Karl Friedrich Thelemann (1811-89)

Portrait Thelemanns von Ludwig Knaus, 1862 (Museum Georg Schäfer, Schweinfurt)
Gewächshaus der Blumnausstellung zu Biebrich, 1862
Entwurfsplan des „Warmen Damm“ in Wiesbaden, um 1850

Gartenhistorische Untersuchung

Das Werk Karl Friedrich Thelemanns (1811-1889) vereint klassische englische Landschaftsgartenkunst mit botanischem Fachwissen und praktischer Gartengestaltung. Thelemann brachte durch seine vielfältigen Auslandsaufenthalte in Frankreich, England und insbesondere St. Petersburg Wissen um exotische Pflanzen und innovative Gartenkonzepte mit und setzte diese bei der Gestaltung herzoglicher Anlagen und öffentlicher Parks in Deutschland um.

Sein Einfluss zeigt sich deutlich in der Umgestaltung des Schlossparks Biebrich, wo er als Gartendirektor neue Gewächshäuser für internationale Blumenschauen initiierte und die Parkanlage mit Elementen des Landschaftsgartens weiterentwickelte.

Thelemanns gartenhistorische Bedeutung liegt in der Verbindung von praktischer Gartenbaukunst, wissenschaftlicher Pflanzenkenntnis und der Förderung großer, öffentlich zugänglicher Garten- und Parkräume, die als Vorläufer moderner Gartenausstellungen gelten. Durch seine Mitwirkung an der Vermittlung des Palmengartenprojekts in Frankfurt trug er wesentlich zur Förderung des öffentlichen Gartenbaus bei. Auch nach seinem offiziellen Ruhestand blieb er beratend tätig und beeinflusste die Pflege und Entwicklung von Gartenanlagen weiter.

Sein Schaffen dokumentiert den Übergang von höfischen Privatgärten hin zu kulturgeschichtlich bedeutenden öffentlichen Grünräumen, die gesellschaftliche Funktionen erfüllen und zugleich gartenkünstlerische Höchstleistungen erbringen. Damit steht Thelemann für eine Epoche, in der Gartengestaltung als umfassende Kulturaufgabe begriffen wurde, die sowohl künstlerische Vision als auch technische Innovation verlangte. Seine Arbeiten verbinden traditionelle Gartenkunst des 18. Jahrhunderts mit den Anforderungen einer sich modernisierenden Gesellschaft im 19. Jahrhundert.​

Im Zuge der Untersuchung wird erstmalig Thelemanns Wirken als Obergärtner und Leiter der Kulturen im Kaiserlichen Botanischen Garten Sankt Petersburg sowie im Schlossgarten von St. Cloud bei Paris nachgegangen.

Überarbeitung und Ergänzung eines Gutachtens im Auftrag der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen
für Stella Junker-Mielke Gartendenkmalpflege und Freiraumplanung, Hamburg/Worms

Pionierrepublik Wilhelm Pieck

zeitgenössisches Idealbild der Pionierrepublik
Wohngebäude und zentrale Grünfläche des Teillagers 1, 1982
„Garten der Freundschaft“ in der Pionierrepublik, 2023

Gartendenkmalpflegerische Zielplanung

1952 am Werbellinsee in Brandenburg eröffnet, war die Pionierrepublik „Wilhelm Pieck“ das zentrale Pionierlager der DDR. Sie wurde mit rund 18 Millionen Mark aus staatlichen Mitteln errichtet und war eine „Republik in der Republik“ mit einer Fläche von über einem Quadratkilometer. Das Lager war Teil der sozialistischen Kinder- und Jugendorganisationen, insbesondere der Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ unter dem Dach der Freien Deutschen Jugend (FDJ).​

Die Anlage wurde nach dem Vorbild des sowjetischen Allunions-Pionierlagers Artek gestaltet. Die architektonische Planung lag in den Händen von Richard Paulick, während die landschaftliche Gestaltung vom Gartenarchitekten Reinhold Lingner verantwortet wurde. Das Lager bot moderne Unterkünfte, zahlreiche Sport- und Freizeiteinrichtungen und einen eigenen Badeplatz am Werbellinsee und war eingebettet in die bewegte Landschaft der Schorfheide.

Die Pionierrepublik diente als ein Ort der politischen Erziehung und Sozialisation für Kinder von der ersten bis zur achten Klasse, um diese im „sozialistischen Klassenstandpunkt“ zu festigen und galt als Kaderschmiede . Bis 1989 fanden internationale Sommerlager mit Kindern aus zahlreichen Ländern statt, was der Pionierrepublik ebenso politische Strahlkraft verlieh, wie Besuche ausländischer Prominenter wie Angela Davis, Juri Gagarin und Yassir Arafat.​

Nach der Wiedervereinigung wurde das Lager an das Land Brandenburg übergeben und entwickelte sich zur Europäischen Jugenderholungs- und Begegnungsstätte Werbellinsee, wobei das Areal eine wechselvolle Nachwendegeschichte durchlief. Heute dient die insgesamt hervorragend überlieferte Anlage als Europäische Jugenderholungs- und Begegnungsstätte Werbellinsee (EJB) für Kinder- und Jugendfreizeiten, Trainingscamps, Ferienlager sowie Familienurlaube.

Basierend auf einer detaillierten Bestandsaufnahme und Quellenauswertung soll eine denkmalpflegerische Zielplanung die Bedeutung der denkmalgeschützten Gesamtanlage und ihrer Teile darstellen sowie Schutz- und Sanierungsschwerpunkte empfehlen.

Gutachten im Auftrag der Eigentümerin
in Zusammenarbeit mit Stella Junker-Mielke Gartendenkmalpflege und Freiraumplanung, Hamburg/Worms und
Freiraumkonzepte Landschaftsarchitekten, Leipzig

Palais Doos in Wilster

Blick aus dem Obergeschoss des Palais, 2022
Barocke Skulpturen schmücken den Blumengarten

Leistungsphasen 1-9.

Aus einem barocken Bürgergarten des frühen 18. Jahrhunderts ließ Kanzleirats Johann Hinrich Doos um 1785 einen in seinen geometrischen Grundstrukturen und seinem Skulpturenprogramm bis heute gut tradierten Garten gestalten. Durch eine Schenkung seiner Witwe ging das Anwesen 1829 in den Besitz der Stadt Wilster über und diente bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts als Amtssitz der Wilster Bürgermeister. Ende des 19. Jahrhunderts wurde der rückwärtige Gartenteil im landschaftlichen Stil umgeformt. Der Garten galt lange als pseudobarocke Anlage. Mit den erneuten Recherchen gelang der Nachweis, dass es sich tatsächlich um eine barocke Gartenanlage handelt.

Die in einem Pflege- und Entwicklungskonzept aus dem Jahr 2020 konzipierten Maßnahmen sollen den aktuellen Recherchen und Bewertungen angepasst, detailliert und umgesetzt werden.

Planungsauftrag des Büros Hannes Rother Gartendenkmalpflege und Freiraumplanung für das Amt Wilstermarsch in Zusammenarbeit mit Hannes Rother Gartendenkmalpflege und Freiraumplanung und Munder und Erzepky Landschaftsarchitekten BDLA.