in Wentorf

Villa, Senkgarten, Palmenhaus und gärtnerische Zierflächen, um 1920
Blick von der Rosenhöhe auf die Villa, 1937

Gartenhistorisches Gutachten sowie Entwurfs- und Genehmigungsplanung zu einem um 1913 erbauten Villengarten. Zusammenarbeit mit Wiggenhorn & van den Hövel Landschaftsarchitekten BDLA, im Privatauftrag.

Wegen der Nähe zu Hamburg und seiner guten Erreichbarkeit (von Hamburg zum seit 1847 bestehenden Reinbeker Bahnhof etwa eine halbe Stunde Fahrt) war ab 1866 entlang der Bille und auf den anliegenden Randhöhen ein neuer Ortsteil, zunächst „Neu-Reinbek“, dann auch „Neu-Wentorf“ genannt, entstanden: Viele Hamburger Großbürger errichteten ab Ende des 19. Jahrhunderts Villen im Billetal auf für die Landwirtschaft unbrauchbaren Heide- und Buschkoppeln, statt teurere Grundstücke an Elbe oder Alster zu erwerben.

Der Hamburger Überseekaufmann Eduard Fellmer (1852-1924) erwarb dort ein Grundstück zwischen dem alten Dorfkern von Wentorf und dem nördlich gelegenen Mühlenteich, etwa 21.000 Quadratmeter groß. Der um 1911 auf dem Bebauungsplan von Wentorf mit den Gartenanlagen verzeichnete Bau sollte auf einem Plateau entstehen, dass über einen Taleinschnitt hinweg den Blick auf die Anlagen des seit 1901 bestehenden westlich gelegenen Golf-Clubs freigab. Fellmers Villa war eine der letzten im „Neu Reinbek“, später „Neu Wentorf“ genannten Villengebiet.

Die Gartenanlagen lassen sich auf einem auf die Jahre um 1920 datierten Schrägluftbild ausmachen. Sie bestätigen die gemäß Bebauungsplan ausgeführte Wegeerschließung und Gebäudestellung einschließlich eines repräsentativen Gewächshauses sowie einer östlich davon zur Villa anschließenden Pergola. Sie zeigen darüber hinaus detailliert die in ringförmigen Segmenten ausgeführte geometrische Gliederung eines vertieften Rondells. Auch der bereits ältere Baumbestand, der sich in Richtung des natürlichen Geländeeinschnitts waldartig verdichtet, lässt sich von den jüngeren Nachpflanzungen insbesondere im Bereich der nördlich des Pförtnerhauses gelegenen Nutzgartenflächen unterscheiden.

Die Baubeschreibung Emil Neuperts vom Juli 1913 für die ausführende Firma Gustav Röder GmbH in Langenhagen spezifiziert das achteckige Gewächshaus als verglastes und mit Schattierungsvorrichtung versehenes Palmenhaus, dessen Zentrum ein achteckiges Bassin für einen Springbrunnen einnehmen sollte. Das daneben befindliche beheizbare Treibhaus diente der Fliederzucht. Die Fertigstellung sollte zum 1. Oktober 1913 erfolgen.
Mitte Oktober beauftragt Neupert Firma H. Lohse aus Bergedorf mit dem Bau einer Pergola aus hochwertigem Pitchpine, ruhend auf einem der Villa entsprechenden Zyklopenmauerwerk. Die oberseits mit Zinkblech gedeckte Pergola sei den Warmbeetfenstern von Firma Röder und der Rotunde so anzupassen, dass eine Nachrüstung durch solche Fenster möglich wäre. Das Holzwerk sollte direkt an den Kücheneingang (an der nördlichen Schmalseite der Villa, unterhalb des Balkons) erfolgen und nur in diesem Bereich auf die Zinkdeckung verzichten. Der Bau sollte inkl. Malerarbeiten zum 8. November abgeschlossen sein.

Nach Eduard Fellmers Tod im Jahr 1924 bewohnte seine Witwe Anna das Haus bis 1931. Eine Fotografie dieser Zeit zeigt die Villa vom Hauptweg aus nordwestlicher Richtung und bestätigt die Errichtung der weißgestrichenen Pergola am Kücheneingang. Darüber hinaus sind die leicht angeböschten Rasenflächen vor der Villa und die dichte Bepflanzung der Vegetationsflächen mit kegelförmigen Nadelgehölzen und einem hohen Nadelbaum zu erkennen sowie die Blumenrabatten nördlich des Hauptweges. Die Nordfassade ist mit einem Selbstklimmer berankt.

Die Gartenanlagen heben sich in ihrem engen symmetrisch-geometrischen Bezug auf die Villa bei gleichzeitig geschickter Einbettung in die besonders markante Geländetopographie von zeitgenössischen Gärten der Region ab. Der damals wirkende Gartenarchitekt ist nicht überliefert.

Die wesentlichen Geländemodellierungen samt Stützmauern und Freitreppen sowie originalem und eindrucksvollem Gehölzbestand sind bis in unsere Zeit überkommen. Patina und ein Anflug romantischer Verwilderung lassen das Ensemble schöner denn je erscheinen. Vorsichtig sollen künftig alte Raumbezüge wiedererweckt und teilweise weiterentwickelt werden.